Friedemann Derschmidt

Friedemann Derschmidt (* 1967 in der Stadt Salzburg) ist Dokumentarfilmer und freischaffender bildender Künstler mit Schwerpunkt Video und Medien.

Salzburgbezug

Derschmidt forschte als ein entfernter Nachfahre von Erasmus Gerhard Reichel-Dolmatoff die NS-Vergangenheit seiner Familie. "Ich dachte, wenigstens einer in der Familie war kein Nazi - denn er war ja ins Ausland geflohen. Dann legte meine Großtante die ‚Geständnisse eines Gestapo-Mörders' auf den Tisch." Darin beschreibt Erasmus Gerhard Reichel-Dolmatoff, wie er als SS-Mann im Juni 1934 in München SA-Männer in ihren Wohnungen exekutierte, teils vor den Augen ihrer Kinder.

Derschmidt beschreibt den Inhalt der Lektüre als "grauslich". Damit habe er nicht gerechnet. "Reichel war ein Nazi, der im Auftrag von Nazis Nazis getötet hat - tagelang." Derschmidt bezweifelt, dass Reichel in seinem "zweiten Leben" eine Läuterung erfahren hat. "Es gab Studierende in den 1970er-Jahren, die Kritik übten an seinen Forschungen, dass diese von der Rassenhygiene geprägt seien." Es gebe aber keine Hinweise darüber, dass er sich nach 1945 zu seiner NS-Vergangenheit geäußert habe, sagt Derschmidt.

Der Künstler hat seine Forschungen unter dem Titel "Reichel-Komplex" online und als Buch ("Sag du es deinem Kinde", Löcker-Verlag) veröffentlicht - und seiner Tochter gewidmet.

Als Überbringer schlechter Nachrichten in der Familie sei es nicht immer leicht für ihn gewesen, erzählt er. "Nicht alle Verwandten waren aufgeschlossen. Am Ende haben aber viele gesehen, dass es gar nicht so wehgetan hat." Es gehe ihm nicht um Schuldzuweisungen, sondern um Verantwortung für die Gegenwart. Und er fragt: "Wer garantiert, dass so etwas nicht wieder passiert? Und ist es wirklich je zu Ende gegangen?"

Weblink

Quellen

  • www.sn.at, 26. April 2025: "Bekannter Salzburger Forscher war Auftragsmörder für Hitler - die unfassbare Geschichte von Erasmus Reichel", ein Beitrag von Simona Pinwinkler