Igor Caruso

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Graf Igor Alexander Caruso (* 4. Februar 1914 in Tiraspol, Ukraine; † 28. Juni 1981 in der Stadt Salzburg) war ein bedeutender Psychoanalytiker.

Leben

Seine Eltern gehörten dem Kleinadel an. Schon in Kindesjahren musste er mit seinen Eltern seine Heimat verlassen und zog nach Bessarabien[1].

Igor Caruso war von Februar 1942 bis Oktober 1942 unter dem Stationsarzt Heinrich Gross Erzieher und psychologischer Gutachter in der "Kinderfachabteilung", den Pavillons 15 und 17 der Wiener "Fürsorgeanstalt" Am Spiegelgrund. Seine Gutachten hatten bei mindestens 14 Kindern deren Ermordung im Rahmen der NS-Kindereuthanasie zur Folge. Seinen eigenen Angaben nach hatte er jedoch niemals etwas von den dort stattgefundenen Morden an Kindern gewusst, da er als ausländischer und fremdländisch sprechender Arzt nicht das Vertrauen seiner Vorgesetzten erlangte[2].

1947 gründete er den "Wiener Arbeitskreis für Tiefenpsychologie"[3]. Es folgte 1953 die Gründung einer "Gruppe Innsbruck des Wiener Arbeitskreises für Tiefenpsychologie", dessen Leiter Eduard Grünewald war. Als eine Konsequenz der Ausbildung von aus Südamerika stammenden Kandidaten und auch im Zusammenhang mit den persönlichen Kontakten Carusos nach Südamerika war 1956 der "Brasilianische Arbeitskreis für Tiefenpsychologie" unter der Leitung von Malomar Lund Edelweiß gegründet worden. Und 1958 wurde dann das "Internationale Generalsekretariat der Arbeitskreise für Tiefenpsychologie" aus der Taufe gehoben, dem sich 1959 der "Berner Arbeitskreis für Tiefenpsychologie" anschloss.

? erhielt er die österreichische Staatsbürgerschaft. 1972 wurde er als Universitätsprofessor für Psychologie an die Universität Salzburg berufen. An der damals neugegründeten Universität Salzburg gab der Ordinarius für Psychologie, Wilhelm Josef Revers, den Ton an. Heimo Gastager erhielt einen Lehrauftrag für Psychopathologie. Dazu stieß nun aus Wien Igor Caruso. Gastager war schon in Wien sein Schüler und Freund gewesen.

Das Triumvirat Caruso-Gastager-Revers bildete bald an der Universität Salzburg einen Anziehungspunkt für Studenten aus dem In- und Ausland, vor allem aus Deutschland. Konnte man doch hier eine Psychologie studieren, die tief im Menschlichen fundiert war und über die damals übliche vorherrschende Experimentalpsychologie weit hinaus ging. Das sogenannte "Dreierseminar" (Caruso, Gastager, Revers) griff noch dazu soziale Themen auf und wurde so zur Anlaufstelle der 1968er-Generation. Es entstanden daraus konkrete soziale Aktivitäten, die zum Teil heute noch wirksam sind.

1974 konstituierte sich der "Salzburger Arbeitskreis für Tiefenpsychologie", zu dessen Vorstand u. a. Gerhart Harrer zählte, ehemaliger Nationalsozialist und SS-Offizier, seit 1971 Direktor der Christian-Doppler-Klinik[4]. Er gab auch die ausschlaggebenden Impulse für die Entstehung der Sexualberatungsstelle Salzburg.

Es kam aber nach einigen Jahren zu einem Zerwürfnis zwischen Revers und Caruso aufgrund unterschiedlicher Auffassungen in Fragen der Psychoanalyse. Für Caruso waren dabei besonders die sozialpsychologischen Aspekte der Psychoanalyse wichtig.

Caruso gab im Laufe seines Lebens eine Reihe von Büchern heraus.

Igor Caruso starb in der Nacht vom 27. auf 28. Juni 1981 in der Christian-Doppler-Klinik an Herzversagen.

Er hatte die psychosoziale Landschaft in Österreich und insbesondere in Salzburg nachhaltig verändert. Caruso übte an der Uni Salzburg die einzige Professur für Psychoanalyse aus. Er modifizierte sein vom katholischen Existenzialismus geprägtes Weltbild und wandte sich dem Marxismus zu und engagierte sich für sozialpolitische Projekte, beispielsweise in der Betreuung von Obdachlosen, gab Anstöße für die Gründung der Bewährungshilfe, und er setzte sich für einen anderen Umgang mit Psychiatrie-Patienten ein[5].

Quellen

Einzelnachweise

  1. Bessarabien war ein Grenzland, das jahrhundertelang zum Fürstentum Moldau gehörte und 1812 von Russland erobert wurde, heute etwa die Republik Moldau.
  2. Quellen Dokumentarfilm Igor A. Caruso von Michael Kolnberger im Das Kino, März 2009 und Ich war gar nicht eingeweiht
  3. siehe die Geschichte des Wiener Arbeitskreises für Tiefenpsychologie
  4. Quelle Ich war gar nicht eingeweiht
  5. Zitat-Quelle Igor A. Caruso:Filmische Hommage an einen großen Psychoanalytiker