Besatzungskinder

Aus SALZBURGWIKI
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Besatzungskinder sind oder waren Kinder, die in der Besatzungszeit (1945 bis 1955) aus Begegnungen zwischen Angehörigen der Besatzungsmacht (im Land Salzburg: USA) und einheimischen Frauen hervorgingen.

Geschichte

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, zwischen 1945 und 1955, war Österreich von den vier Alliierten Hauptmächten (Vereinigte Staaten von Amerika, Großbritannien, Frankreich und Sowjetunion) besetzt. Die amerikanische Besatzungszone umfasste Salzburg und Oberösterreich bis zur Donau (sowie einen Teil Wiens).

Die amerikanische Besatzungsmacht rekrutierte für ihre Zwecke, nicht zuletzt auch für den Zweck der Unterhaltung der Soldaten, zahlreiche einheimische Kräfte. So standen alsbald rund 5 000 Frauen im Dienst der Besatzungsmacht. Für die Soldaten bestand die Vorgabe, sich nicht mit der Bevölkerung des besetzten Landes zu fraternisieren, doch war das Interesse sowohl der Soldaten als auch der Einheimischen an solchen Kontakten stärker. Diese Kontakte führten unter anderem einerseits zu rund 1 200 Eheschließungen zwischen Angehörigen der Besatzungsmacht und einheimischen Frauen, andererseits zu schätzungsweise 2 000 unehelich geborenen Kindern.

Die uneheliche Mutterschaft wurde nach den damals herrschenden Moralvorstellungen als Schande betrachtet, noch mehr wenn der Vater ein Besatzungssoldat, gar noch ein Afroamerikaner war; den Müttern wurden materielle Motive für das Einlassen mit den teils immer noch als Feinde betrachteten Besatzungssoldaten unterstellt, und die ledigen Kinder wurden vom Staat als Belastung betrachtet. Die staatliche Jugendfürsorge erfasste genau 1 899 solche Besatzungskinder, doch dürften es weitaus mehr gewesen sein; vielfach wurde von den Müttern verschwiegen, dass der Vater ein Besatzungssoldat war. Als besonderes Problem wurde es angesehen, wenn der Vater ein Afroamerikaner war; die Freigabe dieser Kinder zur Adoption wurde seitens der Jugendfürsorgestellen forciert.

Die "Besatzungskinder" hatten es meist nicht leicht: Ihre Väter kannten sie oft nicht – viele Väter wussten auch nichts von der Existenz der Kinder –, hinter ihrem Rücken wurde getuschelt, und ihre Mütter hüllten sich in Schweigen. Scham, Ausgrenzung und gesellschaftliche Stigmatisierung überschatteten ihr Heranwachsen – und doch blieb das starke Bedürfnis, mehr über die eigene Herkunft zu erfahren. Die Kinder stellten sich oft ein Leben lang die Frage: "Wer ist mein Vater?" Und heutige Recherchemöglichkeiten (wie die genealogische DNA-Analyse) führten durchaus gelegentlich zu späten Familienzusammenführungen.

Quellen

  • ORF Salzburg, 25. Oktober 2025: Schicksal von Besatzungskindern (über die nachfolgend genannte TV-Dokumentation)
  • TV-Dokumentation "Er war weg und ich war da – die Kinder der amerikanischen Besatzungssoldaten", von ORF-Moderatorin und ‑Redakteurin Gabi Kerschbaumer; zu sehen am 26. Oktober 2025 um 17.30 Uhr in ORF 2 und danach noch in ORF ON