Dahlica klimeschi

Sack mit Exuvie der Puppe: Osttirol, Lienzer Dolomiten, Weg von der Insteinalm zur Karlsbader Hütte, 2004.06.11

Dahlica klimeschi (Solenobia klimeschi Sieder, 1953: 118-119) ist eine Art aus der Ordnung Lepidoptera (Schmetterlinge), Familie Psychidae (Sackträger).

Diagnose

Wie in der Gattung Dahlica üblich, sind die Imagines nur an Hand mikroskopisch-statistischer Merkmale sicher bestimmbar. Die Männchen besitzen jedenfalls sehr schmale Deckschuppen am Vorderflügel, eine Epiphyse fehlt. Die Säcke sind von jenen der Dahlica lichenella und Dahlica listerella nicht zu unterscheiden. Allerdings wurde die Art in Salzburg bisher nur oberhalb von etwa 1 400 m ü. A. gefunden, wo die beiden anderen Arten nicht vorkommen.

Dalica generosensis (Sauter, 1954), ursprünglich beschrieben vom Monte Generoso im Schweizer Kanton Tessin, ist D. klimeschi sehr ähnlich und vermutlich nur ein Synonym der ein Jahr vorher aus den Lienzer Dolomiten beschrieben Art. Viele Autoren, so auch Hauser (2013), betrachten D. generosensis aber als valide Art, weswegen alle oberösterreichischen Funde auch zu D. generosensis gestellt wurden. Die Unterschiede zu D. klimeschi liegen in geringfügig breiteren Deckschuppen der Männchen und einer oft etwas besser entwickelten Fleckenzeichnung. Bis zur Klärung des Sachverhalts stellen wir die Salzburger Funde zur prioritätsberechtigten D. klimeschi.

Verbreitung, Lebensraum und Phänologie[1]

Von mehreren Stellen der Salzburger Kalkhochalpen liegen Sackfunde vor, die wir zu D. klimeschi stellen. Die Fundstellen liegen im Bereich des Göllstocks (Rossfeld), des Hochkönigstocks (zwischen Arthurhaus und Mitterfeldalm) sowie des Tennengebirges (Tauernscharte, Werfener Hütte) in einer Höhe von 1 400 bis 2 100 m ü. A. (Kurz & Kurz 2024) und gehören alle zur Zone II nach Embacher et al. (2024). Vermutlich ebenfalls hierher gehört eine mehr als 100 Jahre alte Angabe von Solenobia inconspicuella von Mitterberger (1909) von der Oberen Rositten am Untersberg. Ungeklärt sind einige Sackfunde aus den Hohen Tauern (Gasteinertal: Sportgastein, 1 630 m ü. A.) und den Radstädter Tauern (Obertauern: Weg zur Gamsleitenspitze, 1 950 m ü. A.). Sie könnten ebenfalls zu D. klimeschi gehören. Lebensraum der Tiere sind Felsabbrüche und Felsblöcke im Karbonatgestein. Die Entwicklung der Art ist vermutlich zweijährig, doch liegen zur Phänologie keine ausreichenden Daten vor. Die Imagines erscheinen je nach der Höhenlage von April bis Anfang Juni.

Nachbarfaunen

Nach Huemer (2013) fehlt die Art in Österreich in Vorarlberg, Wien und dem Burgenland, in Nordtirol wird stattdessen Dahlica generosensis angegeben. In Oberösterreich kommt D. klimeschi nur im Alpengebiet vor, am Traunstein allerdings bereits ab einer Höhe von 450 m ü. A. (Kusdas & Reichl 1974). Aus Bayern liegt nur eine zweifelhafte Angabe aus dem Alpengebiet vor (Haslberger & Segerer 2016).

Biologie und Gefährdung

Über die Biologie der Art ist in Salzburg nichts bekannt. Wie bei den verwandten Arten dürften die Weibchen aber frühmorgens schlüpfen und auf die bereits am Abend oder in der Nacht geschlüpften Männchen warten. Letztere wurden auch am Nachmittag an Felsen sitzend gefunden. Die Raupen ernähren sich vermutlich von Steinflechten und spinnen ihre Säcke zur Verpuppung in Spalten und unter Überhängen der Felsen an. Mangels ausreichender Daten kann zur Gefährdung der Art im Land keine definitive Aussage getroffen werden, wegen des Vorkommens im felsigen alpinen Gelände wird die Art aber als ungefährdet betrachtet (Einstufung LC nach Embacher et al. 2024).

Weiterführende Informationen

Über das SALZBURGWIKI-Projekt Fauna und Flora
Das SALZBURGWIKI-Projekt Fauna und Flora möchte eine Übersicht über alle Pflanzen-, Pilz- und Tierarten des Landes Salzburg erstellen. Wer eine Art beschreiben will, kann sich die hier hinterlegte Formatvorlage kopieren und für einen neuen Artikel verwenden. Im Abschnitt "Material und Methoden" wird erklärt, wann deutsche und wann lateinische Namen als Artikelnamen verwendet werden sollen.

Quellen

  • Embacher, G., S. Flechtmann, P. Gros & M. A. Kurz 2024: Die Schmetterlinge des Landes Salzburg. Teil I: Systematische und revidierte Liste mit Verbreitungsangaben für die geologischen Zonen des Landes. 2., neu bearbeitete Auflage, Naturkundliche Gesellschaft, Salzburg, preprint.
  • Haslberger, A. & A.H. Segerer 2016. Systematische, revidierte und kommentierte Checkliste der Schmetterlinge Bayerns (Insecta: Lepidoptera). Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft 106. Supplement: 336 pp.
  • Hauser, E. 2013. Die Arten der Gattung Dahlica ENDERLEIN 1912 in Oberösterreich: Determination, Verbreitung, Vergesellschaftung (Lepidoptera, Psychidae). Linzer biologische Beiträge 45 (2): 1839-1864.
  • Huemer, P. 2013. Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematische und faunistische Checkliste. Studiohefte 12. Tiroler Landesmuseum Innsbruck: 304 pp.
  • Kurz, M. A. & M. E. Kurz 2000–2024. Naturkundliches Informationssystem. URL: http://www.nkis.info [online 2024.12.14].
  • Kusdas, K. & E. R. Reichl 1974. Die Schmetterlinge Oberösterreichs. Teil 2. Schwärmer und Spinner. Entomologische Arbeitsgemeinschaft O.Ö. Landesmuseum Linz: 1-263.
  • Mitterberger, K. 1909: Verzeichnis der im Kronlande Salzburg bisher beobachteten Mikrolepidopteren (Kleinschmetterlinge). – In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 49: (1909), S. 195-552.

Einzelnachweis