Wildbad Aigen

Aus Salzburgwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Wildbad Aigen (auch Heilbad Aigen oder Gesundbad Aigen) im Aigner Park in der ehemaligen Gemeinde Aigen nahe der Stadt Salzburg ist eine nicht mehr bestehende angebliche oder tatsächliche Heilquelle samt einem angeschlossenen Badehaus mit einzelnen Badekabinen.

Einleitung

Die Frage, ob sie im Sinne der heute gültigen rechtlichen Grundlage für die Anerkennung als Heilquelle im Bundesland Salzburg, dem Salzburger Heilvorkommen- und Kurortegesetz 1997, StF: LGBl Nr 101/1997 (WV) i.d.g.F.[1] in Frage kam, stellt sich nicht. Die Quelle war als Bitterquelle jedenfalls schon im Spätmittelalter stark ausgelaugt und enthielt im Lauf der Jahrhunderte immer weniger Bittersalz. Die Bezeichung "Wildbad" stammt aus dem späten 19. Jahrhundert. Sie bezeichnet damit den gepflegten Wildnis-Park im Umfeld der Badeanstalt mit seiner gefassten Quelle und seinem Badhaus. Ein Wildbad im Sinne eines naturnahen Bades im Freien war Aigen nie.

Geschichte

Die dortige Bitterquelle galt seit dem Mittelalter als heilkräftig, sodass auch das Heilbad ausgebaut wurde. Ihre tatsächliche Heilkraft war aber seit jeher umstritten. Am 10. Juli 1524 veröffentlichte Johann Paul Zangmeister, der Leibarzt von Erzherzog Ferdinand I. von Österreich, eine kleine Broschüre über die Eigenschaften und den Gebrauch der Quelle des Heilbades Aigen. Der Titel lautete:

"Unterricht und Beschreibung der Nutzbarkeit, Eigenschaft und Art des köstlichen Bad-Wassers zu Aigen nächst Salzburg Beschrieben durch den Edlen und Hochgelehrten Herrn Johann Paul Zangmaister, der Arztney-Doctoren und der hochfürstl. durchl. Erzherzogen Ferdinandi zu Oesterreich bestellten Leib-Medicum zu Augsburg."

Über die Inhaltsstoffe schreibt Zangmeister: "... hat in sich vielerei Materien, nämlich Allaun, Sailter, Schwefel, Lapidem Calminarem oder Gallmay-Fluss, und etwas weniges von Gyps, Möss oder Lethen, diess befin sich theils in diesem Wasser ... Seine secunda qualitas ist, dass es reinigt, eröffnet, heylet, stärket, kräftiget, verzehret, resolviert, abstergirt, penetrirt u.s.w."

Dann schreibt Zangmeister, dass eine Kur, die 21 Tage dauern sollte, heilend bei "Schwindel, Reissen und Stechen des Gehirnes, so aus kalten Winden und Feuchtigkeit entspringt, bei Verstopfung des Gehirnes (!), für blödes dunkles Gesicht, für den halben Schlag, für Völle und Enge der Brust, für bösen, misstauigen angeblasenen Magen, der Milz ist es sonderlich dienstlich u.s.w."

Hinsichtlich der Badedauer rät er täglich das Bad wärmer zu nehmen, nach einer Stunde baden ins Bett gehen und schwitzen und die tägliche Badezeit soll nicht länger als drei Stunden sein. 1594 wurde darauf jedenfalls eine Drucklegung eines Traktates über die angebliche oder tatsächliche Heilkraft dieses Wassers unterbunden.

Der bedeutende Salzburger Chronist Lorenz Hübner schrieb später "Aigen ward einst nach dem Wildbad Gastein am meisten besucht".

1862, genauer seit den Jahren nach 1800 gab es ein gemauertes Badehaus mit sechs Badezimmern, daneben bald auch ein kleines gemauertes Wohnhaus für Kurgäste mit größtenteils ebenerdigen Zimmern, insgesamt zwölf.

Die Quelle

Die Heilquelle entsprang in einer kellerartigen Höhle (also eine innere Quellfassung) mit einer durchschnittlichen Temperatur von fünf bis sechs Grad Réaumur (6,25° bis 7,50 °Celsius). Bei Austritt in die freie Natur (also am Beginn der hölzernen Wasserleitung) hatte es bereits 18° Réaumur (22,50 °Celsius), wobei die umgebende Lufttemperatur durchschnittlich 8° Réaumur (10 °Celsius) betrug. Daten 1882.

Zum Aigner Park, in dem sich randlich die Quelle befand

Hauptartikel Aigner Park

Die erste Parkanlage entstand wohl unter Franz Josef Waldherr, der das Gut und das Wildbad 1727 kaufte. Unter dem nächsten Besitzer, Basil Optatus von Amann, wurden Badeanlagen und Park erweitert, der Landschaftsraum mit Brücken und Wege ausgestattet und dabei Denkmäler, Altäre, aber auch eine "Einsiedelei" und ein "Grabhügel" errichtet.

Um 1780 entstand in der Zeit der Aufklärung der englische Landschaftsgarten östlich von Schloss Aigen, der unter dem Domherrn Ernst Fürst Schwarzenberg 1804 deutlich ausgebaut wurde und bald mit seiner Kanzel und anderen Aussichtspunkten, seinen Grotten, Schluchten, Wasserfällen, bewaldeten Hängen mit verschwiegenen Wieseninseln, verschlungenen Wegen und Brücken international Berühmtheit erlangte. Der Park mit seinen Wegen, Aussichtspunkten, Grotten und Wasserfällen stellt ein überaus wichtiges Denkmal der Gartenkunst des frühen 19. Jahrhunderts dar.

Heute erinnern an verschiedenen Stellen (von Reinhard Medicus ehrenamtlich gestaltet) Informationstafeln (siehe Aigner Park#Die 16 "Schau Plätze Aigner Park" an die Zeit, als das Schloss Aigen ein Kurort war:

  • Der Badquell-Platz mit der einstigen Bitterquelle

Schon 1524 und erneut 1787 lobten Druckschriften die Heilkraft der Bitterquelle zu Aigen. Das Quellwasser laugte hier allmählich bittersalzhaltige Gesteine aus. Vor allem im 19. Jahrhundert waren Badekuren mit dem Heilwasser sehr beliebt.

  • Einstiges Badhaus und Badgästehaus

Zuerst befanden sich die Wannenbäder mit dem heilsamen Wasser der Bitterquelle im Nebenstöckl des Schlosses. Vor 1800 übersiedelten sie hierher in das Badhaus. 1830 wurde daneben ein Badgästehaus gebaut. Von beiden Gebäuden sind nur Reste der Fundamente erhalten.

Quellen

  • R. Medicus: "Der Aigner Park", veröffentlicht in der Zeitschrift "Historische Gärten" (Österreichische Gesellschaft für Historische Gärten. Wien) Folge 2023/2
  • /books.google.at "Abriß der Landeskunde des Herzogthumes Salzburg: mit einer geschichtlichen ..., 1877, Seite 47ff, von Johannes Emmer
  • Salzburgwiki-Artikel 'Aigner Park'
  • books.google.at, ""Die Heilquellen und Torfbäder des Herzogthumes Salzburg", Heinrich Wallmann, 1862

Einzelnachweis

Ehemalige Kurorte, Kurbäder und Heilquellen im Land Salzburg