ÖBB-Siedlung Schneiderau
Die ÖBB-Siedlung Schneiderau war eine Werkssiedlung im Stubachtal in der Gemeinde Uttendorf im Pinzgau.
Geschichte
Die ÖBB-Werkssiedlung in der Schneiderau im Stubachtal ist schon lange verlassen. Im Sommer 2019 wollen die ÖBB entscheiden, was mit ihr passiert.
Der Weg in die Schneiderau im Stubachtal ist weit. Rund zehn Kilometer sind es von Uttendorf. Deshalb bauten die ÖBB 1950 mit dem Kraftwerk Schneiderau, das Teil der Kraftwerksgruppe Stubachtal ist, auch Werkswohnungen für die vielen Kraftwerksbediensteten. Inzwischen werden die Anlagen größtenteils ferngesteuert. Die fünf ÖBB-Wohnhäuser stehen zum Teil seit 30 Jahren leer. Die letzten Bewohner zogen vor etwa 15 Jahren aus. An die 150 Menschen wohnten dort und am Enzingerboden im Talschluss. Heute lebt noch eine Handvoll Familien dort.
Die ÖBB versuchen seit Jahren, die Häuser zu verkaufen. Offenbar mit wenig Erfolg. Sie befinden sich mittlerweile in der roten Wildbachzone und zum Teil auch in der roten Lawinenzone. Jede Baumaßnahme wäre mit hohen Auflagen verbunden und die Zahl der gefährdeten Personen darf sich nicht erhöhen. ÖBB-Sprecher Robert Mosser sagt, im Sommer solle eine Entscheidung fallen, was mit den Häusern passiere. Infrage kämen ein Verkauf oder ein Abriss.
Bürgermeister Hannes Lerchbaumer ist in der Siedlung aufgewachsen. Er sagt: "Es gab eine eigene Volksschule und ein Kino in der Schneiderau. In der Kantine war was los. Die Leute sind zum Fortgehen ins Stubachtal hineingefahren. Wir sind dort schön aufgewachsen."
Die Wohnungen hatten Parkettböden, Kinderzimmer und waren elektrisch beheizt. "Davon konnten wir Kinder im Dorf nur träumen", sagt Renate Ratzenböck. Die langjährige Amtsleiterin beschäftigt sich mit der Geschichte des Orts. "Die ÖBB und die Gewerkschaft haben dort gut für ihre Leute gesorgt. Ein ÖBB-Beamter ist für die Bewohner einkaufen gegangen. Er hat die Bestellungen gesammelt, ist nach Uttendorf gefahren und hat ihnen alles gebracht. Es gab eine tägliche Busverbindung. Wenn drinnen ein Ball war, hat der Busfahrer danach schon auf uns gewartet." In der Schneiderau hätten sie schon in den 1960er-Jahren einen Tennisplatz und einen beleuchteten Christbaum gehabt. "Wir sind hineingefahren, um ihn anzuschauen. Die Leute haben sich damals bei den ÖBB und in der SPÖ gut aufgehoben gefühlt. Wenn die ÖBBler bei einem Fest aufmarschiert sind, war ein großer Stolz dahinter."
Quelle
- "Salzburger Nachrichten", 25. Juni 2019, ein Beitrag von Anton Kaindl