Heckentheater
Lage des Heckentheater auf Googlemaps |
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Das Salzburger Heckentheater, auch Theatergarten genannt, in der rechtsufrigen Altstadt ist das österreichweit einzige erhaltene barocke Heckentheater und auch eine der ältesten erhaltenen barocken Freiluftbühnen Europas.
Geografie
Das Heckentheater liegt sich an der Westseite des Mirabellgartens auf der Lodronschen Wehrmauer (Stadtmauer) und hier auf einer nach Nordosten zur Salzach hin ausgerichteten Bastei. Westlich des Heckentheaters befindet sich die (heute an der Basis stark eingeschüttete) Stadtmauer, östlich schließt das Boskett an. Das Heckentheater entwickelt dabei diesen Gartenraum architektonisch weiter. Nördlich des Heckentheaters befindet sich der historische Zwergelgarten, südlich schließt der Pausen-Freiraum des Großen Saales der Stiftung Mozarteum mit dem Zauberflötenhäuschen an.
Beschreibung
Das Heckentheater und gliedert sich in das eigentliche Heckentheater und das an den tiefen perspektivischer Bühnenraum seitlich und nördlich anschließende Labyrinth (Irrgarten). Es ist mit symmetrischen Wegen aus geometrisch geschnittenen gut drei Meter hohen Hainbuchenhecken ausgestaltet und eingefasst.
Das Heckentheater besteht aus einer heute rechteckigen Freifläche, Parterre genannt, für das stehende oder sitzende Publikum, aus einem kleinen Orchestergraben, der von liegenden Löwen flankiert wird sowie einem architektonisch sehr tiefen und am nördliche Ende halbrunden Bühnenraum. An diesen Bühnenraum schließt das Labyrinth an, dessen Wege sämtlich geradlinig zum Bühnenraum hin führen, sodass Schauspieler (z. T. auch Musikanten) von links und rechts erscheinen können.
Die natürliche Kulisse wurde in der Barockzeit für Theateraufführungen oder als Labyrinth genutzt. Im christlichen Zusammenhang ist das Labyrinth Symbol des verschlungenen Weges, auf dem der Mensch trotzdem stets sein Leben bedenken sollte und so Aufruf zur Einkehr. Zudem konnte das Labyrinth wohl auch spielerisch genutzt werden.
In unregelmäßigen Abständen wird das Heckentheater auch heute für kleine Theateraufführungen, für Brauchtumsveranstaltungen, vor allem aber für Konzerte, wegen der besonderen Freiluft-Akustik (derzeit noch immer ohne transparente mobile Schallsegel) v.a. für Blasmusikdarbietungen genutzt.[1]
Das Heckentheater ist sehr wahrscheinlich gleich alt sein wie das Zwergeltheater, das - gemäß dem Gesamtkonzept Fischer von Erlachs - direkt nördlich des Heckentheaters unterhalb der Wehrmauer das Schauspiel auf dem Heckentheater mit dem steinernen Zwergeltheater auf seine heitere Art weiterführt. Durch die derzeitige Verlegung der Zwerge auf die Wasserbastei sind diese architektonischen Bezüge Fischer von Erlachs derzeit nicht mehr gut erlebbar.
Das Heckentheater und der alte Raum des Zwergelgarten wurde im 19. Jahrhundert durch eine die Wehrmauer querende Treppe verbunden, die erkennen lässt, dass er Gartenraum des Zwergentheaters um historisch gut einen Meter tiefer lag als heute.
Geschichte
Das Heckentheater wurde vermutlich 1691 und den Folgejahren von Fischer von Erlach angelegt und im Jahr 1719 von Matthias Diesel neu ausgestaltet. Während die Heckentheater wie andere Bühnen meist dem Typ eines Guckkastentheaters folgen, findet sich hier eine sehr eigenständige und dem Wesen nach einzigartige architektonische Anlage, die aber aber auch - ebenso wie das älteste barocke Heckentheater Europas in Herrenhausen-Hannover (erbaut 1687–1693) am - nicht mehr erhaltenen Pariser Tuillerie-Garten orientiert - und diesen weiterentwickelt.
In Salzburg findet sich ein dreiteiliger Theateraufbau, der zwischen dem eigentlichen kleinen Zuschauerraum ganz im Süden mit dem mittigen Platz für den Fürsterzbischof ein vielfältig nutzbares Parkett als Mittelteil anschließen lässt. Seitlich besaß der geschwungen angelegte ovale Rand des Parkettes Stufen, die auch zum Sitzen geeignet waren. In der Regel wurden die Darbietungen in fürsterzbischöflicher Zeit aber stets stehend verfolgt. Der Orchesterraum dürfte ursprünglich zum Parkett, zum Zuschauerraum hin nicht abgesenkt gewesen sein. Die Musiker saßen so frei vor dem über Stufen erreichbaren erhöhten Bühnenraum, damit war die Akustik für die Musiker einst deutlich besser als heute. Das Parkett seinerseits besaß eine vom Orchesterraum aus leichte und gleichmäßige Steigung nach Süden hin.
Neugestaltung 2024
Durch die Umgestaltung und die Sanierung 2024 wurden die Heckenwände, Wege und Begrenzungen des Zuschauerraums an den historischen Zustand gemäß den Plänen von Jakob Reinitzhuber (1771) beziehungsweise von Johann Schimoußek (1775) unter Berücksichtigung der Vorgaben des denkmalpflegerischen Unterschutzstellungsgutachtens angepasst. Das Wesentliche der Umgestaltung ist die Sanierung und Neupositionierung der Heckenwände, die nun den Zuschauerraum nicht mehr rechteckig, sondern gegliedert und abgerundet einfassen. Dazu wurde der bereits veraltete und lückige Bestand durch knapp 250 vorgeschnittene Hainbuchen (Carpinus betulus) mit einer Höhe von ca. 250 cm ausgetauscht und entsprechend den Planvorgaben zu Lage und Höhe exakt gepflanzt. Nach historischem Vorbild wurden den Heckenwänden Rasenböschungen vorgelagert. Die Fläche und Wege des Zuschauerraums wurden als wassergebundene Decke ausgeführt, die Entwässerung sowie Leitungen innerhalb des Heckentheaters wurden saniert. Mit der Umgestaltung und Sanierung des Zuschauerraums erhält des Heckentheaters nun wieder attraktive Heckenpflanzen, stabile Wege und seine einzigartige historische Form. Die Gesamtkosten für die Neugestaltung und Sanierung betrugen rund 250.000 Euro.
Das bislang nur über eine Stufenanlage erreichbare Heckentheater soll ab Frühjahr 2025 auch barrierefrei über eine Rampe zugänglich sein. Die Detailplanungen zur technischen Umsetzbarkeit sind in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt bereits angelaufen. Der Beginn der baulichen Maßnahmen ist für Herbst 2024 geplant.
Bilder
Heckentheater – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI
Quellen
- Mirabellgarten
- www.stadt-salzburg.at, pdf, "Das Heckentheater von Schloss Mirabell in Salzburg. Überblick", Barbara Bacher, April 2013
- www.stadt-salzburg.at/presseaussendungen, 24. Mai 2024