Salzburger Landesinstitut für Volkskunde

Das Salzburger Landesinstitut für Volkskunde (SLIVK) ist eine wissenschaftliche Institution des Landes Salzburg, die mit wissenschaftlichen und didaktischen Aufgaben betraut ist.
Tätigkeit
Inhaltlichen Schwerpunkte des Landesinstituts für Volkskundesind: Die Volkskunde/empirische Kulturforschung Salzburgs im nationalen und europäischen Vergleich, Europäische Ethnologie, kulturelle Netzwerke, Vergleichende Kulturwissenschaft im Bereich menschlicher Alltagsbewältigungen, Rituale und Feste unterschiedlicher menschlicher Lebenswelten und Milieus.
Besondere Expertise hat das Landesinstitut für Volkskunde in den Bereichen Ritual- und Brauchforschung in Salzburg (unter gegenwärtigen und historischen Aspekten) samt den dazugehörigen europäischen Kulturzusammenhängen, der Wissens-, Wissenschafts-, Disziplinen-, Personen- und Institutionengeschichte der Europäischen Ethnologie, Kulturanthropologie, Volkskunde, der Trachten- und Kleiderforschung sowie der Erforschung von Salzburger Selbst- und Fremdbildern und deren Wandel.
Die Institutsmitarbeiter stehen in enger Zusammenarbeit mit anderen fachlich relevanten Einrichtungen im In- und Ausland und präsentieren die Ergebnisse ihrer Forschungen in Publikationen, Vorträgen und auf Fachtagungen.
Das Institut möchte erstens neben quellenbasierter kulturhistorischer Arbeit mit den theoretischen und methodischen Mitteln einer v.a. qualitativ forschenden Europäischen Ethnologie des 21. Jahrhunderts seine Aufmerksamkeit auf den Wandel und die Vielgestaltigkeit der diversen Salzburger Milieus richten. Dabei stehen die tiefgreifenden ökonomischen, sozialen und kulturellen Veränderungen der letzten Jahrzehnte in Salzburg im Fokus.
Zweitens betreut das Institut ein wissenschaftliches Archiv zur Fachgeschichte der Volkskunde (u. a. Schriftlicher und Bild-Nachlass Richard Wolfram, Österreichischer Volkskundeatlas [Fragebögen, Karten, Büroarchiv], Nachlass Karl Haiding) und Heimatkunde Salzburgs (u. a.: Teilnachlass Richard Treuer, Teilnachlass Friederike Prodinger, Teilnachlass Josef Walleitner, Fotodokumentationen und Legate) sowie eine umfangreiche wissenschaftliche Fachbibliothek[1] (sowohl kulturhistorische, als auch gegenwärtige Monografien, Zeitschriften und Reihenwerke sowie Sonderdrucke). Diese Sammlungen stellen Ausgangspunkte interdisziplinärer und interinstitutioneller Zusammenarbeit dar und werden regelmäßig von der internationalen europäisch-ethnologischen Forschung in Anspruch genommen.
Drittens halten die wissenschaftliche Mitarbeiter des Institutes regelmäßig populäre und wissenschaftliche Vorträge, nehmen an (Podiums)-Diskussionen teil, sind an Universitätslehrveranstaltungen, Seminaren, Tagungen, Workshops, Schulveranstaltungen etc. beteiligt und bemühen sich so, kulturwissenschaftliche Erkenntnisse an das interessierte Publikum zu vermitteln. Dazu dienen im Besonderen Zeitungs- und Zeitschriftenartikel, Radio- und Fernsehbeiträge.
Weiters sind die Mitarbeiter für wissenschaftliche Kooperationen offen und wirkten in der Vergangenheit sowohl bei interdisziplinären Sammelbänden, als auch bei Ringvorlesungen, Seminaren etc. mit.
Einige Beispiele:
- Im neuen Salzburger Kulturlexikon, erweiterte und verbesserte Neuauflage 2019 (insgesamt die dritte), hg. von Peter Mittermayr und Heinrich Spängler verfasste die ehemalige Institutsleiterin Prof. Dr. Ulrike Kammerhofer-Aggermann über 100 wissenschaftliche Artikel zu Themen der Salzburger Volkskulturen (von Karl Adrian bis Richard Wolfram und von Bräuche bis zu Tracht). Institutsleiter Dr. Greger schrieb und betreute über 20 neue Artikel zu Aspekten von Salzburger Alltagskulturen von Alter und Altern, über Kaffeehäuser, Sport oder Winter- und Sommerfremdenverkehr (gemeinsam mit Katharina Scharf) bis zu Zivilgesellschaftlichem Engagement (Autor hier Stefan Wally, unter Mitarbeit von Reinhard Geiger)
- Die ehemalige Institutsleiterin Prof. Dr. Ulrike Kammerhofer-Aggermann ist in namhaften Sammelbänden zur Salzburger Kulturgeschichte wie Von Venedig nach Salzburg. Spurenlese eines vielschichtigen Transfers (Hg. Thomas Hochradner, Ingonda Hannesschläger, Gerhard Ammerer), Weltbühne und Naturkulisse. Zweihundert Jahre Salzburg-Tourismus (Hg. Hans Haas, Robert Hoffmann) mit Artikeln vertreten und hat z. B. einen Raum der neuen Ausstellung zu Fürsterzbischof Markus Sittikus von Hohenems und den Salzburger Karneval im Schloss Hellbrunn inhaltlich kuratiert, weiters zwei Ausstellungen zu Salzburger Tresterern und ihrer Geschichte, 2017 im Österreichischen Volkskundemuseum in Wien, 2018 im Monatsschlössl, Abteilung Volkskunde des Salzburg Museum von Schloss Hellbrunn.
- Dr. Michael Greger hielt Vorträge im Rahmen der regelmäßigen Themen-Tagungen außeruniversitären Forschungsstellen der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde oder zuletzt 2019 im Riesenmuseum in Lengau im oberösterreichischen Innviertel zu den Lungauer Riesen, den Samsonen.
Die Mitarbeiter des Institutes beantworten im Jahr mehr als 100 sowohl wissenschaftliche Anfragen, als auch Anfragen von in Salzburg Wohnenden, Brauch-Akteuren aller Altersstufen, Medien sowie an kulturwissenschaftlichen Themen Interessierten. Für einen persönlichen Termin wird um Voranmeldung per Telefon, WhatsApp, SMS oder E-Mail gebeten, da die Mitarbeiter des Öfteren in Sachen empirischer Kulturforschung im Land Salzburg unterwegs sind bzw. dringende Anfragen im Archiv recherchieren.
Der forschende Blick auf Salzburgs Bräuche und Rituale
Salzburger Landesinstitut für Volkskunde zeichnet auf, untersucht und analysiert Kultur-Besonderheiten im Land. Ein Beitrag der Salzburger Landeskorrespondenz vom 11. Jänner 2024.[2]
Seit wann Halloween in Salzburg verbreitet ist, was Hostien in der Salzach zu suchen haben, was die Faszination von Sound of Music ausmacht, woher das Aperschnalzen stammt und welche uralten Handwerkskünste gerade einen Hype erleben. Solchen Fragen geht das Salzburger Landesinstitut für Volkskunde mit wissenschaftlicher Genauigkeit auf den Grund, inzwischen seit mehr als vier Jahrzehnten. Rituale und Bräuche im Land erforschen und dabei die Sicht von innen und außen berücksichtigen, gehört zum Spezialgebiet des Salzburger Landesinstituts für Volkskunde. Auch welche Trachten und Kleider getragen werden und wurden, untersuchen Leiter Michael Josef Greger und seine Forschungskollegin Vivienne Marquart.
"Rituale helfen Gruppen, ihre Normen und Werte zu bestätigen. Bräuche machen Zeit erlebbar und messbar", erklärt Greger, der sich und das Institut als Drehscheibe zwischen Forschung und interessierter Öffentlichkeit sieht. "Uns ist die Vermittlung wichtig, in Radiosendungen, Diskussionen, Vorträgen, Seminaren, aber auch in unseren Publikationen", so der Volkskundler, nach Eigendefinition "europäischer Ethnologe". "Wir sind mittlerweile eines der österreichischen Zentren, die sich mit der Geschichte der Volkskunde in Österreich und deren Forscher auseinandersetzen. Unser Archiv birgt historische Schätze aus Nachlässen von Wissenschaftlern, die einzigartig sind", so Greger.
In dem vom Institut zusammengestellten Kalender der Religionen erfährt man zum Beispiel, dass der Halloween-Brauch erstmals während der US-amerikanischen Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg im Land auftauchte, aber nicht vor den 1990er-Jahren überhaupt in Salzburg Verbreitung fand.
Aufgezeichnet und untersucht werden im SLIVK sowohl die Praxis als auch die Herkunft der Salzburger Bräuche. Neben den zahlreichen Perchten-, Krampus- und Glöcklerläufen rund um Weihnachten und Neujahr werden auch unbekanntere Traditionen wie das "Himmelbrotschutzen" in Oberndorf bei Salzburg dokumentiert. Zu Fronleichnam wird da ein Kranz mit vier gesegneten Hostien von einer Zille aus der Salzach übergeben. "Ein Schutzritual gegen die vielfältigen realen Gefahren, denen die Salzachschiffer als einer der zentralen Salzburger Wirtschaftsmotoren jahrhundertelang ausgesetzt waren", erklärt Greger.
In Seminaren, im Radio oder in Vorträgen geben die Kulturwissenschaftler ihr Wissen weiter, zuletzt über das im bayerisch-Salzburger Grenzraum mit Begeisterung ausgeübte Aperschnalzen. Und natürlich in Buchform. So ist dem Mythos und Tourismus-Phänomen "Sound of Music" ein umfangreicher Sammelband des Instituts gewidmet. "Darin kann man nicht nur Wissenswertes aus der Lebensgeschichte der ‚echten‘ Familie Trapp nachlesen. Sondern auch, welche Bedeutung erfolgreiche Medienprodukte auf den Wandel von Selbst- und Fremdbildern, den Tourismus und damit unser Alltagsleben in Salzburg haben", sagt Greger.
Mehrfach ausgezeichnet wurde die Reihe "Bräuche im Salzburger Land. Zeitgeist, Lebenskonzepte, Rituale, Trends, Alternativen". Die informativen Artikel österreichischer und deutscher Kulturforscher zu Salzburger Bräuchen und Festen als regionale Eigenheiten im europäischen Vergleich können inzwischen unter www.brauch.at online abgerufen werden.
Eine Studie zum Salzburger Handwerk läuft gerade, 50 qualitative Interviews mit aktiven Handwerkern unterschiedlichsten Alters aus 28 Branchen wurden dafür geführt – mit Maßschuhmachern über Kunststoff-Technikerinnen bis hin zum Surfboard-Shaper, der seine Bretter an die Crème de la Crème des Surfsports weltweit verkauft. Auch eine Steinmetz-Meisterin und die letzte Salzburger Kürschnerin waren dabei. "Als Wissenschaftler interessiert uns, wie sich gesellschaftliche Strömungen wie die ‚political correctness‘ auf Gewerbe auswirken", so Greger, was sich etwa im Pelzhandwerk zeigt. Es gibt gleichzeitig auch eine Renaissance beim Holzhandwerk. "Ein Lungauer Wagnermeister muss aufgrund von Überbelegung sogar Lehrlinge ablehnen", erzählt Greger. Seine trendigen und handgefertigten Holzprodukte sind wieder "in".
Salzburger Beiträge zur Volkskunde
Seit 1986 wird die monografische Reihe Salzburger Beiträge zur Volkskunde (SBzVK) herausgegeben.
Organisation
Das SLIVK ist dem Amt der Salzburger Landesregierung, Abteilung 2: Kultur, Bildung, Gesellschaft und Sport (Leitung: Mag. Eva Veichtlbauer LLM), Referat 2/03 (Volkskultur, kulturelles Erbe und Museen Leitung: HR Dr. Lucia Luidold) angegliedert.
Institutsleiter ist Dr. Michael J. Greger.
Die Institutsleiterin von 1983 bis 1987 war Dr. Rotraut Acker-Sutter, von 1987 bis April 2019 Prof. Dr. Ulrike Kammerhofer-Aggermann.
Kontakt
- Salzburger Landesinstitut für Volkskunde, Dienststelle 904/20204
- Michael-Pacher-Straße 40
- 5020 Salzburg
- Telefon: (06 62) 80 42-23 51
- Telefax: (06 62) 80 42-30 79
- E-Mail: volkskunde.slivk@salzburg.gv.at
Weblink
- www.brauch.at, Bräuche im Salzburger Land zum online-Nachlesen
Quellen
- Amt der Salzburger Landesregierung, Landesinstitut für Volkskunde
- Amt der Salzburger Landesregierung, Landesinstitut für Volkskunde
- [ https://www.salzburg.gv.at/verwaltung_/Documents/Schriftenreihe%20Salzburger%20Landesinstitut%20f%C3%BCr%20Volkskunde.pdf Schriftenreihe Salzburger Landesinstitut für Volkskunde] pdf
Einzelnachweis
- ↑ Fachbibliothek
- ↑ Salzburger Landeskorrespondenz vom 11. Jänner 2024