Fremdenverkehr

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Der Fremdenverkehr in Stadt und Land Salzburg ist ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor, durch den Tausende von Arbeitsplätzen entstanden sind und erhalten werden können.

Was ist Fremdenverkehr

Hauptartikel: Fremdenverkehr allgemein

Eine der ersten wissenschaftlichen Definitionen aus den 1920er-Jahren stammt von Paul Neff: "die Gesamtheit aller Bewegungen von Personen, die aus wirtschaftlichen, kulturellen Gründen, zu beruflichen, sportlichen, gesundheitlichen und vergnüglichen Zwecken ihren Wohnsitz, ohne Aufgabe der mit ihm verbundenen rechtlichen und wirtschaftlichen Beziehungen, zu vorübergehenden Aufenthalt verlassen".

"Fremdenverkehr ist der Inbegriff der Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus der Reise und dem Aufenthalt Ortsfremder ergeben, sofern durch den Aufenthalt keine Niederlassung begründet und damit keine Erwerbstätigkeit verbunden wird", so wiederum erklärten die zwei Schweizer Tourismusexperten Walter Hunziker und Kurt Krapf 1942 das Phänomen Fremdenverkehr.

Beides sind Standarderklärungen, die auch noch im 21. Jahrhundert Gültigkeit haben und an Fremdenverkehrsschulen unterrichtet werden [1].

Wort im Wandel der Zeit

Das Wort Tourismus (aus dem Französischen kommend von le tour, was Rundreise bedeutet; tourimus im Französischen jedoch als Wort selbst nicht existierend, nur tourisme, zu deutsch eben Fremdenverkehr) war zwar schon im 19. Jahrhundert in Gebrauch. In Verbindung mit Fremdenverkehr findet dieses Wort jedoch erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Eingang. Somit ist aus der Sicht des Autors dieses Artikels die Verwendung Fremdenverkehr wohl als Überbegriff zu verwenden. Und Salzburg hat somit Fremdenverkehr und nicht Tourismus. Noch in der Sonderbeilage der Salzburger Nachrichten Wintersport vom 23. November 1985 wird nur das Wort Fremdenverkehr verwendet.

Die Worte Fremdenverkehr, Fremdenzimmer haben im modernen Zeitalter des (Massen-) Tourismus für viele einen fahlen Beigeschmack bekommen. Wer möchte schon gerne Fremder sein? Gastfreundschaft, Urlaubsgäste und andere Worte bzw. Wortschöpfungen fanden daher in den letzten Jahrzehnten Eingang in unseren Sprachgebrauch. Dieser Wandel mag auch dazu beigetragen haben, dass man von dem Wort Fremdenverkehr, das das korrekte Wort wäre, immer mehr abgekommen ist und das Wort Tourismus verwendet, welches de facto gar nicht existiert (siehe oben).

Geschichte

Fremdenverkehr im Sinne von Reisen findet sich bereits in den letzten Jahrhunderten des ersten Jahrtausends nach Christi mit dem Einsetzen von Pilgerreisen. Pilger waren die ersten Touristen, die aus religiösen Gründen oft weit entfernte (Reise-)Pilgerziele ansteuerten. Hier wäre der Pilgerweg nach Santiago de Compostela, Spanien - der Jakobsweg, an erster Stelle zu erwähnen. Die Pilgerschaft dorthin ist seit 930 nachgewiesen. Auch einige Wege durch das Salzburger Land sind wohl schon damals begangenen worden, wenn man zu diesem etwa 3 000 Kilometer entfernten Wallfahrtsziel aufgebrochen war (diese Abschnitte werden heute neu wieder entdeckt und fälschlicherweise unter dem Titel "Jakobsweg" vermarktet; denn dieser begann und beginnt auch noch heute in Südfrankreich in der Nähe der Pyrenäen).

Pilgerhospize bildeten in Tagesetappen von 30 bis 40 km die ersten Unterkünfte, meist von Klöstern betrieben. Zunächst waren Unterkunft und Verpflegung umsonst, im Mittelalter begannen dann auch erste Wirtschaften dies gegen Bezahlung anzubieten. Es entwickelte sich auch der Geschäftstourismus: Handelsherren reisten, um Waren einzukaufen oder zu verkaufen (siehe auch Handel (historisch)). Im Land Salzburg boten die Tauernhäuser entlang der Reiserouten über die Hohen Tauern Unterkunftsmöglichkeiten.

In der Renaissance und späteren Zeitabschnitten reiste man auch der Bildung wegen, denken wir an die Reisen von Goethe oder auch Wolfgang Amadé Mozart nach Italien. Letzterer unternahm wohl aber auch aus Ehrgeiz seines Vaters so manche Reise als Kind.

Wann dann Fremdenverkehr in der heutigen Form einsetzte, darf umstritten bleiben. Die österreichische Tourismusfachzeitschrift tourist austria berichtete im Frühjahr 2007 von einer interessanten Urkunde aus dem Jahr 1838. Aus dieser geht hervor, dass ein gewisser Josef Hinterseer in Salzburg am 10. Mai 1838 verlauten ließ, dass er Auskünfte über abgehende Post- und Botenwägen, über Lohnfuhrwerke Salzburger Lohnkutscher, über die schnellsten und billigsten Reiseangelegenheiten überhaupt, informiere. Darüber hinaus besorge er für Reisende auch Plätze auf Retour- und Stellwägen auf allen Straßen, übernähme dringende Reise-Effekten und Gepäck.

Dies könnte man als das erste Salzburger Reisebüro interpretieren, noch bevor in England Thomas Cook 1845 das angeblich älteste Reisebüro der Welt gegründet hatte. Dann finden sich (zumindest bis Dezember 2011) keine weiteren Informationen.

Eine deutlichen Aufschwung nahm der Salzburger Fremdenverkehr ab 1800 durch das Einsetzen des Alpinismus und den damit zusammenhängenden Erstbesteigungen von Gipfeln in den Salzburger Alpen. Einen weiteren Schub erhielt er durch das Aufkommen von Kuraufenthalten im Gasteinertal (und natürlich Bad Ischl im oberösterreichischen Salzkammergut) in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (Erzherzog Johann war einer der ersten Blaublütigen, die in Bad Gastein zur Kur kamen).

Nach dem Ersten Weltkrieg war es der Salzburger Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl, der die Bedeutung des Fremdenverkehrs erkannte. Mit seiner Unterstützung entstanden die Salzburger Festspiele, die Gaisbergstraße als erste rein aus fremdenverkehrspolitischen Überlegungen errichtete Ausflugsstraße Österreichs und die Großglockner Hochalpenstraße als Panoramaausflugsstraße.

Am 1. Mai 1933 verhängte die nationalsozialistische deutsche Regierung eine 1000-Mark-Sperre gegen Österreich, um das Nachbarland, das zuvor die NSDAP verboten hatte, wirtschaftlich zu schwächen. Salzburg und hier im Speziellen die Salzburger Festspiele, spürten durchaus die wirtschaftlichen Folgen auch im Fremdenverkehr.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann ein neues Fremdenverkehrszeitalter. Schon im Jahr des Kriegsendes, 1945, fanden wieder Salzburger Festspiele statt.

Das Fremdenverkehrsjahr 1984/85 brachte im Winterfremdenverkehr erstmals mehr Übernachtungen als im Sommerfremdenverkehr (10,37 Mill. Nächtigungen im Winter und 10,32 Mill. Nächtigungen im Sommer). Noch zehn Jahre zuvor, im Fremdenverkehrsjahr 1974/75 entfielen mit 12,2 Mill. Nächtigungen zwei Drittel der Gesamtnächtigungen auf den Sommer (sieben Millionen Nächtigungen im Winter).

1955 gab es im gesamten Bundesland Salzburg rund 70 Lifte und Seilbahnen, 1985 waren es an die 700 und 2010 waren es 475 Anlagen (70 Seilbahnen, 157 Sessellifte, 245 Schlepplifte und drei Förderbänder).

Geschichte des Fremdenverkehrs in der Stadt Salzburg

Hauptartikel: Fremdenverkehr Stadt Salzburg

1898 waren es erstmals mehr als 100 000 Besucher, die man in der Stadt Salzburg registrierte. Schon 1910 waren es 180 000.

Geschichte des Fremdenverkehrs im Land Salzburg

Hauptarktikel: Fremdenverkehr Land Salzburg

Fremdenverkehr wird es wohl bereits seit einigen Jahrhunderten gegeben haben. Denken wir an die Pilger (z. B. auf der Verbindung von Oberösterreich - Salzburg - Reichenhall - Lofer nach Nordtirol) oder die Reisenden nach Süden über die Hohen Tauern (siehe auch Tauernhäuser). Auch weiß man, dass es in den größeren Städten bereits ab etwa 1 500 Gaststätten gegeben hat.

Fremdenverkehrsunternehmen in der Hand von Banken

Hauptartikel: Fremdenverkehrsunternehmen in der Hand von Banken

Im 21. Jahrhundert wurde die Ausrichtung des Fremdenverkehrs in Salzburg immer wieder hinterfragt. Im Dezember 2014 schreiben die Salzburger Nachrichten, dass Salzburg lebt vom Fremdenverkehr lebe, aber wie lang noch? Ein warmer Winter (wie er sich zum wiederholten Male 2014/15 anbahnte) bringt Hotels und Lifte nicht um. Steigende Zinsen aber sind gefährlich. Denn viele sind hoch verschuldet.

Strukturierung

Der Fremdenverkehr in Stadt und Land Salzburg ist strukturiert in:

Deren Hauptaufgabe liegt in der Förderung und Vermarktung der touristischen Produkte im gesamten Bundesland
Diese Institution beschäftigt sich mit der Werbung und Vermarktung der Stadt Salzburg
  • Tourismusverbände
Das sind Zusammenschlüsse mehrere Städte, Orte, Regionen oder Talschaften, die gemeinsam Werbung und Marketing betreiben, mit dem Ziel, die Kosten durch gemeinsame Aktionen zu senken
  • Fremdenverkehrsvereine und Tourismusbüros
Das sind lokale, in Orten oder Gemeinden tätig werdende Institutionen, die sich ausschließlich um die Vermarktung ihres Ortes oder ihrer Gemeinde kümmern, zum Beispiel in der Stadt Salzburg die Tourismus Salzburg GmbH

Sonderformen

  • Salzburg Convention Bureau ist eine Vereinigung von verschiedenen Anbietern touristischer Leistungen wie Kongresshäuser, Hotels mit Kongresseinrichtungen, Hotels, Busunternehmen, Incentive-Spezialisten, Event-Veranstalter u. a. Diese Vereinigung betreibt ein eigenes Büro, deren Mitarbeiter Ferienmessen im In- und Ausland besuchen, um neue Kunden für ihre Mitglieder zu werben

Die Finanzierung von Fremdenverkehr

Die Fremdenverkehrsabgabe

Hauptartikel Fremdenverkehrsabgabe

Die Fremdenverkehrsabgabe ist im Gesetz über den Tourismus im Land Salzburg (Salzburger Tourismusgesetz 2003) geregelt (letzte Novellierung 2007). Darin ist festgelegt, dass jedes Unternehmen im Land Salzburg, dass direkt oder indirekt vom Fremdenverkehr profitiert, einen in Promille-Sätzen festgelegten Beitrag vom Umsatz zu leisten hat.

Damit fallen fast alle in Stadt und Land tätigen Unternehmen unter diese Regelung. Und somit finanziert die Salzburger Bevölkerung beispielsweise mit jeder getrunkenen halben Bier, mit jeder gerauchten Zigarette, mit jeder gekauften Semmel oder Tageszeitung auch den Fremdenverkehr mit.

Taxen

Wirtschaftskraft Fremdenverkehr

Spezielle Angebote

Umwegrentabilität

Umwegrentabilität nennt man jene wirtschaftlichen Folgen, die Förderungen von Großveranstaltungen durch öffentliche Gelder durch die zu oder aufgrund dieser Veranstaltung kommenden Menschen auslösen.

Da jedoch naturgemäß nicht alle Menschen in einer bestimmten Region oder Stadt ausschließlich oder wegen solcher Großveranstaltungen Geld ausgeben (ihren Urlaub dort verbringen), handelt es sich bei Prognosen über Umwegrentabilität immer über Schätzungen, die nach oben und unten offen sein können.

Daher werden auch Unterstützungen von Fremdenverkehrsprojekten nicht nur aus Naturschutzrechtlichen Gründen hinterfragt, sondern auch aus allgemeinen wirtschaftlichen Aspekten.

Begleiterscheinungen durch den Fremdenverkehr

In der Stadt Salzburg

Hauptartikel: Fremdenverkehr Stadt Salzburg

Fremdenverkehr bringt naturgemäß auch mehr Verkehr in die Stadt. Im Zeitalter der Mobilität drängen die Menschen, mit ihren eigenen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein. So genannte Low-Cost-Carrier, auch Billigfluglinien bezeichnet, transportieren sein einigen Jahren deutlich mehr Passagiere zum Flughafen Salzburg, wenn auch nicht alle von ihnen dann in die Stadt strömen.

Im Land Salzburg

Hauptartikel: Fremdenverkehr Land Salzburg

Hier macht vor allem der Durchzugsverkehr der Bevölkerung zu schaffen.

Daten

Salzburg ist nach Tirol das zweitstärkste Urlaubsland Österreichs. Die Wertschöpfung von jährlich 24 Mio. Nächtigungen beträgt rund 2,2 Milliarden Euro. Auch in der Sommersaison (Mai bis Oktober) steigt die Gästefrequenz stetig an: Kam man im Jahr 2000 auf 9,1 Mio. Nächtigungen, waren es 2011 bereits 10,5 Mio. Übernachtungen[2].

Laut SalzburgerLand Tourismus Gesellschaft trägt der Radfremdenverkehr 60 Mio. Euro zur Wertschöpfung bei, die Zusatzumsätze durch den Salzburger Bauernherbst betragen 159 Mio. Euro.

Die Hotelpreise in der Stadt Salzburg sind im August mit durchschnittlich 157 Euro pro Zimmer am höchsten, im Februar zahlte man 105 Euro[3].

Weblinks

Quellen

  • Ernst Spatt Allgemeine Fremdenverkehrslehre, 1975, Innsbruck, Inn-Verlag, ISBN 3-85123-018-3
  • Eigenartikel von Benutzer:Peter Krackowizer
  • diverse Internetbeiträge, unter anderen auch Wikipedia
  • Historischer Altas der Stadt Salzburg, Beitrag Der Fremdenverkehr und seine Einrichtungen um 1900 von Thomas Weidenholzer
  • Salzburger Nachrichten, 23. November 1985

Einzelnachweis

  1. vergleiche Ernst Spatt Allgemeine Fremdenverkehrslehre, 1975, Innsbruck, Inn-Verlag, ISBN 3-85123-018-3
  2. Quelle Statistik Austria
  3. Datenstand Sommer 2012, Quelle: Plattform Trivago