Stürme in der Weihnachtswoche 1954
Schwere Stürme in der Weihnachtswoche 1954 brachten große Schäden in Stadt und Land Salzburg.
Weihnachten 1954
Von Mittwoch, den 22. auf 23. Dezember 1954, kam es zu einem Wetterumschwung. Stürme rasten über Stadt und Land, dessen Auswirkungen bis 27. Dezember immer noch nicht beseitigt waren. Unter anderem wurde das Dach eines Perrons (Bahnsteigs) auf dem Hauptbahnhof in der Stadt Salzburg auf einer Länge von 150 Metern abgerissen. Die Reparaturen an der Straßenbeleuchtung nahm dann noch zwei Monate in Anspruch.
In der Hellbrunner Allee wurden mehrere Baumriesen, die noch aus der Zeit von Fürsterzbischof Markus Sittikus von Hohenems stammten, vom Sturm gefällt.
Staublawinen zwischen Lend und Klammstein blockierten die Bundesstraße nach Badgastein. Dabei wurden drei Pkw von den Schneemassen verschüttet, die Insassen konnten sich jedoch selbst befreien. Auch die Radstädter Tauernstraße musste gesperrt werden.
Ein vom Schneedruck umgerissener Mast der Oberleitung der Tauernbahn im Bereich des Bahnhofs Bad Gastein unterbrach den Zugverkehr für Stunden.
Ein schrecklicher Unfall ereignete sich am Mittwochabend, 22. Dezember, auf der Bundesstraße 1 in Hankham in Henndorf am [Wallersee]]. Ein Lkw war auf der schneeglatten Fahrbahn auf der Steigung nach Hankham hängengeblieben. Beim Flottmachen half der Brunnenmeister Friedrich Brandauer aus Seekirchen dem Fahrer durch Unterlegen einer Decke. Durch einen unglücklichen Umstand wurde die Decke von den rotierenden Rädern erfasst. Brandauer konnte nicht mehr rechtzeitig loslassen und wurde so unter die Doppelräder gerissen, die seinen Kopf zerquetschen.
Bei der Holzpirsch im Steinbachgraben in Rauris verschütteten ebenfalls am Mittwoch ein Schneebrett die Brüder Hermann und Anton Palfinger aus Rauris. Während sich Hermann Palfinger noch selbst befreien konnte, starb sein Bruder unter dem Schneebrett.
Ein drittes Todesopfer forderte der Weihnachtssturm in Obereching in der Flachgauer Gemeinde St. Georgen bei Salzburg. Zwischen zwei umgestürzten Fichten fand man Samstag früh, den 25. Dezember, den 60jährigen Bauern Josef Welkhammer aus Vollen 13 tot auf.
Am Sonntag, den 26. Dezember, wurde der 52jährige Stellwerkwächter Engelbert Pacher aus St. Johann im Pongau vor dem Stellwerk Nord in St. Johann tot aufgefunden. Er fiel während seines Dienstes einem Herzschlag zum Opfer.
In ihrer Salzburger Wohnung verübte eine 80jährige Frau Selbstmord durch Leuchtgas. In den frühen Morgenstunden des Christtages sprang die Frau eines amerikanischen Soldaten in Bischofshofen in die Salzach, konnte aber geborgen und in das Spittal eingeliefert werden.
Was sonst noch zu Weihnachten 1954 geschah
Trotz des stürmischen Wetters gab es am Freitag, den 24. Dezember, noch einen großen Ansturm von Kunden in den Salzburger Geschäften. Der Lebensmittelhandel verzeichnete Rekordumsätze. Bei den "Kommando-Ständen" (erhöhte kleine Stände, in denen Polizisten den Verkehr auf Kreuzungen regelten) der Verkehrspolizisten fuhren motorisierte Weihnachtsmänner vor und überreichten den Posten die traditionellen Gaben.
Am Nachmittag des 24. Dezember hielt das Schwarze Kreuz vor dem Heldendenkmal im Salzburger Kommunalfriedhof seine Totenfeier ab. Von der "Katze" auf dem Mönchsberg tönte wie jedes Jahr das stimmungsvolle Weihnachtsblasen über die verschneiten Dächer.
Bei der Oberndorfer Stille Nacht Kapelle versammelten sich rund 300 Personen, davon rund zwei Drittel Amerikaner, zu einer besinnliche Stunde. Ein Gedicht von Karoline Brandauer und die Weihnachtsansprache von Gemeinderat Stockklausner waren zwei Höhepunkte der Feier, die mit einer Kranzniederlegung bei den Gedenktafeln für Franz Xaver Gruber und Joseph Mohr und mit dem Erklingen von "Stille Nacht" in der Originalfassung ausklang.
Ungeachtet dem Schneetreiben veranstaltete die Halleiner Liedertafel beim Grab des Franz Xaver Gruber ihr traditionelles Weihnachtssingen zusammen mit der Musikkapelle der Bürgergarde.
An den beiden Weihnachtstagen, Samstag und Sonntag, waren nachmittags und abends Theater und Kinos stark besucht.
Quelle
- "Salzburger Nachrichten", 27. Dezember 1954, Seite 5