Baumhaus Bert

Aus SALZBURGWIKI
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Das Baumhaus Bert führte im Frühjahr 2021 im aufgeheizten politischen Klima in Werfenweng im Pongau zu Protesten.

Die Geschichte

Die Geschichte von "Bert" beginnt mit einem Problem, das noch Generationen von Menschen beschäftigen wird: Pro Tag wird in Österreich die Fläche von 20 Fußballfeldern versiegelt. "In China wird jedes Jahr London gebaut", sagt Chris Precht. Der 37-jährige Architekt hatte in Beijing sieben Jahre lang mit seiner Frau Fei Tang Precht (38) das Architekturbüro Penda betrieben. Sie profitierten vom Bauboom und hatten in ihrer jungen Karriere vergleichsweise viele Projekte umgesetzt.

2016 übersiedelten sie in den Pongau, wo Chris Precht, der Sohn von Kletterlegende Albert Precht, aufgewachsen ist. Ihr Büro befindet sich auf halber Höhe von Pfarrwerfen nach Werfenweng über dem Salzachtal und heißt nun "Studio Precht".

Das Baumhaus ist die Antwort von Studio Precht auf die Bodenversiegelung. "Bert" ist, vereinfacht gesagt, ein Baumhaus mit 28 oder 42 m² Wohnfläche, das nur drei Quadratmeter Boden verbraucht.

Co-Erfinder von Bert ist Rudi Obauer (31), Sohn des gleichnamigen Vierhaubenkochs in Werfen, der Architektur und Wirtschaft studiert hat. Für "Bert" haben die drei Architekten die gemeinsame Firma Baumbau gegründet. Wesentlich für die Umsetzung sei das Team von Holzbau Maier in Bramberg am Wildkogel gewesen. Bei "Bert" dominiert die runde Formensprache. Vom Hauptstamm zweigen die Äste mit den Wohnräumen ab. Alle Leitungen, Küche und Nasszellen sind im Stamm untergebracht. Die Optik ist auf jeden Fall eines: unverwechselbar. Auf Facebook wurde "Bert" bereits mehrmals wenig schmeichelhaft mit Kanalrohren verglichen.

Dort, wo die ersten "Berts" bereits gebaut wurden, am Pogusch in der Obersteiermark, haben die Architekten ein anderes Phänomen beobachtet: "Die Entscheidungsträger der beteiligten Gemeinden reden von "Bert" wie von einer Person. Das ist nicht mehr das Haus oder das Gebäude, sondern das ist ,der Bert'." Bauherr war Familie Reitbauer vom Hotel Steirereck. Für die vier "Berts" musste kein einziger Baum sein Leben lassen. Sie werden an Touristen vermietet (298 oder 348 Euro pro Nacht, inklusive Frühstück), aber auch von Mitarbeitern bewohnt. Die Errichtungskosten belaufen sich - je nach Bodenbeschaffenheit und Ausstattung - auf 330.000 bis 380.000 Euro (42 m² Nutzfläche). Das Vermieten an Touristen sei Sinn der Übung: "Wenn wir Menschen für Klimawandel und Ökosysteme sensibilisieren wollen, müssen wir sie ganz nah an die Natur bringen", sind die Architekten überzeugt.

All diese Überlegungen hätten die Architekten gern auch den Werfenwengern vorgestellt. Doch diese Chance sei im politisch aufgeheizten Klima vertan worden. Zur Erinnerung: Nach dem Beschluss des umstrittenen Projekts "Hochthron neu" Mitte April 2021 legte die Opposition geschlossen ihre Mandate zurück. Das Projekt beim Ortseingang besteht aus einem Hotel, einem Aparthotel mit 22 Einheiten, wo Gemeindebürger sich wegen illegaler Zweitwohnsitze sorgen, sowie zehn Chalets. Insgesamt geht es um 330 neue Betten.

Wenig später schickte Bürgermeister Peter Brandauer (ÖVP) einen Postwurf an alle Haushalte aus, in dem er über 16 geplante "Berts" inklusive Rezeptionshaus und Wellness-Einrichtung auf dem Rosnerköpfl berichtete. Der Protest ließ nicht lange auf sich warten. "Was da in den letzten drei Wochen passiert ist, hat uns schlaflose Nächte bereitet", sagt Rudi Obauer, "weil wir die Sorgen der Leute verstehen." Auf dem Rosnerköpfl seien bereits zwei Projekte geplant gewesen, immer verbunden mit größeren Schlägerungen. "Genau deshalb haben wir 'Bert' geplant. Wir wollten zeigen, dass es anders geht. 'Bert' kann sich dem Wald anpassen, so wie er ist."

Im Zuge der Diskussionen sei den Architekten klar geworden: "Wir werden 'Bert' nur dort bauen, wo die Region dahintersteht. Wir sind in der glücklichen Lage, viele Anfragen zu haben" - in Österreich, Europa und darüber hinaus.

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