Parornix anglicella
Parornix anglicella (Ornix anglicella Stainton, 1850: 92-93) ist eine Art aus der Ordnung Lepidoptera (Schmetterlinge), Familie Gracillariidae (Miniermotten oder Blatt-Tütenmotten).
Diagnose
Bei Kenntnis der Nahrungspflanze, also bei gezüchteten Tieren, ist die Bestimmung oft auch nach dem Habitus möglich, obwohl auch andere ähnliche Caloptilia-Arten, zumindest gelegentlich, an Bergahorn fressen. So wurde das abgebildete Tier zunächst für eine verdunkelte Caloptilia hemidactylella gehalten. Gefangene Tiere sind aber nur durch Genitaluntersuchung einwandfrei zu erkennen. Ebenso sind die Minen und Blattrollen der Raupen nur durch Zucht der Imagines sicher zu bestimmen.
Verbreitung, Lebensraum und Phänologie[1]
P. anglicella ist in Salzburg recht weit verbreitet und bereits aus den Zonen I (Alpenvorland und Flyschzone), Ia (Stadt Salzburg, II (Nördliche Kalkalpen) und III (Schieferalpen) bekannt (Zoneneinteilung nach Embacher et al. 2024). Die bisher dokumentierte Höhenverbreitung erstreckt sich von 420 bis 880 m. Lebensraum der Art sind Ränder und Lichtungen von laubdominierten Gehölzen sowie Galeriewälder mit Vorkommen von Weißdorn, der Nahrungspflanze der Raupen. P. anglicella entwickelt in Salzburg zwei Generationen im Jahr. Nachweise von Imagines sind aus den Monaten April und Mai sowie August dokumentiert, eine Imago schlüpfte Ende März. Raupen- bzw. Minenfunde stammen von August, September und Oktober (Kurz & Kurz 2025).
Nachbarfaunen
Nach Huemer (2013) war die Art aus allen österreichischen Bundesländern mit Ausnahme von Osttirol, Salzburg und dem Burgenland bekannt. Klimesch (1990) meldet sie aus allen drei Landesteilen Oberösterreichs. In Bayern wurde sie rezent nur im voralpinen Hügel- und Moorland (Alpenvorland) und den Alpen gefunden, ältere Nachweise (vor dem Jahr 2000) sind auch aus dem Tertiär-Hügelland und den voralpinen Schotterplatten, sowie dem Schichtstufenland bekannt (Haslberger & Segerer 2016).
Biologie und Gefährdung
Die Biologie der Falter von P. anglicella ist in Salzburg nicht erforscht, in einem Fall wurde ein Falter zwischen 20 und 21 Uhr fliegend angetroffen. Die Raupen leben an Weißdorn-Arten (Crataegus sp., in Salzburg an Crataegus monogyna nachgewiesen, siehe siehe Kurz & Kurz 2025), wo sie an den Blättern zunächst eine kleine Platzmine auf der Blattunterseite erzeugen und später in einem Blattumschlag, schließlich in einem Blattkonus fressen, der aus einem Zipfel des Blattes gedreht wird. Konkurrenz durch Ressourcennutzung an denselben Nahrungspflanzen wurde, neben den Raupen der eigenen Art zu folgenden Phytophagen festgestellt:
Lepidoptera
- Stigmella oxyacanthella
- Stigmella hybnerella
- Stigmella perpygmaeella
- Bucculatrix bechsteinella
- Phyllonorycter oxyacanthae
Obwohl bisher nur relativ wenige Daten zu Verbreitung und Biologie im Land vorliegen, dürfte P. anglicella wegen der offensichtlich geringen Bindung an einen bestimmten Lebensraumtyp als ungefährdet zu betrachten sein (Einstufung LC nach Embacher et al. 2024).
Weiterführende Informationen
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Bilder
Parornix anglicella – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Quellen
- Embacher, G., S. Flechtmann, P. Gros & M. A. Kurz 2024: Die Schmetterlinge des Landes Salzburg. Teil I: Systematische und revidierte Liste mit Verbreitungsangaben für die geologischen Zonen des Landes. 2., neu bearbeitete Auflage, Naturkundliche Gesellschaft, Salzburg, preprint.
- GBIF Austria 2025. Global Biodiversity Information Facility, participant node Austria. URL: https://www.gbif.at/ [online 2025.05.07].
- Haslberger, A. & A.H. Segerer 2016. Systematische, revidierte und kommentierte Checkliste der Schmetterlinge Bayerns (Insecta: Lepidoptera). Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft 106. Supplement: 336 pp.
- Huemer, P. 2013. Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematische und faunistische Checkliste. Studiohefte 12. Tiroler Landesmuseum Innsbruck: 304 pp.
- Klimesch, J. 1990. Die Schmetterlinge Oberösterreichs, Teil 6. Microlepidoptera I. Entomologische Arbeitsgemeinschaft am O.Ö. Landesmuseum Linz: 1–332.
- Kurz, M. A. & M. E. Kurz 2000–2025. Naturkundliches Informationssystem. URL: http://www.nkis.info [online 2025.05.07].
Einzelnachweis
- ↑ siehe Phänologie