Bestattung eines geistlichen Oberhauptes
Daria Panichner, die Äbtissin vom Nonnberg (1484–1505), beschrieb genau, was die Beerdigung ihrer Vorgängerin gekostet und was bei dem Todesfall einer Äbtissin überhaupt zu geschehen habe.
Der Ablauf
Sobald nämlich eine Äbtissin verstarb, wurden alle Kirchenglocken der Pfarr- oder Klosterkirchen geläutet. Darauf wurde es wie am Karfreitag im Benediktinenstift Nonnberg totenstill. Die Siegel wurden zerbrochen und die Dienerschaft für den Konvent in Pflicht genommen. Zum Abschluss des Tages wurde von den ersten Dienern die Leiche durch Hof und Garten in die Kirche getragen.
Am zweiten Tag erschienen die Chöre von Dom und St. Peter und begleiteten die Leiche der Äbtissin in die damalige Pfarrkirche der Stadt (also die Franziskanerkirche), wo die Frauen und die Domfrauen Nachtwache bei der Leiche hielten.
Am nächsten Morgen kamen auch die Frauen vom Nonnberg in ihren Mänteln zur Seelenmesse. Nach der Messe wurde die Leiche in einer Prozession zum Dom getragen, wo der Dompropst die Messe hielt und die Frauen vom Nonnberg und die Chöre von St. Peter und von der Domkirche wechselweise sangen. Darauf wurde die Leiche nach St. Peter getragen, wo sie über Nacht blieb und der Konvent die Vigilien hielt.
Am Morgen kamen wieder die Frauen zum Seelenamt, nach welcher die Leiche in einer großen Prozession zurück nach Nonnberg geleitet und dort bestattet wurde.
In einem sehr ähnlichen Ritus wurden auch die Erzbischöfe und die Äbte des Stiftes St. Peter bestattet.