Diskussion:Höllbräu
Höllbräu 1855
Folgende Abschrift eines Dokuments stellte mir, Otto Holzapfel, Walter Schlegel aus Salzburg im Juli 2023 zur Verfügung. Es enthält wichtige Hinweise zum Höllbräu und zum damaligen Festungscharakter der Stadt Salzburg.
SLA, k.k. Lokal-Fortifikation 1855 / 617 und 1855 7/7 Fanni Kobler, Besitzerin des Höllbräuhauses Nr. 67 in der Judengassen, an die k.k. Lokal Genie-Direction Salzburg:
Ich besitze, wie einer wohllöblichen Direction ohnehin bekannt seyn wird, das Höllbrauhaus Nr. 67 in der Judengasse. Zur Ausübung meines Bräugewerbes befindet sich im Hofraume an der fortifikatorischen Stadtmauer angebracht, eine mir gehörige Bierkühle, die aber im gegenwärtigen Zustande, und namentlich zur Sommerszeit ihrem Zwecke völlig nicht entspricht, weil in dem engen Hofraum zu wenig Luft streicht, um das auf der fraglichen Kühle befindliche Bier innerhalb der gemeßenen Zeit gehörig abzukühlen. Zur Behebung dieses Uibelstandes wäre es mir nun sehr wünschenswerth, wenn mir bewilligt würde, in der genannten Mauer zwei Fenster, allenfalls auf Art der Froschmäuler, ausbrechen, und diese mit Eisengitter versehen zu dürfen. Ich stelle demnach die unterthänigste Bitte, mir die gnädige Bewilligung zur Ausbrechung dieser Fenster ertheilen zu wollen, und glaube, daß dießfall umso weniger ein Anstand bestehen dürfte, als alle an dieser Mauer anliegende Häuser in selben Fenster, ja sogar Thüren angebracht haben. Ich verpflichte mich dagegen, alle dießfälligen Kosten aus Eigenem zu bestreiten, und falls es gefordert würde, einen Revers einzulegen, diese Fenster, im Falle es fortifikatorische Rücksichten erfordern sollten, wieder, wie gegenwärtig zuzumauern. Salzburg am 7. Juli 1855 gez. Fanni Kobler.
Rückseite: 1 Fenster wird genehmigt, wegen weiterer Vorgangsweise hat sie sich an die Gemeindevorstehung zu wenden. 1855 13/7.
Diese Dokumentenabschrift wurde angefertigt von Walter Schlegel, dem Urenkel von Richard Franz Schlegel. Das Dokument der Fanny Kobler mit dem Wunsch nach Einbau von Lüftungsfenstern in die Stadtmauer gehört zur Geschichte des Höllbräus und diese Episode wird, soweit ich sehe, in dem Buch von Erich Marx, Hrsg.: Das »Höllbräu« zu Salzburg. Geschichte eines Braugasthofes, Salzburg 1992, nicht erwähnt. Seraphin Kobler plante bereits 1803 Fenster in die Stadtmauer zu brechen, und das wurde ihm sogar mit starken Auflagen genehmigt (vgl. Marx, S. 86); bei Marx, S. 89, sieht man auf einem Stich von 1860 die neuen Fenster, die Seraphin Koblers Tochter plante. Dass sie so kurz vor dem Verkauf 1857 des Höllbräu eine derartige Baumaßnahme angehen wollte, überrascht mich. Erst 1858 wurde dann der Festungscharakter der Stadtmauer aufgehoben (vgl. Marx, S. 93), aber auch Fanny Koblers Käufer, Josef Brodmann, musste dafür sorgen, dass die Stadtmauer beim Umbau nicht "demoliert" wurde (vgl. Marx, S. 93). 1860 bekam Brodmann die Genehmigung mit der Auflage, äußerlich für die Schönheit der Mauer zu sorgen (vgl. Marx, S. 94). Das Dokument ist also eine willkommene Quelle sowohl für das Höllbräu als auch für die Diskussion um den Festungscharakter der Stadt Salzburg. OttoChristianRupert (Diskussion) 08:47, 4. Jul. 2023 (CET)