Johanna Schuchter

Johanna Schuchter, geborene Fill (* 2. März 1884 in Zell am See; † 14. August 1985 in der Stadt Salzburg)[1], war eine Salzburger Schriftstellerin.

Leben

Johanna war das siebente Kind des Josef Fill, Tabakhauptverlegers und Bürgermeisters (18801888) von Zell am See, und seiner Frau Helena, geborene Kasterer. Sie wurde früh Vollwaise; ihre Mutter starb, als sie eineinhalb Jahre, und ihr Vater, als sie siebeneinhalb Jahre alt war.

Sie wuchs bis ihrer Eheschließung bei Freunden der Eltern, eines wohlhabenden Weingutsbesitzers und seiner Frau, in Salurn (Südtirol) auf. Im Jahr 1906 heiratete sie den verwitweten Arzt Dr. Franz Schuchter senior (* 1860; † 1942) und zog mit ihm in die Stadt Salzburg. Aus der Ehe gingen zwei Töchter und ein Sohn, der Pianist und Dirigent Gilbert Schuchter, hervor. Hinzu kamen zwei Stiefkinder (darunter wohl der Arzt Dr. Franz Schuchter junior) aus der ersten Ehe ihres Gatten.

Anfang der 1920er-Jahre hatte sie die Idee zu privaten "Sprechabenden" in der Stadt Salzburg. An diesen Sprechabenden beteiligten sich Professoren der Theologischen Fakultät. Sie gab auch Empfänge, die sich großer Beliebtheit erfreuten, bei denen als Gäste unter anderen waren: Hermann Bahr, Alfred Kubin, Max Reinhardt, die Orgel-Virtuosin Hermine Esinger, die Burgschauspielerin Maria Mayer und die Schriftstellerin Alja Rachmanowa. Ein Gast blieb Johanna Schuchter besonders in Erinnerung. Es war Erika Spann-Rheinisch, eine direkte Nachfahrin Martin Luthers.

Christoph Brandhuber schreibt in seiner Facebook-Serie "Uni-Frauen" (2023): "Als 1931 die Salzburger Hochschulwochen als Pilotprojekt zur Wiedergründung der Universität gegründet wurden, begünstigten die Empfänge bei der charmanten Salonière die Aufnahme und Integration in die Gesellschaft: In 'typisch Salzburgischer Gastlichkeit' entzückte Gilbert Schuchter, der dreizehnjährige Sohn der Gastgeberin, 'als pianistisches Wunderkind'. Der französische Philosoph und Historiker Étienne Gilson 'erzählte mit bezauberndem Humor über seine Erlebnisse als französischer Soldat in einem deutschen Gefangenenlager'. Und der Benediktinerpater Thomas Michels zog sich mit Gottfried Hasenkamp, dem Dichter der "Salzburger Elegie", auf einen Abendtrunk zurück."

Werke

Johanna Schuchter sprach hervorragend Italienisch. Ihre literarische Tätigkeit umfasste die Übersetzung verschiedener Werke der italienischen Literatur, vor allem des Romans "I Promessi Sposi" ("Die Verlobten") von Alessandro Manzoni, mehrere Zyklen und Radiovorträge sowie die beiden Bücher

  • "So war es in Salzburg. Aus einer Familienchronik.", Salzburg, 1976, 4. Auflage 1990
  • "So erlebte ich Südtirol", 1977.

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Quellen

  • "«Ich weiß, wie es in Salzburg war.» Erinnerungen an die Familien Fill und Schuchter", in: Der Hippolyt Nr. 32 (Dezember 2008), S. 11, Barbara Fink,
  • Wedel, Gudrun: "Autobiographien von Frauen. Ein Lexikon." Köln–Weimar–Wien: Böhlau 2010. ISBN 978-3-412-20585-0. S. 771.
  • Friedrich, Margret: "«Ein Paradies ist uns verschlossen ...» Zur Geschichte der schulischen Mädchenerziehung in Österreich im «langen» 19. Jahrhundert". Wien 1999. S. 309–311

Einzelnachweise


Frauen in der Geschichte der Salzburger Universität