Mitterpinzgauer Einhof
Der Mitterpinzgauer Einhof ist eine Bauernhofform, die im südlichen Teil des Gerichtbezirkes Saalfelden vereinzelt, im Saalfeldener Becken häufig und im Saalachtal ausschließlich die bäuerliche Hauslandschaft bestimmt. Diese Hofform vereint als Streckhof die Hauptfunktionen des Bauernhauses unter einem First, der je nach Besitzgröße eine beträchtliche Länge erreichen kann.
Der Mitterpinzgauer Einhof stellt einen Mehrzweckbau dar, der aber nicht alle Zwecke eines Landwirtschaftsbetriebes erfüllen konnte. Daher ist er meist von kleineren Nebengebäuden, wie Getreidekasten, Waschhütte und Badstube umgeben.
Der Wohntrakt
Der Wohnteil des meist zweigeschossigen, gelegentlich aber auch dreigeschossigen Einhofes besteht aus einem giebelseitig aufgeschlossenen Mittelflurhaus mit derselben Raumeinteilung wie der oben geschilderte Zwiehof. Die Küche liegt aber häufig auf der der Stube gegenüber liegenden Seite des Mittelflures. Das Erdgeschoß besteht aus verputztem Natursteinmauerwerk, das Obergeschoß aus dem üblichen Blockbau aus Kanthölzern. Im Wirtschaftsteil ist das Obergeschoß aus Rundhölzern aufgesetzt. Das Pfettendach ist mit Legschindeln eingedeckt, trägt einen Glockenturm und bietet durch das weit ausladende Vordach Schutz für den kurzen Gang des Obergeschosses.
Der Wirtschaftstrakt
Vom hinteren Teil des Hausflures gelangt man in den zwischen Haus und Stall quer zur Firstrichtung eingebauten >Leerhof<, in dem sich der Schweinestall befindet. Von dort aus erreicht man den Rinderstall, ein Grubenstall mit Dauermist. Über dem Stall befindet sich der Speicher für Heu und Getreide, der in dieser Hofform >Rehm< genannt wird. Ihn erreicht man über die sog. >Rehmbrücke< , die in Firstrichtung oder quer zum First ausgebildet sein kann. Im letzteren Fall erschließt sie eine Kreuztenne mit vier in den Ecken befindlichen >Karen<. Der über dem Leerhof gelegene Tennenteil wurde üblicherweise als Dreschtenne benutzt, wenn dafür kein eigenes Gebäude (>Troadtenn<) vorhanden war. Dass sich der Mitterpinzgauer Einhof aus dem Zwiehof entwickelt hat, lässt sich an noch heute ersichtlichen Baumerkmalen, wie unterschiedliche Firsthöhe oder seitliche Verschiebung der Firste der beiden hinter einander gestellten Großbauten, erkennen.
Entstehungszeit
Als Entstehungszeit dieser Hofform nimmt man das 16. Jahrhundert an. Gründe für die Entstehung des Mitterpinzgauer Einhofes liegen in der Besitzgröße und in obrigkeitlichen Maßnahmen. Im Gerichtsbezirk Saalfelden befinden sich wesentlich zahlreichere bäuerliche Besitze in der Größe von 2 – 5, von 5 – 10 und von 10 - 20 ha als im Pinzgauer Zwiehofgebiet. Die gesetzlichen Maßnahmen zur Einschränkung des Holzbedarfes sind aber der Hauptgrund für diese Entwicklung. Bis ins 19. Jahrhundert war das Holz nicht nur Baustoff, sondern in Form von verkohltem Holz (Holzkohle) Brennstoff für das Salzsudwesen und für die Erzverhüttung und dadurch der wichtigste Energieträger überhaupt. Die voll ausgereifte Form des Mitterpinzgauer Einhofes tritt in der Bayrisch-Österreichische Salinenkonvention vom Jahr 1829, in der u. a. die Einforstungsrechte der Salzburger Bauern in den bayerischen Saalforsten geregelt werden, immer wieder auf.
"Das Wohnhaus und der Hof mit Stallung, Rehm und Dreschtenne sind unter einem Dach gestellt, der Stall ist eingädig gemauert, alles übrige von Holz gezimmert. In der Küche des Wohnhauses ist neben dem Herd ein Backofen und in der Wohnstube ein Heizofen angebracht, abgesondert vom Haus ist eine Waschhütte und eine hölzerne Badstube…".
Quellen
- Kurt Conrad, "Der Bauer und sein Hof" in "Reformation - Emigration, Protestanten in Salzburg", Ausstellungskatalog zur Ausstellung 21. Mai bis 26. Oktober 1981, Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Amt der Salzburger Landesregierung – Kulturabteilung, Salzburg