Schneiders Bekleidung Ges.m.b.H.
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Der hier beschriebene Betrieb oder die Einrichtung existiert in dieser Form nicht mehr. Dieser Beitrag beschreibt die Geschichte. |
Bekleidungshersteller Schneiders Ges.m.b.H. war ein Salzburger Traditionsunternehmen, das 2023 den Konkurs anmelden musste.
Geschichte
Der Bekleidungshersteller Schneiders GmbH hatte seinen Hauptsitz in Salzburg-Liefering und dem Haupthaus in der Altstadt. Das Salzburger Unternehmen Schneiders blickte auf eine lange Tradition zurück. Bereits im Jahr 1946 startete Julius Schneider die erste Mantelfabrik in der Landeshauptstadt. Die erste Produktionsstätte beschäftigte 35 Menschen.
Im Jahr 1951 konnte der Wiener Speedway-Europameister Fritz Dirtl (* 1928; † 1956) als Testimonial für das Erfolgsprodukt "Dirtl-Trench" gewonnen werden. Der Erfolg der wasserdichten Bekleidung legte den Grundstein für die Firmenzentrale an der Aribonenstraße in Salzburg-Liefering. Nur zwei Jahre später wuchs die Belegschaft auf 150 Personen an. Anfang der 1970er-Jahre stieg Schneiders wirtschaftlich weiter auf, übernahm den Wiener Regenmantelhersteller Noperti. Bei den Olympischen Winterspielen in Innsbruck 1978 stattet Schneiders das rot-weiß-rote Team mit Wintermänteln aus.
Der Stardesigner Wolfgang Joop konnte 1984 als Berater gewonnen werden. Die Mäntel wurden von Besuchern der Salzburger Festspiele getragen und selbst Arnold Schwarzenegger ließ sich damit ablichten.
2009 eröffnete Schneiders ihre Filiale im Designer Outlet in Wals-Himmelreich.
Neben der Peter Wagner Holding mit 50 Prozent und Alfons Schneider mit zehn Prozent war Wolfgang Binder ab 2018 mit 40 Prozent Miteigentümer und Geschäftsführer der Schneiders Bekleidung GmbH.
Das neue Haupthaus an der Griesgasse wurde 2020 eröffnet und galt als Meilenstein des Unternehmens.
Das Unternehmen stellte Damen- und Herrenbekleidung im Bereich "Luxury Lifestyle" her, wobei die Produktion in ausgelagerten Lohnnähereien erfolgte. Neben dem neuen Stammhaus gab es noch zwei weitere Filialen in der Stadt Salzburg. In Wien verfügte Scheiders über eine Filiale. Die Tochtergesellschaften betreiben Filialen in Bernau am Chiemsee sowie einen Showroom in New York in den USA. Schneiders war 100-prozentiger Eigentümer von Amadeus Fashion, Habsburg Kleidermanufaktur, Schneiders Bekleidung Freilassing und Schneiders Salzburg Inc. in New York.
Am Landesgericht Salzburg wurde am Montag, 8. Mai 2023, ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverantwortung eröffnet, teilten AKV und KSV1870 in Aussendungen mit. Laut AKV dürften sich die Verbindlichkeiten auf 10,5 Mio. Euro belaufen, rund 255 Gläubiger und 104 Mitarbeiter sind betroffen. Als Insolvenzursachen wurden der Wegfall der Lohnnähereien in der Ukraine aufgrund des Angriffskrieg und die strengen Covid-Maßnahmen in China angeführt. Schneiders beabsichtigt eine Fortführung des Betriebs und die Sanierung über einen Sanierungsplan, der gegenwärtig eine Quote von 20 Prozent binnen zwei Jahren vorsieht.
Am 23. Mai 2023 wurde aber dann öffentlich bekannt gemacht, dass das Salzburger Traditionsunternehmen nicht mehr weitergeführt wird. Das meldete der Gläubigerschutzverband KSV von 1870. Gesellschafter des Unternehmens sind Geschäftsführer Wolfgang Binder (45 Prozent) sowie die Peter Wagner GmbH (55 Prozent).
Am Markt etabliert wurde die Marke Habsburg als hochwertiges und hochpreisiges Trachtenlabel. Der deutsche Textilunternehmer Markus Meindl und Unternehmer Michael Rumerstorfer gaben am Donnerstag, den 6. Juli 2023, bekannt, dass die Marke weitergeführt wird und die Bereitschaft für die Übernahme von fünf Mitarbeitern bekundet wurde.[1]
Alfons Schneider
2013 war im Bekleidungsunternehmen in Salzburg bereits die dritte Generation am Werk. Ein Bild im Büro des Seniorchefs Alfons Schneider zeigte ein altes Bild von der Aribonenstraße mit seinen Großvater Georg mit Familie. Er hatte 1895 in Wien den Großhandel G. Schneider Gummihof gegründet. Gehandelt wurde mit Gummiwaren aller Art, von Haushaltsartikeln bis zu Spielzeug.
Das Interesse für die österreichische Monarchie hat Alfons von seiner Mutter geerbt. In der Firma sind viele Raritäten ausgestellt, etwa ein Kleid und das Sterbekreuz von Kaiserin Elisabeth von Österreich.
Frauen spielen bis heute eine zentrale Rolle im Leben von Alfons Schneider. Er ist Vater von fünf Töchtern (Anja und Nina stammen aus erster Ehe). In der Firma sind 85 Prozent der 220 Mitarbeiter weiblich. Die Seele des Hauses ist Gattin Michaela, die im Kreativteam der Marke Habsburg mitarbeitet. "Ich kenne die ganze Belegschaft und fühle mich ein bisschen wie die Mama für alle", sagt sie.
Die drei Töchter Veronika, Katharina und Anna sind mit dem Unternehmen groß geworden. Anna, die Jüngste, hat mit sechs Jahren auf den Messen Würstel verteilt. Heute studiert sie an der privaten Medizinuniversität in Salzburg. Bei den Weihnachtsfeiern der Belegschaft haben die Mädchen Krippenspiele aufgeführt.
Schneider hat sich 2011 aus der operativen Geschäftsführung der Unternehmensgruppe zurückgezogen und seine Töchter stärker eingebunden: Katharina leitet die Kleidermanufaktur Habsburg und ist somit verantwortlich für die Luxusmarke des Unternehmens. Veronika hat die Prokura und verantwortet für die Marken Schneiders Salzburg und Schneiders LandArt die Retail- und Marketing-Aktivitäten.
"In dieser Baracke des Reichsarbeitsdiensts hat mein Onkel Julius 1946 die Schneiders Mantelfabrik gegründet." Das Foto zeigt ein Gebäude in der Siebenstädterstraße in Salzburg-Lehen. Die Näherinnen fertigten aus Restbeständen der Wehrmacht Rucksäcke, Schürzen und Gamaschen, später wurden Regen- und Uniformmäntel erzeugt. In der Aribonenstraße fuhren die Bagger 1950 auf.
Zum Erfolgsprodukt entwickelten sich die wasserdichten Gummimäntel für Motorradfahrer. Auch dazu gibt es ein Foto. Es zeigt die Beregnungsanlage im Hof der Firma, mit der die Dichtheit der Mäntel getestet wurde. Schneider lebte damals noch in seiner Heimatstadt Wien, wo der eingangs erwähnte Großvater den Gummihof gegründet hatte.
Nach der HAK-Matura trat Alfons Schneider 1955 in die Firma ein. Aus dem geplanten Studium wurde nichts. Onkel Julius schickte ihn 1958 in seine Mantelfabrik nach Salzburg.
Schneider machte im deutschen Schloss Hohenstein die Ausbildung zum Bekleidungstechniker. Von den 104 Schülern war er der einzige Ös terreicher. "Alle haben mich belächelt." Als Schneider als Ein ziger mit Auszeichnung abschloss, lachte er.
Mit 26 Jahren übernahm Schneider 1964 die Leitung der Salzburger Firma. Die 250 Mitarbeiter kannten ihn bis dahin nur im weißen Arbeitsmantel. "Ich habe in allen Abteilungen praktiziert und bin im Büro und an den Maschinen gesessen."
Durch modernes Marketing und die Zusammenarbeit mit Designern wie Daniel Hechter und Wolfgang Joop ging es mit dem Unternehmen weiter bergauf. "Unsere Stärken waren immer gute Qualität, Passform und Lieferung." Schneider setzte alles daran, die Marke auch international zu etablieren. Heute gehen 85 Prozent der Produktion in den Export. 1999 gelang der Einstieg in den amerikanischen Markt.
Quellen
- "Salzburger Nachrichten", 12. Februar 2013
- SALZBURG24 vom 8. Mai 2023 und 23. Mai 2023