Stadtgalerie Zwergelgartenpavillon

Blick auf den Eingangsbereich des Zwergelgartenpavillons.

Die Stadtgalerie Zwergelgartenpavillon ist eine aus Holz gebautes Ausstellungsgebäude in der rechtsufrigen Altstadt der Stadt Salzburg.

Geschichte

Der Pavillon befindet sich im historischen Zwergelgarten beim Zauberflötenspielplatz, und wird für Ausstellungen genutzt. Seit den 2010er-Jahren wird er als Stadtgalerie genutzt, früher gab es hier auch Reptilien-, Kleintier-, Weihnachtskrippen- und andere Ausstellungen zu sehen. So beispielsweise für Ausstellungen der Sommerakademie für Bildende Kunst

Der Kunst- und Architekturhistoriker Anselm Wagner von der Universität Graz hat die Geschichte dieses Baus entschlüsselt, die im Sommer 2023 als Buch erschienen ist. In seiner Urform, also vor den späteren Umbauten, sei dieser Pavillon "als sehr modern und alles andere als post- oder neofaschistisch zu bezeichnen". Er sei "ein interessantes Beispiel" für die "Fortführung von Konzepten der 1920er- und 1930er-Jahre". Auch wenn der Pavillon "einer aus heutiger Sicht unverzeihlichen Rehabilitation eines der wichtigsten Nazi-Künstler diente", nämlich Josef Thorak, dürfe dies nicht "den Blick auf die unbestreitbaren architektonischen Qualitäten des Bauwerks trüben". Weil der Pavillon unter der Obhut des Kulturamts der Stadt Salzburg steht, hat Gabriele Wagner, zuständig für Stadtgalerien, diese Erforschung angeregt.

 
Blick in den Pavillon.

Dieses Areal ist seit Langem anrüchig, da die hier stehenden Skulpturen Josef Thoraks - "Kopernikus" und "Paracelsus" - an dessen NS-Karriere sowie an die unrühmliche Ausstellung von 1950 erinnern. Diese Josef-Thorak-Schau war organisiert worden, nachdem der kurz zuvor gegründete VdU (Verband der Unabhängigen) - Vorgängerpartei der späteren FPÖ - bei der Gemeinderatswahl 1949 mit 30,2 Prozent der Stimmen einen Sensationserfolg als zweitstärkste Partei hingelegt und die ÖVP auf Platz drei verwiesen hatte. Weil der VdU-Vizebürgermeister Karl Schneider-Manns Au das Kulturressort übernommen habe und weil Josef Thorak seine einstige NSDAP-Mitgliedschaft verschwiegen habe, sei an dieser Stelle 1950 eine große Freiluftausstellung möglich geworden, berichtet Anselm Wagner. Um neben 17 großen Plastiken im Freien - darunter der "Kopernikus" an derselben Stelle wie heute - auch fast 80 weitere Werke Josef Thoraks aus den 1930er- und 1940er-Jahren zu zeigen, sei der Pavillon gebaut worden, damals ohne - die später hinzugefügte - Verglasung.

So spannend wie Geschichte und Gestalt dieser Ausstellung - Anselm Wagner bezeichnet deren Umstände als "Nazi-Spuk" - ist auch das, was er über den Architekten des Pavillons eruiert hat: Karl Mayr. Der gebürtige Salzburger, aufgewachsen in Lehen, besuchte die Gewerbeschule am Rudolfskai, wo der Architekt Wunibald Deininger unterrichtete. 1924 ging Karl Mayr an die Akademie der bildenden Künste in Wien und wurde einer der ersten Schüler Clemens Holzmeisters. Nach Mitarbeit beim Wiener Architekten Georg Rupprecht ging er 1928 nach Berlin, wo er vermutlich Josef Thorak kennenlernte. Nach der Heirat 1930 war er drei Jahre arbeitslos.

 
Blick Richtung Schwarzstraße.

1933, als Adolf Hitler deutscher Reichskanzler wurde, ging Karl Mayr als Architekt nach Gleiwitz im heutigen Südpolen. Er sei Mitglied in der NSDAP sowie im "Kampfbund Deutscher Architekten und Ingenieure" gewesen und 1938 nach München in die "Sonderbaubehörde" gekommen, die gigantische Ausbaupläne dieser Stadt umsetzen sollte, wofür Josef Thorak ein 200 Meter großes "Denkmal der Bewegung" hätte schaffen sollen, berichtet Anselm Wagner. 1940 und nach seinem Kriegseinsatz ab 1942 bei der Luftwaffe sei Mayr wieder nach Salzburg gegangen. Wie Josef Thorak habe auch er, gefragt nach einer NSDAP-Mitgliedschaft, gelogen. 1949 habe er für den VdU bei der Landtagswahl kandidiert und sei Klubobmann geworden. Vermutlich im Auftrag Josef Thoraks habe er 1950 als Architekt den Ausstellungspavillon gestaltet.

Bilder

  Stadtgalerie Zwergelgartenpavillon – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI

Weblink

Quellen