Vogt- oder Kastnerturm

Vogt- oder Kastnerturm
Spuren des Brandes von 1770 im Vogtturm

Der Vogt- oder Kastnerturm ist ein hochmittelalterlichen Wehr-, Wach- und Repräsentationsbau im Stadtzentrum von Zell am See. In dem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude ist in vier Stockwerken das Stadtmuseum untergebracht.

Beschreibung

Die Turmhöhe beträgt 23,5 Meter, die Mauerbreite an der Nord-, der Süd- und der Westseite 8,6 Meter, an der Ostseite 13,5 Meter. Der Turm hat fünf Stockwerke, von denen vier für Ausstellungszwecke genutzt werden. Nach einer umfangreichen Sanierung ist der Vogtturm seit Juli 2020 mit einem neuen Museums- und Sicherheitskonzept wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.

Geschichte

Der Turm (Bergfried), der gräfliche Ansitz (Fuscher Haus, Neue Propstei, heute Bankhaus Carl Spängler) und die Hippolyt-Kirche zählen zu den ältesten Gebäuden der Stadt. Als Bauherren dürfen die Herren von Lechsgemünde-Frontenhausen aus Mittersill vermutet werden. Das Fuscher Haus und der Zeller Turm waren Teil eines um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstandenen Häuserensembles, das einen dreieckigen, durch Tore abgeschlossenen Innenhof (den heutigen Stadtplatz) umgab. Ansitz und Turm hatten bis weit hinein in die Neuzeit als "freies Eigen" eine rechtliche Sonderstellung inne.[1]

Die ältesten urkundlichen Belege stammen aus dem Jahr 1489, in der ein „Fuscher-Hauß sambt dem Turn“ genannt wird. Der Turm kommt hierbei in den Besitz der auf Schloss Dorfheim in Saalfelden beheimateten Familie Hundt.[2] Es folgt eine Reihe von weiteren Besitzerinnen und Besitzern, darunter Anna Maria Paggee aus Tamsweg (mit Kauf vom 27. April 1660; sie war die Gattin des hochfürstlichen Salzburger Hofrates Johann Konrad Stadlmayr). Erbin wurde 1719 deren Nicht Maria Theresia von Küepach. Sie war mit Friedrich Ignaz Lürzer von Zehendtal verheiratet. [3]

Bei einem Stadtbrand im Jahr 1770 wurde auch der Turm in Mitleidenschaft gezogen. Zudem wurden früher die Dachluken zum Wetterschießen verwendet. Dabei hoffte man, durch den Lärm (Kanonendonner) das Aufziehen von Unwettern zu verhindern.

1798 wurde der Turm vom Kaufmann Johann Kastner erworben. Turm und Turmhaus befanden sich in der Folge knapp 150 Jahre im Besitz der Familie Kastner. Am 27. Juli 1951 erwarben Theresia und Anton Faistauer aus Maishofen, Verwandte des Malers Anton Faistauer, den Turm, der so in den Besitz deren Erben kam. 1984 erwarb das Bankhaus Spängler den Turm und sanierte das Gebäude im Bereich der Innenräume und des Daches gründlich. Anschließend wurde das Gebäude an die Stadtgemeinde für Museumszwecke verpachtet. Das Stadt-Museum, das sich seit 1973 im Schloss Rosenberg befunden hatte, übersiedelte nachfolgend in den Vogtturm. Im Jahr 2003 wurden Erhaltungsarbeiten an der Fassade durchgeführt. 2018 musste der Turm aus Sicherheitsgründen (Fluchtwege u. a.) gesperrt werden. Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten konnte das Museum in neugestalteter Form im Juli 2020 wieder eröffnet werden.

Das Zeller Stadtmuseum beherbergt heute eine interaktive Ausstellung über die Geschichte, Kunst und Kultur der Stadt Zell am See und ihrer näheren Umgebung. Die Schwerpunkte liegen auf archäologischen Funden der Vor- und Frühgeschichte, Zeugnissen des örtlichen Brauchtums, der Wirtschafts- und Tourismusgeschichte, romantischen und spätromantischen Gemälden des Zeller Sees, modernen Bildern des Zeller Malers Richard Hirschbäck (1937–2007) und aktuellen Erfindungen und Innovationen aus der Region.

Quellen

Einzelnachweise

  1. Hochhold, Rainer (2020): Geschichte des Vogtturms. Museumsportal des Landes Salzburg
  2. Museum Vogtturm; Dauerausstellung; Recherche Rainer Hochhold
  3. Zaisberger, Friederike; Schlegel, Walter: Burgen und Schlösser. Pongau. Pinzgau. Lungau., Birken-Verlag Wien, 1978, ISBN 3-85030-037-4, Seite 151f