Über die Bergführertätigkeit im Land Salzburg um 1900

Dieser Artikel berichtet über die Bergführertätigkeit im Land Salzburg um 1900
Bergführerkurse
Jährlich wurde in den Städten München, Innsbruck, Bozen, Graz und in der Stadt Salzburg ein Führerkurs abgehalten. In der zweiten Märzwoche kamen dazu junge Burschen, die erst das Bergführerbuch erwerben wollten, und alte Herren, die schon längst im ganzen Bereich der Alpen Bergführerdienste geleistet hatten. Aber sie sollten auch einen Kurs hören, so wollte es der Alpenverein, der für seiner Führer geistiges wie leibliches Wohl Sorge trug.
Täglich gab es acht Stunden Unterricht, aufgelockert, indem diese oder jene Sehenswürdigkeit, in Salzburg z. B. das Museum, die Sattler-Kosmoramen, die Festung Hohensalzburg und andere Sehenswürdigkeiten besucht wurden. In die vierzehn Tage des Kurses 1899 fiel eine Monatsversammlung der Sektion, wozu die Führer geladen wurden. Der Sonntag zwischen beiden Wochen wurde zu einem Ausflug benützt, den Schluss des Kurses bildete wieder eine kleine Feier.
Täglich morgens kam der Stadtarzt Dr. Würtenberger und lehrte "Erste Hilfeleistung bei Unglücksfällen". Da wurde am Skelett das Knochengerippe, an guten Bildern Adern, Muskeln und Nerven studiert, mit Jodoformwatte, Esmarch’schen Binden, Salicyl manipuliert, Tragbahren aus Bergstöcken und Lodenjoppen gemacht, so dass man schließlich auf einem "alpinen Schlachtfeld" zu sein glaubt. Dann kamen die Herren Professoren, die alpine Geografie und spezielle der Gebirgsgruppen der Heimat vortrugen. Aber auch die Gesteine sollen die Leute kennen, aus denen die Berge bestehen und die wichtigsten Pflanzen, die darauf wachsen. Das besorgte der Professor der Naturgeschichte, der ihnen Gesteinsproben und Pflanzen zeigte. Er lehrte auch die Elemente der Meteorologie und machte sie bekannt mit dem Gebrauch von Baro-, Thermo- und Ombrometer.
"Ueber Organisation des Alpenvereines", "Die Pflichten und Rechte des Führers" sprach ein Doktor der Rechte und brachte den angehenden Bergführern zum Bewusstsein, was "sie sind und sein sollen als zielbewusste Glieder im Organismus der Menschheit". Die Kunstgriffe und Praktiken aber, die sich an Bergstock, Eispickel, Gletscherseil, Kletterschuhe, Steigeisen knüpfen, lehrte der erste und berühmtester Bergsteiger Ludwig Purtscheller.
Am Ende des Kurses fand im Beisein hoher Herren, darunter immer eines Vertreters des Central-Ausschusses des Alpenvereins, die Prüfung statt. Am selben Abend fand die Schlussfeier statt. Zur Erinnerung an den Kurs gingen Lehrer und Schüler noch zu Würthle & Sohn, um ein Bild machen zu lassen.
Quelle
- ANNO, "Salzburger Fremden-Zeitung", Ausgabe 22. Juli 1899