Kongregation der Barmherzigen Schwestern
Die Kongregation der Barmherzigen Schwestern ist ein Frauenorden, dessen bekannteste Frau in Salzburg im Orden Anna Bertha Gräfin Königsegg war.
Gründung
Die Kongregation wurde als Genossenschaft im 17. Jahrhundert in Frankreich vom hl. Vinzenz von Paul und von der heiligen Luise von Marillac gegründet. Sie ist in der Kirche bekannt unter dem Namen Genossenschaft der Töchter der christlichen Liebe vom hl. Vinzenz von Paul, Dienerinnen der Armen. In den deutschsprachigen Ländern wurde den Schwestern vom Volk der Name Barmherzige Schwestern gegeben.
Darauf bedacht, der Vorsehung zu folgen und offen für das Wirken des Heiligen Geistes entdeckte Vinzenz von Paul (* 1581; † 1660) die materielle und geistige Not seiner Zeit und weihte sein Leben dem Dienst und der Evangelisierung der Armen, die er unsere Herren und Meister nannte. Zu diesem Zweck gründete er die Bruderschaften der christlichen Liebe (1617) und die Kongregation der Mission (1625). Von der Vorsehung geführt, begegnete er Luise von Marillac (* 1591; † 1660), die sich aktiv an seinem wohltätigen Wirken beteiligte.
Am 4. Juni 1623, dem Pfingstfest, hatte Luise die Gnade, im Voraus eine für sie neue Gemeinschaft zu schauen:
"Am Pfingsttag bei der heiligen Messe oder bei der Betrachtung in der Kirche wurde mein Geist in einem Augenblick über seine Zweifel erleuchtet und ich wurde mir bewusst, dass eine Zeit kommen würde, wo ich imstande wäre, Armut, Keuschheit und Gehorsam zu geloben, und dass ich in einer kleinen Gemeinschaft sein würde, wo einige das gleiche tun würden. Ich vernahm, dass ich an einem Ort sein würde, wo man dem Nächsten dient; aber ich konnte nicht begreifen, wie das möglich wäre, denn es müsste ja dort ein Kommen und Gehen sein."
Dann bot sich Marguerite Naseau (* 1594; † 1633), ein einfaches Landmädchen, an, die niedrigsten Dienste zu übernehmen, die die Damen der Bruderschaften nicht tun konnten. In ihrer echten evangelischen Liebe wurde sie zur Dienerin der Verlassensten. Später sagte Vinzenz von Paul:
"Marguerite Naseau aus Suresnes ist die erste Schwester, die das Glück hatte, anderen den Weg zu zeigen, obwohl sie selbst keinen anderen Lehrer hatte als Gott."
Ihr Beispiel wirkte ansteckend. So entstand unmerklich, nach Art der göttlichen Werke, die Genossenschaft der Töchter der christlichen Liebe. Vinzenz von Paul hatte schon im Jahre 1630 Luise von Marillac die ersten Schwestern anvertraut, die in den verschiedenen Bruderschaften dienten.
Am 29. November 1633 versammelten sie sich um sie, um unter ihrer Leitung ihr Ideal in schwesterlicher Gemeinschaft zu leben.
Zunächst pflegten sie in der Stadt und auf dem Land die armen Kranken in den Wohnungen, und nach und nach, der Notwendigkeit entsprechend, auch die Kranken in den Spitäler; sie unterrichteten junge Mädchen, betreuten Findelkinder, Galeerensträflinge[1], verwundete Soldaten, Flüchtlinge, alte Menschen, Geisteskranke und andere.
"So war der Beginn eurer Genossenschaft, meine Töchter. Weil sie damals noch nicht das war, was sie heute ist, so ist anzunehmen, dass sie auch noch nicht das ist, was sie sein wird, wenn Gott sie dorthin geführt hat, wo er sie haben will."
In der Überzeugung, dass die Liebe Christi, die die Genossenschaft drängen soll, keine Grenzen kennt, entsandten die Stifter 1652 eine erste Gruppe von Schwestern nach Polen. Am 18. Jänner 1655 wurde die Genossenschaft von Kardinal de Retz, dem Erzbischof von Paris, approbiert. Am 8. Juni 1668 erhielt sie von Papst Klemens IX. die päpstliche Approbation.
Der Ruf, den die ersten Schwestern verstanden, ist immer derselbe, der auf der ganzen Welt Töchter der christlichen Liebe erweckt und versammelt. Sie bemühen sich durch ständige Rückkehr zu den Quellen, den Geist und die Absichten ihrer Stifter zu erkennen, um in Treue und immer neuer Verfügbarkeit den Anforderungen ihrer Zeit zu entsprechen.
Spiritualität
Sowohl die heilige Louise als auch der heilige Vinzenz waren beseelt vom Verlangen, Jesus Christus nachzuahmen in seinem Einsatz für die Armen, für die am Rand Stehenden. Die Entstehungsgeschichte unserer Gemeinschaft ist ein großes Abenteuer, sehr bewegt und auch leidvoll. Weder Vinzenz noch Louise haben daran gedacht, eine Gemeinschaft zu gründen. Es war Gottes Werk, wie beide immer wieder betonen.
Vinzenz war schon 1625 ein berühmter Kämpfer für die Rechte der Armen in einem Frankreich, in dem es nur eine kleine Schichte sehr reicher Menschen gab und Massen von Armen.
Luises Sehnsucht war es, bei den Kapuzinerinnen einzutreten. Sie beugte sich aber dem Wunsch der einflussreichen Verwandten, die ihren Eintritt ablehnten, und heiratete Anton von Le Gras. Nach einigen Ehejahren war sie Witwe mit einem kleinen Sohn. Sie blieb nun ihrer Sehnsucht auf der Spur und zusammen mit Vinzenz von Paul setzte sie ihre Vision in die Tat um. Als sich 1633 in Paris zum ersten Mal eine kleine Gruppe begeisterter bereitwilliger junger Frauen im Haus von Louise versammelte, um im Namen Jesu sich der Ärmsten anzunehmen, war es klar, dass diese Gemeinschaft kein Orden im herkömmlichen Sinn werden konnte.
Es musste ja ein Kommen und Gehen möglich sein, um allen leiblichen und geistlichen Bedürfnissen gerecht zu werden: den Findelkindern, den kranken Menschen in den Wohnungen, den Galeerensträflingen, den Flüchtlingen, den verwundeten Soldaten, den ungebildeten Mädchen und Frauen, die keinen Zugang zu einer Ausbildung hatten, den ausgesetzten Alten und den gefährdeten Frauen. Dabei ging es nicht nur im Pflege, um Bereitstellung von Essen und Trinken und um Erteilung von Unterricht, sondern auch um die geistlichen Bedürfnisse, wie die Anleitung zum Gebet und das geistliche Gespräch.
Im Laufe der Gründungsjahre hat sich die CHARTA der Gemeinschaft gebildet. Sie lautet:
- Sie haben als Kloster die Häuser der Kranken
- oder die Wohnung ihrer Oberin,
- als Zelle eine Mietwohnung,
- als Kapelle die Pfarrkirche,
- als Klostergänge die Straßen der Stadt,
- als Klausur den Gehorsam,
- als Gitter die Furcht Gottes,
- als Schleier die heilige Bescheidenheit.
Als 1660 beide Gründer verstarben, gab es bereits 50 Niederlassungen in ganz Frankreich und in Polen mit etwas mehr als 200 Schwestern. Heute ist die Gemeinschaft die zahlenmäßig stärkste Frauengemeinschaft in der Kirche und ist in 85 Nationen vertreten.
Louise hat der Gemeinschaft einen Wahlspruch aus den Texten des heiligen Paulus gegeben:
"Die Liebe Christi, des Gekreuzigten, drängt uns!"
Gleichzeitig sind die Worte Jesu "Was ihr dem Geringsten getan habt, das hat ihr mir getan" ein immer neuer Auftrag. Vinzenz von Paul wurde nicht müde, den Schwestern in Erinnerung zu rufen: "Die Armen sind eure Herren und Meister!" Daraus folgt, dass ihnen immer mit Hochachtung, mit Herzlichkeit und Zartgefühl zu dienen ist. So ist die Gemeinschaft auch heute gefordert und alle Mitglieder haben einen ständigen inneren und äußeren Kampf zu führen, um ihrer Berufung gerecht zu werden. Es ist ihnen aufgetragen, die "Zeichen der Zeit" zu verstehen, um das umzusetzen, was möglich ist.
Die Entstehung der Provinz Salzburg
- siehe Hauptartikel Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern in Salzburg
Weblinks
Quelle
- Mit freundlicher Genehmigung von der Homepage der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz und Paul übernommen.