Cameraria ohridella


Cameraria ohridella Deschka & Dimić, 1986: 13–20, Fig. 1, 4, 5–10 ist eine Art aus der Ordnung Lepidoptera (Schmetterlinge), Familie Gracillariidae (Miniermotten oder Blatt-Tütenmotten).
Volkstümliche(r) Name(n)
Kastanienminiermotte, Biergartenmotte
Diagnose
Nach Lepiforum (2025) erkennt man die Imagines von C. ohridella daran, dass die weißen Querbinden nur außen schwarz begrenzt sind, während bei den nahe verwandten Phyllonorycter-Arten die Querbinden nur innen oder auf beiden Seiten schwarz begrenzt sind oder die schwarze Begrenzung ganz fehlt. Die Minen an Rosskastanie sind unverwechselbar.
Verbreitung, Lebensraum und Phänologie[1]
Cameraria ohridella ist in Salzburg ein Neozoon, also ein Tier, das erst in jüngster Zeit nach Salzburg gelangt ist. Die Art ist auf dem Balkan beheimatet, wo sie erst 1986 beschrieben worden ist. Wie sie dann nach Mitteleuropa gelangt ist, war Gegenstand intensiver Diskussionen. Jedenfalls wurden die charakteristischen Fraßspuren der Raupen bereits 1989 in den Gegenden um Linz und Steyr in Oberösterreich festgestellt. Der erste Nachweis aus Salzburg gelang 1994 (Kurz et al. 2010, Kurz & Kurz 2025). In Europa hat sich die Art rasend schnell ausgebreitet, und bereits zehn Jahre nach ihrem ersten Auftreten war sie in ganz Mitteleuropa verbreitet. Heute kommt sie nahezu in ganz Europa bis in die Türkei und Russland, sowie in Kasachstan und Kirgisien vor (GBIF 2025). In Salzburg wurde sie mittlerweile in allen Landesteilen mit Ausnahme des Lungaues gefunden (Embacher et al. 2024, Kurz & Embacher 2019). Die Höhenverbreitung ist hier von 400 bis 1 250 m ü. A. dokumentiert, wobei die Art aber in den niedrigsten Lagen besonders häufig auftritt. War sie wegen der Nahrungspflanze der Raupen, der Rosskastanie, zunächst nur in Siedlungsräumen, Alleen und Parks anzutreffen, so folgt sie heute unmittelbar dem Vordringen der Rosskastanie in natürliche Lebensräume wie Waldränder oder die Auwaldreste entlang der Salzach. C. ohridella vermehrt sich sehr rasch. In Salzburg wurden drei Generationen im Jahr festgestellt, mit Faltern besonders im Mai, Juli und September. Dazwischen entwickeln sich die Raupen im Juni und August, sowie im Herbst. Die Puppe überwintert in der Mine im Falllaub unter den Bäumen (Kurz & Kurz 2025).
Nachbarfaunen
C. ohridella kommt auch in allen an Salzburg angrenzenden Gebieten vor (Huemer 2013, Haslberger & Segerer 2016).
Biologie und Gefährdung
Die Imagines sind meist am Morgen und gegen Abend aktiv (dokumentierte Flugaktivität zwischen und 6 und 7 Uhr MEZ, sowie zwischen 19 und 23 Uhr MEZ nach Kurz & Kurz 2025, dazwischen Einzelfunde auch tagsüber). Die Raupen fressen in Salzburg in charakteristischen Platzminen in den Blättern von Rosskastanie (Aesculus hippocastanum), wobei oft zahlreiche Minen im gleichen Blatt vorkommen können. Auch wenn die Art nach wie vor oft in Massen auftritt und dabei zweifellos die Rosskastanien empfindlich schädigt, haben sich die Befürchtungen hinsichtlich eines weiträumigen Absterbens der Kastanienbäume nicht bewahrheitet. Aus Salzburg fehlen zwar bisher entsprechende Daten, doch kennt man mittlerweile mehrere Fressfeinde der Raupen (Grabenweger et al. 2005), wie Kohlmeise (Parus major), Blaumeise (Parus caeruleus), Sumpfmeise (Parus palustris) oder die südliche Eichenschrecke (Meconema meridionale). Letztere ist ebenfalls ein Neozoon und erst seit etwas mehr als 25 Jahren in Salzburg heimisch. Außerdem wurden bereits mehr als 15 verschiedene Parasiten aus den Gruppen der Erzwespen und Schlupfwespen gefunden (Baur 2005), die ebenfalls auf natürliche Weise mithelfen, den Bestand der Kastanienminiermotte zu regulieren. Als Nahrungskonkurrent zu den Raupen tritt auch in Salzburg ein parasitischer Pilz an den Blättern auf, der braune Blattflecken verursacht (Guignardia aesculi). Dabei kann das Absterben des Blattgewebes durch den Pilz auch zu einer empfindlichen Schädigung der Raupen führen. Der Bestand von Cameraria ohridella ist in Salzburg aber trotzdem ungefährdet (Einstufung LC nach Embacher et al. 2024).
Weiterführende Informationen
Über das SALZBURGWIKI-Projekt Fauna und Flora
Das SALZBURGWIKI-Projekt Fauna und Flora möchte eine Übersicht über alle Pflanzen-, Pilz- und Tierarten des Landes Salzburg erstellen. Wer eine Art beschreiben will, kann sich die hier hinterlegte Formatvorlage kopieren und für einen neuen Artikel verwenden. Im Abschnitt "Material und Methoden" wird erklärt, wann deutsche und wann lateinische Namen als Artikelnamen verwendet werden sollen.
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Weitere Bilder
Cameraria ohridella – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Quellen
- Baur, H. 2005 (ed.): Determination List of Entomophagous Insects Nr. 14. I-VIII, 1-71. Bulletin OILB srop 28 (11). URL: http://www.iobc-wprs.org [online 2012.04.16].
- Embacher, G., S. Flechtmann, P. Gros & M. A. Kurz 2024: Die Schmetterlinge des Landes Salzburg. Teil I: Systematische und revidierte Liste mit Verbreitungsangaben für die geologischen Zonen des Landes. 2., neu bearbeitete Auflage, Naturkundliche Gesellschaft, Salzburg, preprint.
- GBIF 2025. Biodiversity occurrence data accessed through GBIF Data Portal. URL: http://www.gbif.org [online 2025.05.25].
- Grabenweger, G., P. Kehrli, B. Schlick-Steiner, F. Steiner, M. Stolz & S. Bacher 2005. Predator complex of the horse chestnut leafminer Cameraria ohridella: identification and impact assessment. JEN 129 (7): 353-362.
- Haslberger, A. & A.H. Segerer 2016. Systematische, revidierte und kommentierte Checkliste der Schmetterlinge Bayerns (Insecta: Lepidoptera). Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft 106. Supplement: 336 pp.
- Huemer, P. 2013. Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematische und faunistische Checkliste. Studiohefte 12. Tiroler Landesmuseum Innsbruck: 304 pp.
- Kurz, M. A., P. Gros, M. E. Kurz, P. Pilsl & O. Stöhr 2010. Neozoa in Salzburg (Insecta: Hymenoptera, Hemiptera, Lepidoptera). Mitteilungen aus dem Haus der Natur 18: 63-66.
- Kurz, M. A. & G. Embacher 2019. Die Lithocolletinae (Lepidoptera: Gracillariidae) des Bundeslandes Salzburg, Österreich. Beiträge zur Entomofaunistik 20: 93-104.
- Kurz, M. A. & M. E. Kurz 2000–2025. Naturkundliches Informationssystem. URL: http://www.nkis.info [online 2025.05.25].
- Lepiforum e.V. [Hrsg.] 2008-2025: Cameraria ohridella Deschka & Dimić, 1986. URL: https://lepiforum.org/wiki/ [online 2025.05.25].
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Einzelnachweis
- ↑ siehe Phänologie