Corona-Virus: Landung russischer Jets mit Ausnahmegenehmigung
Eine Landung russischer Jets mit Ausnahmegenehmigung fand am Salzburg Airport W. A. Mozart im Mai 2020 während der Zeit der Coronapandemie statt.
Über die Flüge
Zwei Privatjets aus Russland, die Medien mit den Putin-Vertrauten Igor Setschin und Igor Schuwalow in Verbindung bringen, waren trotz eines Verbots im Mai in Österreich gelandet. In beiden Fällen sei dies durch Ausnahmeregeln beim derzeit bis 22. Mai geltenden Landeverbot für Luftfahrzeuge aus Coronavirus-Risikogebieten möglich gewesen, erklärte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums zur APA.
Ein Bombardier Global 6000 mit dem Kennzeichen M-YOIL, der nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters von Rosneft-Chef Igor Setschin verwendet wird, war am 4. Mai in Wien-Schwechat gelandet und drei Tage später wieder nach Moskau zurückgeflogen.
In den frühen Morgenstunden des 16. Mai setzte zudem ein aus Moskau kommender Gulfstream G650 mit dem Kennzeichen LX-MOW am Flughafen Salzburg auf und hob 70 Minuten später wieder ab. Mit diesem Jet fliegen laut russischen Medienberichten der ehemalige russische Vizepremier und nunmehrige Wneschekonombank-Chef Igor Schuwalow sowie dessen Familie. Über beide Österreich-Flüge hatte zuerst das vom oppositionellen Ex-Oligarchen Michail Chodorkowski gegründete Online-Medium MBCh Media berichtet.
Eine Sprecherin des für die Landeverbotsverordnung zuständigen österreichischen Gesundheitsministeriums bestätigte gegenüber der APA am Dienstagabend,den 19. Mai, die beiden Landungen, die durch eine Ausnahmeregelung für Überstellungsflüge ohne Passagiere möglich gewesen seien. M-YOIL sei aus Moskau nach Wien gekommen, um hier gewartet zu werden, berichtete sie. Aber auch bei LX-MOW nach Salzburg habe es bei An- und Abflug jeweils keine Passagiere gegeben. "Es wurden Koffer und andere Sachen von Zweitwohnbesitzern in Österreich abgeholt", erläuterte sie.
LX-MOW ist auch in der Vergangenheit wiederholt aus Moskau nach Salzburg geflogen. Igor Schuwalow verfügt laut österreichischen Medienberichten über einen Wohnsitz in der Villa Campeau in Burgau in Unterburgau am Attersee. Er und seine Familie sind zudem für den kostspieligen Einsatz von Flugzeugen bekannt: 2016 hatte der Oppositionspolitiker Aleksej Nawalny enthüllt, dass die Gattin des damaligen russischen Vizepremiers, Olga Schuwalowa, ihre preisgekrönten Corgi-Rassehunde in Privatjets zu internationalen Hundewettbewerben fliegen lässt. Nawalny hatte Schuwalows Hin- und Retourflug zur "Datscha" nach Salzburg seinerzeit mit 72.000 Euro taxiert. Mittlerweile bieten internationale Bedarfsflugunternehmen diesen Flug in einem Gulfstream G650 bereits für 35.000 Euro an.
Juni: Neuerliche Landung trotz Landeverbot
Ein finnischer Behördenfehler, der in Helsinki (Finnland) eine unkomplizierte Einreise in den Schengenraum erlaubte, ermöglichte Ende Juni einem russischen Business-Jet und seinen Passagieren, ein für Flüge aus Russland in Österreich geltendes Corona-Landeverbot zu umgehen. Das selbe Flugzeug war bereits im Mai aus Moskau nach Salzburg geflogen, um Koffer von einem österreichischen Zweitwohnsitz abzuholen.
Die Gulfstream G650 mit dem Kennzeichen LX-MOW, die wiederholt vom ehemaligen russischen Vizepremier und jetzigen Bankenmanager Igor Schuwalow verwendet wurde, hatte es laut APA-Recherchen am 23. Juni mit Passagieren und trotz Corona-Beschränkungen aus Moskau nach Salzburg geschafft. Möglich wurde der Flug Moskau-Salzburg durch eine Zwischenlandung am Flughafen Helsinki-Vantaa, wo sich LX-MOW 26 Minuten lang am Boden befand. Obwohl derartige Transitflüge für Privatjets in Finnland derzeit nicht erlaubt seien, hätten die Passagiere in der Transitzone des Flughafens die Einreiseformalitäten in die EU erledigen können und Stempel in ihre Reisepässe erhalten, erklärte die Sprecherin der finnischen Grenzbehörde, Päivi Kaasinen, auf APA-Anfrage.
Die Passagierliste unterliegt dem Datenschutz. Fest steht jedoch, dass Igor Schuwalow persönlich nicht an Bord war: Der Vorstandsvorsitzende der Wneschekonombank (WEB) habe am genannten Tag in seinem Büro gearbeitet, hieß es am Donnerstag in dieser staatlichen russischen Bank auf APA-Anfrage. Die Pressestelle ließ gleichzeitig die Frage unbeantwortet, ob etwa Familienmitglieder nach Salzburg gereist seien.
Nachdem der Jet am 23. Juni gelandet war, kehrte er erst am 3. Juli wieder nach Moskau zurück.
Quellen
Chronologien: Coronavirus und das Bundesland Salzburg · Chronologie Österreich · Ausbruch und die ersten Monaten 2020 · Internationale Notizen rund um den Coronavirus
Besondere Leitartikel: Jetzt ist die Zeit für Mut, nicht für Wut, der Leitartikel der Salzburger Nachrichten in ihrer Wochenendausgabe vom 21. März 2020· Total-Lockdown soll Corona-Zahlen senken "Das Gewurschtel schwächt uns alle", ein Beitrag von Nicole Schuchter, Chefredakteurin Salzburg24 vom 10. Februar 2021
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