EU-Liederbuch

Das EU-Liederbuch, The European Union Song Book, Erstausgabe 2024.

Das EU-Liederbuch, The European Union Song Book, ist 2024 erstmals erscheinen.

Pionierprojekt

Das Liederbuch der Europäischen Union ist ein einmaliges, demokratisches Pionierprojekt von einer gemeinnützigen Organisation ohne politische oder finanzielle Verbindungen zum EU-System. Diesem applaudierte die ehemalige dänische EU-Kommissarin Ritt Bjerregaard Ende Mai 2015 im nationalen dänischen Rundfunk: "Finanzielle Hilfe von der EU-Kommission zu bekommen wäre ein Todeskuss gewesen!". Der Aussage, dass das EU-Liederbuch nationale Gefühle mit europäischen Gedanken kombinieren würde, wurde in Dänemark von Politikern und Politikerinnen aus dem ganzen politischen Spektrum mit überraschender Einheit zugestimmt. In diesem Land wurden mehr als 4 000 Stimmen abgegeben.

 
2015: MMag. Michael Neureiter von der Stille Nacht Gesellschaft mit einem Autograph des Liedes "Stille Nacht! Heilige Nacht!‎"

Die sechs Lieder aus Österreich für das EU-Liederbuch

Kategorie "Liebeslied"

Weus'd a Herz hast wia a Bergwerk ist ein Wiener Dialekt-Chanson von Rainhard Fendrich, einem der erfolgreichsten Vertreter des Austropop. Der Titel wurde 1983 erstmals veröffentlicht und gehört heute zu den Klassikern österreichischer Pop-Musik.

Kategorie "Freiheits- und/oder Friedenslied"

Brenna tuat's guat ist ein "Alpenrock"-Song von Hubert von Goisern in oberösterreichischem Dialekt und wurde erstmals 2011 veröffentlicht. Es kritisiert unter anderem die Geldgier der heutigen Zeit und, dass Lebensmittel zu Brennstoff verarbeitet werden, während anderswo Hunger herrscht.

Kategorie "Natur und/oder Jahreszeiten"

In die Berg bin i gern wurde erstmals 1884 in "Volks-Lieder aus Kärnten" veröffentlicht sowie 1893 in "20 Kärntnerlieder für den Schulgebrauch". Obwohl das Volkslied in den ersten Editionen Kärnten zugeschrieben wird, ist es heute im gesamten Alpenraum verbreitet.

Kategorie "Volkslied"

Kein schöner Land in dieser Zeit wurde erstmals 1840 in "Deutsche Volkslieder mit ihren Original-Weisen" von Anton Wilhelm von Zuccalmaglio veröffentlicht. Kritiker monierten, dass nicht alle Lieder aus Volksüberlieferung kämen, sondern einige von Zuccalmaglio selbst verfasst worden seien, auch "Kein schöner Land in dieser Zeit". Durch die romantische Volksliedbegeisterung wurde das Lied trotzdem im gesamten deutschen Sprachraum – daher auch in Österreich – sehr populär.

Kategorie "Glauben und Religion"

Stille Nacht! Heilige Nacht!‎ ist ein heute weltweit bekanntes, in unzähligen Sprachen gesungenes Weihnachtslied aus Salzburg. Joseph Mohr verfasste 1816 das Gedicht, und Franz Xaver Gruber komponierte 1818 die Melodie. Am Heiligen Abend 1818 ist das Lied in Oberndorf erstmals erklungen.

Kategorie "Kinderlied"

Aber Heidschi Bumbeidschi ist ein in Niederösterreich und Südböhmen aufgezeichnetes Wiegenlied und wurde 1819 in "Österreichische Volkslieder mit ihren Singeweisen" erstmals publiziert. Die sinnlos erscheinenden Anfangssilben "Heidschi Bumbeidschi" könnten Varianten von "Heia Bubbeia" sein, was "Schlaf, Bübchen!" bedeutet. Das Lied steht im Dialekt, es gibt aber auch völlig veränderte spätere Versionen auf Hochdeutsch.

Allgemeines

Österreich hat für dieses EU-Liederbuch 48 Lieder vorgeschlagen und in einer online-Abstimmung, die vom 12. Juni bis 12. Juli 2015 lief, konnte jeder abstimmen. Aus dem Bundesland Salzburg war u. a. das Lied "Stille Nacht! Heilige Nacht!‎" nominiert.

Die Österreicher waren das zweite Volk in der EU, das zum Abstimmen aufgefordert ist

Am 9. Juni begann die Abstimmung, die beschließen soll, welche sechs Lieder Österreich im ersten Liederbuch der Europäischen Union repräsentieren sollen. Das EU-Liederbuch war schon zwölf Jahre unterwegs und ist kein neues Propagandaprojekt aus Brüssel. Ganz im Gegenteil: lanciert wurde es von einer gemeinnützigen Organisation aus Dänemark, wo das Projekt von Experten und überraschenderweise auch von einigen Politiker und Politikerinnen des ganzen politischen Spektrums begrüßt wurde. Die Österreicher sind das zweite europäische Volk, das abstimmt – besonders der großen Anzahl an Liedern wegen, die von der österreichischen Musikgemeinschaft nominiert wurden.

Im Laufe der vergangenen zwei Monate April und Mai 2015 hatten österreichische Studenten und Lehrer von sechs Musikakademien (insbesondere von der Kunstuniversität Graz) insgesamt 441 österreichische Lieder in sechs Kategorien nominiert. Die 48 meist genannten dieser Lieder waren dann auf dem nationalen Stimmzettel zu finden, der von Dr. Helmut Brenner aus Graz redigiert wurde. Die sechs Kategorien sind in Zusammenarbeit mit 17 Musikakademien in 14 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union beschlossen worden.

Nach den Dänen, die ab dem Europatag am 9. Mai abstimmen konnten, waren die Österreicher das zweite Volk in Europa, das zum Abstimmen aufgefordert war. Im späten Juni waren ähnliche Abstimmungen in Schweden und Griechenland lanciert, wo Musikstudenten, Lehrer und Chorsänger – wie in Österreich – Lieder aus ihrem nationalen Musikerbe nominiert haben.

Pionierprojekt

Zu diesem Projekt sagt Gründer und Vorsitzender Jeppe Marsling (* 1974): "Wenn wir, die Bürger der EU, den ernsten Wunsch haben, den Schritt vom volkswirtschaftlichen Austausch – Kohle, Stahl und Fisch – zum kulturellen und sozialen Austausch zu wagen, wenn wir in der Tat dieses Verhältnis auf eine neue Ebene bringen wollen, dann müssen wir alle die EU dementsprechend in Besitz nehmen, da sie in erster Linie uns Bürgern und nicht den Politikern und Bürokraten gehört."

Über die Motive hinter dem EU-Liederbuch sagt er: "Wegen der überwältigenden Amerikanisierung wissen wir schmerzlich wenig über einander in die Europäischen Union. Der Austausch von Liedern scheint uns einen direkter Weg aus der Entfremdung zu sein. Wir wollen uns einfach als Europäer kennenlernen".

 
Christa Pritz, die Präsidentin der Stille Nacht Gesellschaft, mit ihrem Vorgänger Michael Neureiter und dem neuen EU-Liederbuch samt der App vor der "Altenmarkter Madonna", die schon vor 1393 (!) nach Altenmarkt kam.

Die sechs Lieder-Kategorien

Die sechs Liedkategorien wurden in Zusammenarbeit mit 17 Musikkonservatorien und -fakultäten aus 14 Mitgliedstaaten der EU ausgewählt. Sie sind:

  1. Liebeslieder
  2. Lieder über die Natur und die Jahreszeiten
  3. Lieder über die Freiheit und den Frieden
  4. Volkslieder
  5. Lieder über den Glauben
  6. Kinderlieder

Die Teilnehmer

Im Februar 2015 wurden 124 Konservatorien und 200 Chöre dazu aufgefordert, Lieder für das Liederbuch zu nominieren. Seitdem haben ca. 1 200 Musiklehrer, Studenten und Chorsänger unseren elektronischen Stimmzettel geöffnet und mehr als 3 000 Lieder auf 19 Sprachen nominiert. In Österreich wurden folgende Akademien eingeladen: Die Kunstuniversität Graz (KUG), die Anton Bruckner Privatuniversität, das Joseph Haydn Konservatorium, das Vienna Konservatorium, das Konservatorium Franz Schubert und die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.

Die Kunstuniversität Graz (KUG) war sehr aktiv im Nominierungsprozess. Dort arbeitet auch unser Österreichischen Redakteur, Dr. Helmut Brenner (Kontaktdaten unten).

Übersetzung und Ausgabe

Wenn die 28 Abstimmungen fertiggestellt und die 168 Lieder gefunden sind, wird der Musikredakteur, der Italiener Francesco Cali, Noten, Akkorde und Texte einsammeln. Danach werden die 168 Lieder von Fachleuten ins Englische übersetzt. Die Organisatoren der Abstimmung hoffen, dass die erste Ausgabe am Europatag, am 9. Mai 2016, herausgeben werden kann. Aber erst acht Jahren war es endlich so weit: Das "EU-Songbook" mit je sechs Liedern aus den 27 Mitgliedsstaaten ist 2024 erschienen. Es enthält auf 440 Seiten 164 Lieder, jeweils in der originalen ursprünglichen Sprache und in einer Version in „European English“. „Stille Nacht“ ist Lied Nr. 111. Dazu kommt eine App für das Smartphone[1]

Weblink

Quellen