Russenlager in Parsch

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Das größte Salzburger Russenlager nach dem Zweiten Weltkrieg war das Russenlager in Parsch und bestand aus 32 Baracken eines NS-Arbeitsdienstlagers.

Das Lager

Dieses Lager befand sich nächst den Bahngeleisen im Salzburger Stadtteil Parsch. Die Russen, die im April 1945 vor der Sowjetarmee aus dem Osten Österreichs flohen, suchten in der US-Zone Schutz. Der Grund ihrer Flucht lag darin, dass Stalin darauf beharrte, dass die Rückkehr aller Sowjetbürger als selbstverständlich vorausgesetzt wird. Was wiederum bedeutete, dass auch jene Sowjetbürger wieder zurück sollten, die gar nicht wollten. Darunter auch jene "alten" Emigranten, die bereits seit 1917 in Ländern Exil gefunden hatten, die 1944/45 von den Russen überrannt wurden. Im "Vertrag von Jalta" war aber festgelegt worden, dass jene "alten" Emigranten das Recht zum Bleiben im "Westen" hätten.

Stalin schickte Offiziere als Repatriierungskommission nach Salzburg, um die Lagerinsassen zu verhören. Schnell erkannten die im Lager Parsch internierten Russen, was sie zu antworten hatten, um nicht repatriiert zu werden. Denn eine Rückführung nach Russland hätte für viele Erschießung, zumindest aber Folter oder Sklavenarbeit bedeutet.

Das Lager in Parsch war gut organisiert. Es gab eine Baracke, die als Kulturzentrum fungierte, mit Radiostation, Gemeinschaftsküche, Fotograf, Theater und Restaurant, Treffpunkt für alle Schachspieler. Weiters gab es eine Bibliothek, ein Postamt, eine Polizeistation, eine Volksschule, die in einer kleinen aufgelassenen Zuckerfabrik auf dem Lagerareal eingerichtet wurde, nahe der Fürbergstraße war ein Gymnasium etabliert worden. Eine Krankenbaracke, ein Kindergarten mit Spielplatz und eine Lagerkirche ergänzten die Lagereinrichtungen. Sogar ein Lagertheater gab es, wo man um drei Schilling Eintritt neben Filmen aus dem sowjetischen Depot aus Wien, Filme aus Frankreich zeigte.

Zunächst durften sie nicht arbeiten. Ende 1947 allerdings waren dan rund 85 % bei den Amerikanern als Chauffeure oder Wachen in den USFA-Kasernen angestellt. Auch in einem Fahrzeugdepot in der Eberhard-Fugger-Straße fanden viele Arbeit. Ja sogar als Reinigungskräfte des USFA-Soldatenzuges, dem Mozart-Express wurden sie dann eingesetzt. Dieser Zug verkehrte täglich zwischen Salzburg und Wien. Auch Frauen wurden eingestellt: sie putzten und waren in verschiedenen Kasernen in Küchen tätig: Camp Riedenburg, Camp Roeder u. a. Es gab Russen, die aufgrund ihrer Mehrsprachigkeit als Dolmetscher Einsatz fanden. Kräftige Männer wurden beim Straßen- oder Gleisbau, im Marmorsteinbruch in Adnet oder beim Bau der Tauernkraftwerke Kaprun herangezogen.

Zahlen

3 461 Russen zählte das Statistische Amt im Oktober 1946 in Salzburg. Somit war Salzburg auch das Zentrum russischer Emigraten in Österreich.

Quelle