Tauernkraftwerke Kaprun
Die Tauernkraftwerke Kaprun in den Hohen Tauern symbolisieren auch noch im 21. Jahrhundert das moderne Österreich im Sinne des Wiederaufbaus Österreichs nach der nationalen Zerstörung durch den Zweiten Weltkrieg.
Sie wurden bis 1999 von der Tauernkraftwerke AG betrieben und gingen dann in den Besitz des Verbundes über. Über 200 000 Besucher kommen jährlich nach Kaprun, um die Stauseen und Tauernkraftwerke zu besichtigen.
Geschichte
- Hauptartikel Baugeschichte Tauernkraftwerke Kaprun
- siehe auch NS-Zwangsarbeit am Beispiel Tauernkraftwerke Kaprun
- siehe auch Schleppbahn Kaprun
Die Anfänge der Errichtung der Tauernkraftwerke Kaprun reichen in die 1920er-Jahre zurück und hängen mit dem Bau der Großglockner Hochalpenstraße zusammen. Auf die Nutzung der Wasserkraft zurückgreifend, ließ Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl 1928 ein gigantisches Projekt vorbereiten: die Tauernkraftwerke sollten mit jährlich 3,3 Milliarden Kubikmetern Wasser aus dem Gebiet der Zentralalpen im Bereich der Hohen Tauern aus Kärnten, Osttirol und Salzburg 6,6 Milliarden kWh produzieren.
Es folgen noch zwei Tauernkraftwerk-Projekte der 1930er-Jahre, bevor dann tatsächlich eine provisorische Version während des Zweiten Weltkriegs unter Einsatz zahlreicher Zwangsarbeiter errichtet und ein technisch machbares Konzept in Form der heutigen Tauernkraftwerke Kaprun ab 1947 realisiert wurde.
Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich folgte für Propagandazwecke der erste Spatenstich – ausgeführt von Hermann Göring am 16. Mai 1938. Das Projekt wurde zum "bevorzugten Wasserbau" erklärt. Da für den Bau ab 1943 kriegsbedingt zu wenig Geld vorhanden war, konnte von November 1944 bis Mai 1945 mit einem aufgeschütteten Hilfsspeicher (Speicher Klammsee) und mit dem ersten Maschinensatz des Kraftwerkes Hauptstufe Kaprun täglich nur zwei Stunden lang Strom erzeugt.
Am 30. Juli 1946 übergab Generalmajor Harry J. Collins, Oberkommandierender der Besatzungsmächte im Land Salzburg, die Tauernkraftwerke Kaprun im Rahmen einer Feier im Rittersaal in der Alten Residenz offiziell wieder in die Hände der Republik Österreich.[1]
Die Mittel für die Errichtung der Kraftwerksanlage, wie wir sie heute kennen, stammten aus dem Marshall-Plan. 1946 war Leopold Müller-Salzburg Oberbauleiter. 1947 wurden Planung und Bau des Großkraftwerkes aufgenommen. Die Fertigstellung erfolgte 1955. Der Bau kostete gut zwei Milliarden Schilling, davon übernahm der Marshall-Plan 1,4 Milliarden Schilling.
Die beiden Kraftwerke Oberstufe und Hauptstufe haben zusammen eine Leistung von 350 Megawatt. Nach der Fertigstellung des unterirdischen Pumperspeicherkraftwerks Limberg II beträgt nun die Leistung mehr als doppelt so viel, nämlich 833 Megawatt. Limberg II kostete 405 Millionen Euro und hat eine Leistung von 480 Megawatt. Die Inbetriebnahme erfolgte im Herbst 2011. In Planung ist bereits Limberg III, das ebenfalls unterirdisch errichtet werden soll.
Unfälle
Zwischen 1945 und 1955 starben beim Kraftwerksbau in Kaprun 78 Männer. In der Barbarakapelle befindet sich eine versperrte Rolle mit den Namen der verunglückten Kraftwerksarbeiter der Jahre 1939 bis 1955, die alljährlich am Barbaratag zum Gedächtnisgottesdienst entnommen wird. Bei der Errichtung von Limberg II starben 2006 drei Arbeiter. Im Oktober 2012 stürzte ein erfahrener Mitarbeiter bei oberirdischen Arbeiten im Bereich des Kraftwerks Limberg II tödlich in die Tiefe.
Die Stauseen
- Hauptartikel Kapruner Stauseen
Die Kraftwerke der Tauernkraftwerke werden durch folgende Wasserspeicher gespeist:
Die Hochgebirgsstauseen sind Mitglieder der Dachmarke hello salzburg.
Die Kraftwerke
Die Energiegewinnung wird in zwei Stufen vorgenommen:
sowie in Osttirol
- Fleißbachkraftwerk
und seit 2010
Die Kraftwerke Oberstufe und Hauptstufe haben eine Gesamtleistung von 333 000 Kilowatt, die zur Stromerzeugung von rund 700 Millionen Kilowattstunden pro Jahr genutzt wird, und sind dadurch wichtige Energielieferanten im Kraftwerkspark des Verbunds.
Kraftwerksgruppe historisch
Zur Kraftwerksgruppe gehörten ferner folgende Kraftwerke:
- Kraftwerk Gerlos bei Zell am Ziller
- Kraftwerk Bösdornau mit Zwischenwerk Tuxbach bei Mayrhofen in Nordtirol
- Kraftwerk Schwarzach an der Salzach
Später kamen noch die
- Kraftwerksgruppe Gerlos mit dem Speicher Durlaßboden
und die
- Kraftwerksgruppe Zemmwerke bei Mayrhofen Zillertal (360 000 kW Leistung, 633 Mio. kWh Jahreserzeugung, 96,5 Mio. m³ Speicherinhalt)
dazu.
Touristische Nutzung
Ausstellungen
Den Ausflug zu den Stauseen rundet ein Besuch im Museum Erlebniswelt Strom & Eis am Mooserboden ab. Hier werden zwei Ausstellungen, Tauernstrom und Gletschereis, präsentiert. Die informative Schau Tauernstrom bietet einen Überblick über die wechselvolle Geschichte des Tauernkraftwerks, von den ersten Ideen in den 1930er-Jahren bis zur Fertigstellung in den 1950er-Jahren.
Die von Experten ausgearbeitete Ausstellung Gletschereis führt die Besucher in die Welt der Alpengletscher und berichtet über deren Geheimnisse.
Informationszentrum
Im Informationszentrum in Kaprun erfahren Interessierte alles Wissenswerte über die österreichische Elektrizitätswirtschaft und über das Zusammenspiel von Natur und Technik, am Beispiel der Kraftwerksgruppe Glockner-Kaprun. Von einer Galerie aus kann man den Betrieb in der Maschinenhalle des Kraftwerkes Kaprun-Hauptstufe vor Ort mitverfolgen.
Das Informationszentrum ist von Ende Jänner bis Mitte Dezember täglich von 8 bis 18 Uhr, bei freiem Eintritt, geöffnet.
Lärchwand-Schrägaufzug
Bilder
Tauernkraftwerke Kaprun – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
Tauernkraftwerke Kaprun – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Weblinks
- Website Oberpinzgau: Tauernkraftwerke Kaprun - Hochgebirgsstauseen - Oberpinzgau
- Homepage Tauerntouristik
Quellen
- Website Oberpinzgau Salzburger Land
- Homepage Tauerntouristik
- Salzburgwiki-Beiträge
- Dr. Ing. J. Götz: Das Tauernkraftwerk Glockner-Kaprun der Tauernkraftwerke Aktiengesellschaft, 8. Auflage, Februar 1958
- www.verbund.at
- Salzburger Nachrichten, 30. Juli 2011, 10. Oktober 2012a
Einzelnachweis
- ↑ Quelle ANNO, Salzburger Nachrichten, Ausgabe vom 31. Juli 1946, Seite 3
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Stauseen: Stausee Wasserfallboden · Stausee Mooserboden · Tagesausgleichsspeicher Margaritze · Speicher Klammsee
Weitere Einrichtungen: Drossensperre · Kraftwerk Hauptstufe Kaprun · Lärchwand-Schrägaufzug · Pumpspeicherkraftwerk Limberg II · Pumpspeicherkraftwerk Limberg III · Limbergsperre · Margaritzensperre · Moosersperre · Möllsperre · Möllüberleitungsstollen