Untersberg - Rettung einer Amerikanerin
Untersberg - Rettung einer Amerikanerin war eine Bergung einer abgängigen Bergwanderin am Untersberg im Jahr 2008.
Geschichte
Die 24-Jährige Jessica Bruinsma war bei einem Abendspaziergang verunglückt, war mehrere Tage und Nächte vermisst und konnte nach 70 Stunden - schwer verletzt - aus der Gurrwand, oberhalb von Hallthurm auf der Südwestseite des Untersberges ausgeflogen werden. Die junge Frau war zu Besuch bei den Wirtsleuten des Stöhrhauses am Berchtesgadener Hochthron, die Bekannte von ihr waren.
Am Montagnachmittag, den 16. Juni 2008 waren die Hüttenwirtin und die Amerikanerin auf dem Hochplateau gemeinsam unterwegs. Gegen um 18.30 Uhr trennten sich die Frauen, als sie nur noch wenige Minuten von der Hütte entfernt werden, da die Amerikanerin einige Zeit allein sein wollte. Die Hüttenwirtin kehrte zum Stöhrhaus zurück, die Amerikanerin erschien bis zum Einbruch der Dunkelheit aber nicht mehr. Zunächst suchten die Wirtsleute erfolglos im Umfeld um die Hütte.
Am Dienstag lief dann eine groß angelegte Suchaktion mit Einsatzkräfte der Bergwachten Bad Reichenhall, Berchtesgaden, Marktschellenberg und Teisendorf, die Lawinen- und Suchhundestaffel der Bergwacht-Region Chiemgau, Bergretter und Suchhundeteams aus Grödig, Alpinpolizisten aus Bayern und Salzburg sowie vier Hubschrauber-Besatzungen an. Doch es wurde keine Spur von der 24-Jährigen gefunden.
Am Donnerstagvormittag, den 19. Juni, fanden dann Holzarbeiter an der Laufkatze einer provisorischen Holz-Transportseilbahn ein blutiges Damentop und informierten die Polizei, Bei einer anschließenden Suchaktion in diesem Gebiet des Untersbergs wurde gegen 14:41 Uhr vom Polizeihubschrauber "Edelweiß 8" aus die Vermisste winkend auf einem Felsvorsprung geortet. Nach einer Geländesicherung wurde sie kurze Zeit später per Rettungswinde an Bord aufgenommen.
Jessica Bruinsma kehrte zum Berg zurück
Am 18. September 2014 kehrte die mittlerweile 30-Jährige zum Untersberg zurück, um Frieden mit dem Berg zu schließen, wie sie sagte. In Begleitung von Polizeihauptkommissar Lorenz Rasp von der Alpinen Einsatzgruppe Traunstein aus Schönau am Königssee, der bei der Rettung an jenem 19. Juni 2008 dabei war, bestieg sie nochmals den Berg. Bei ihrer Rückkehr stieg sie zum Hochthron auf und bedankte sich beim Berg. Rasp hielt seit 2008 Kontakt zu der jungen Frau, die heute als Lehrerin arbeitet.
Sie schilderte die dramatischen Tage aus ihrer Sicht. Nachdem sie den falschen Weg zurück zum Stöhrhaus genommen und dies erkannt hatte, verfiel sie in Panik. Neben und Regen setzte ein. Sie erreichte einen Felsvorsprung, suchte nach dem Weg und ruschte dabei aus. Bei dem mehrere Meter tiefen Sturz rengte sie sich eine Schulter aus, erlitt eine Kopfplatzwunde, zwei gebrochene Rippen, eine zerstochene Lunge und ein gebrochenes Sprunggelenk.
Jessica Bruinsma gelang es, sich auf eine kleine Anhöhe zu quälen, wo es auch eine Quelle gab. Nach zwei Tagen bemerkte die junge Frau ein Drahtseil am Boden, das sich langsam auf und ab bewegte. An diesem befestigte sie ihren Sport-BH und hoffte, dass ihn jemand bemerkte. Was dann ja auch der Fall war. Nach ihrer Bergung folgten zahlreiche Operationen, darunter allein fünf Knöchel-OP.
Die Amerikanerin leidet immer noch unter den Folgen ihres Sturzes. Manchmal, so erzählte sie, hat sie Tage, an denen sie so starke Schmerzen hat, dass sie schreien könnte. Doch sie meint, dass die Schmerzen bedeuteten, dass sie noch lebe.
Quellen
- Facebook-posting von Rainer Limpöck am 19. Juni 2014
- [tt_news=139 www.bergrettung.at]
- www.traunsteiner-tagblatt.de »Die Schmerzen bedeuten, dass ich noch lebe« 27. Dezember 2014