Wolkenstein
Die Wolkensteiner sind eine Tiroler Adelsfamilie, die im 13. Jahrhundert auftauchte.
Einleitung
Einige Vertreter dieser Familie spielten im Salzburg der frühen Neuzeit als Domherren, Domkapitulare und Bischöfe von Chiemsee (und als Teil des um das Domkapitels bestehenden Geflechts hauptsächlich tirolerischer Adelsfamilien [siehe auch Lodron, Firmian], die in Salzburg lange Zeit tonangebend waren) eine Rolle.
Benannt ist das Geschlecht nach seiner in Südtirol im innersten Grödental gelegene Burg Wolkenstein.
Im Jahr 1405 teilte es sich durch die Söhne des Friedrich von Wolkenstein in zwei Linien:
Es begründete
- Oswald (* um 1376; † 1445), bekannt als Minnesänger, die Linie Wolkenstein-Rodenegg,
- sein älterer Bruder Michael († 1443) die Linie Wolkenstein-Trostburg.
Wolkenstein-Rodenegg
Kurzer Überblick
Die Linie Wolkenstein-Rodenegg, seit 1474 Freiherren und seit 1630 Grafen, ist nach Schloß und Herrschaft Rodeneck (im Südtiroler Eisacktal gelegen) benannt.
Oswald II. († 1493), ein Sohn des "Minnesängers", war Pfleger auf Rodenegg.
1491 erhielt Oswalds II. Sohn Veit von Wolkenstein vom Tiroler Landesherrn (dem späteren Kaiser) Maximilian Schloß und Herrschaft Rodenegg zu freiem Eigen.
Veit – wie sein Bruder Georg ein treuer Gefolgsmann Maximilians – starb kinderlos als Statthalter der österreichischen Vorlande in Freiburg im Breisgau und wurde von seinem Bruder Michael (1499-1523) beerbt.
Veit II. von Wolkenstein-Rodenegg (* 12. November 1506 Prugg; † 19. Juli 1538 Innsbruck), Schlossherr ab 1523, hatte mit Susanna geborene von Welsperg eine Tochter; er wurde von seinem Bruder Christoph (I. bzw. der Ältere) beerbt (* 1530; † 1600). Beide bauten Schloss Rodenegg großzügig aus.
Christoph I. gehörte zu den reichsten Schloßherren Tirols. 1564 erhielt er durch Erbe des Karl von Welsperg das Kupferbergwerk Prettau.
Die Blütezeit der Wolkensteiner auf Rodenegg war von kurzer Dauer. Bereits um die Mitte des 17. Jahrhunderts kam es zu einem Konkursverfahren, bei dem Graf Fortunat (1615 - 1647) sein Vermögen den Gläubigern überlassen mußte.[1]
Familienzweig mit Salzburgbezug
Christoph I. (der Ältere) von Wolkenstein-Rodenegg (* 8. November 1530; † 26. Mai 1600), Sohn des Veit und der Susanna geborenen Welsperg, war 1553 tirolischer Regierungsrat, 1566 bis 1568 Vizestatthalter, hatte mit seiner Gemahlin Ursula Freiin zu Spaur und Flavon (* 1532) ua. die Kinder
- Karl Freiherr von Wolkenstein-Rodenegg (* 1557; † 1618), 1588 Vizestatthalter, von 1595 bis 1602 Regierungs-Präsident von Tirol, war vermählt mit Johanna Gräfin Fugger
Christoph II. Freiherr von Wolkenstein-Rodenegg (* 1560; † 1615) hatte mit seiner Gemahlin Ursula, Freiin von Madrutz (Madruzzo) ua. die Kinder
- Georg, Johann Jacob, Christoph Andreas, Cäcilia, Ursula,
- Veit,
- Fortunat (* 1583; † 1660),
- Nikolaus von Wolkenstein (* 1587; † 4. April 1624), 1619 bis 1624 Bischof von Chiemsee,
- Johann Gaudenz (* 1590; † 1638) und Udalrich (* 1592)
Zu dieser Familie gehörten auch (wenngleich die genaue Einordnung fehlt)
- der Salzburger Domherr Veit von Wolkenstein-Rodeneck und
- dessen Schwester Johanna Gräfin Lodron geborene Freiin von Wolkenstein-Rodeneck, Stiefmutter des LandesfürstenFürsterzbischof Paris Graf von Lodron, von 1636 bis 1654 Äbtissin der Benediktinerinnenabtei Nonnberg.
Wolkenstein-Trostburg
Die Linie geht auf Michael von Wolkenstein († 1443) zurück und besteht noch heute.
Der Beiname bezieht sich auf die Trostburg bei Waidbruck in Südtirol.
Ein Salzburgbezug besteht durch
- verschiedene Verwandtschaftsverbindungen zu salzburgisch-tirolischen Adelsgeschlechtern (Lodron, Firmian)
- Sigmund Ignaz Reichgraf von Wolkenstein-Trostburg (* 1644), 1687 bis 1696 Bischof von Chiemsee
- Margarethe Wolkenstein-Trostburg (* 1920), geborene Nissl, Persönlichkeit der Salzburger Festspiele
Salzburger Domherren
- Christoph Freiherr von Wolkenstein (* 30. Dezember 1581 Schloss Brugg zu Lienz): Ab 1595; 1613 in den Kapuzinerorden eingetreten
- Christoph von Wolkenstein: Ab 25. Oktober 1565
- Ernst Freiherr von Wolkenstein († 1616): Ab 23. September 1583
- Georg Ulrich Freiherr von Wolkenstein: 13. März 1628 bis 27. Mai 1633
- Johann Sigmund Freiherr von Wolkenstein: Ab 13. Jänner 1639
- Michael Freiherr von Wolkenstein († 6. Juni 1604): Ab 1566; 23. Juni 1586 Dompropst
- Nicolaus Freiherr von Wolkenstein: Ab 9. Juni 1604; auch Domherr zu Brixen und Trient, Statthalter zu Salzburg
- Paris Dominik Freiherr von Wolkenstein († 24. Oktober 1697): Ab 5. Juli 1689; 2. Juni 1692 Hofrat}
- Sigmund Ignaz Freiherr von Wolkenstein († 23. Dezember 1696): Ab 4. September 1664; 14. August 1686 Geheimrat, 1687 Bischof von Chiemsee
- Vitus Freiherr von Wolkenstein: Ab 8. Oktober 1613; bis 1. März 1628, weil er in den Jesuitenorden eintrat
Quellen
- Homepage der Gemeinde Rodeneck
- Wember (Genealogie)
- "Wolkenstein" auf geneall.net
- Johann Riedl, Salzburg's Domherren. Von 1514-1806, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 7, 1867, S. 122-278, Nr.n 313-322. Siehe die Liste Salzburger Domherren