Trentino

Aus Salzburgwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Dieser Artikel hat einen Salzburgbezug
Der Inhalt dieses Artikels hat einen Salzburgbezug, der mindestens eine der Salzburgwiki-Artikel-Richtlinien erfüllt.


Das Trentino, amtlich Autonome Provinz Trient, ist eine autonome Provinz der Italienischen Republik.

Politische Verfassung

Die autonome Provinz Trient bildet zusammen mit Südtirol, einer zweiten autonomen Provinz, die autonome Region Trentino-Südtirol.[1] Hauptstadt der Autonomen Provinz Trient und der autonomen Region ist Trient (italienisch Trento).

Historische Territorialverhältnisse

Der Großteil des heutigen Trentino bildete vom Mittelalter bis zur Säkularisierung (1803) das Territorium des Fürstbistums (Hochstiftes) Trient. Andere Gebiete gehörten als "Welsche Confinen" (darunter Rovereto, Primör [Primiero], Grafschaft Arco) zu Tirol. Auch die ehemalige Grafschaft Lodron lag im heutigen Trentino. Von 1815 bis 1918 gehörte das Gebiet des Trentino zu Tirol und wurde damals Welschtirol genannt.

Geschichtliche Verbindungen zu Salzburg

1. Begegnungen und Einflüsse im Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit

Das Salzburger Domkapitel schickte nach jeder Wahl eines (Fürst-)Erzbischofs eine Abordnung mit dem Wahldekret zur Kurie nach Rom. Die Reise führte stets über Trient. Von Erzbischof Konrad II. von Babenberg ist bekannt, dass er am Romzug von Kaiser Heinrich IV. über Trient im Sommer 1110 teilgenommen hatte. Auch Eberhard II. von Regensberg soll 1245 seinen Weg über Trient nach Verona zu Kaiser Friedrich II. genommen haben.

Bischöfe aus Brixen, wie Bischof Hartmann, Gründer des Augustiner-Chorherren-Klosters Neustift, waren im Raum Innviertel und Rupertiwinkel tätig gewesen. So auch Bischof Altmann von Trient (* 1124; † 1149). Altmann hatte das von seiner Großmutter Tuta gestiftete Augustiner-Chorherren-Stift Suben am Inn dem Salzburger Domstift übertragen.

Im Handel waren es nur wenige Waren, die von Salzburg ins Trentino gelangten: Häute, Leder und Barchenstoffe, auf dem Rückweg nahmen die Händler Öl aus Riva am Gardasee mit, aber auch toskanisches Safran, lombardische Tuche, oberitalienisches Papier, Lorbeer, Orangen, Edelkastanien und Pfirsiche. Meist wurden die Waren aber nicht in Trient, sondern auf der Bozner Messe getauscht. Der Rückweg führte die Händler dann über Bruneck, Pustertal – AhrntalKrimmler Tauern in den Pinzgau.

Zwischen 1445 und 1450 hielt sich der Salzburger Tafelmaler Conrad Laib in Oberitalien auf. Michael Pacher wurde durch seine Reisen in Oberitalien bei seinen Altarwerken in St. Wolfgang im Salzkammergut und beim ehemaligen großen Flügelaltar in der Franziskanerkirche in der Altstadt der Stadt Salzburg beeinflusst.

Fürsterzbischof Johann Jakob Kuen von Belasy war Salzburgs Vertreter beim Konzil von Trient 1545 bis 1563. Auch Johann Baptist Fickler nahm daran teil.

Die Reisezeit im 18. Jahrhundert zwischen Salzburg und Brixen betrug vier Tage, zwischen Salzburg und Trient sechs Tage.

2. Kulturelle Einflüsse während der Barockzeit, vom Ende des 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts

Das Trienter Domkapitel war stets weltpriesterlich, in Salzburg standen die 24 Domkapitulare von 1122 bis 1514 unter der Ordensregel der Augustiner-Chorherren. Erst dann wurden auch sie weltpriesterlich.

3. aus dem Gebiet stammten zahlreiche Salzburger Fürsterzbischöfe und Domherren

Stammten die Salzburger Erzbischöfe des Mittelalters bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts aus verschiedenen baierischen, schwäbischen und babenbergisch-habsburgischen Adelsfamilien, nur zwei aus dem salzburgischen Landadel, keiner aus Tirol, so kamen ab Mitte des 16. Jahrhunderts vermehrt Erzbischöfe aus südlicheren Ländern.

Es begann mit Fürsterzbischof Johann Jakob Kuen von Belasy, der aus dem heute trentinischen Nonstal stammte.

Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau stammte zwar aus dem Bodenseeraum, gilt aber als der erste Fürsterzbischof tridentinischer Kirchlichkeit in der Gottesdienstgestaltung.

Castel Noarna, die Geburtsburg von Fürsterzbischof Paris Graf Lodron

Fürsterzbischof Paris Graf Lodron war in der Landschaft Valle Lagarina bei Rovereto geboren und begütert, Fürsterzbischof Guidobald Graf von Thun und Hohenstein stammte, wie Khuen von Belasy, aus dem Nonstal, Leopold Anton Freiherr von Firmian entstammte einem alten Südtiroler Geschlecht, dessen Familienschloss nahe der südlichen Talsperre des Nonstals bei Mezzolombardo ist.

Firmian verstand es, seine Cousins und Onkel in Salzburg unterzubringen und ihnen angemessene Stellungen zu verschaffen (Nepotismus im Fürsterzbistum Salzburg). Leopold Ernst von Firmian (* 1708; † 1783, Fürstbischof des Bistums Passau) und Vigilio Maria von Firmian (* 1714; † 1788, Dompropst in Salzburg, dann Bischof von Lavant), beide Neffen des Fürsterzbischofs, waren im neunköpfigen Konsistorialrat vertreten. Auch zwei Cousins des Fürsterzbischofs, Joseph Franz Valerian und Johann Georg Anton Graf Arco, waren in Salzburg. Der erstere war Domherr und später Bischof von Chiemsee, während Georg Anton eine weltliche Laufbahn einschlug. Ein anderes Familienmitglied, Franz Laktanz Graf von Firmian, bekam Schloss Leopoldskron.

Aus dem Grafengeschlecht der Spaur aus dem südlichen Nonstal, stammten zwischen 1636 und 1806 sieben Domherren. Darunter waren Franz Vigil (* 1609; † 1670, Domdechant und Bischof von Chiemsee) und Friedrich Franz Joseph Graf Spaur.

Auch das in der Reihe der Trienter Fürstbischöfe bedeutsame Geschlecht der Madruzzo war mit drei Domherren in Salzburg vertreten.

Hofbeamte bezogen die Salzburger Fürsterzbischöfe ebenfalls aus dem Trentino: Johann Franz Gentilotti von Engelsbrunn (Hofkanzler 17161729) stammte aus Trient, Hieronymus (Freiherr) Christani von Rall (Hofkanzler 17311751) aus einem im Nonstal begüterten Geschlecht.

Weiters stammte Joseph Maria Graf von Thun und Hohenstein, Bischof von Gurk und Fürstbischof von Passau, aus Trient.

4. Studenten aus dem Fürstbistum Trient studierten an der Salzburger Alma mater paridiana

Studenten aus Welschtirol fanden hauptsächlich in den beiden Kollegien Marianum und Rupertinum oder in der fürsterzbischöflichen Pagerie Aufnahmen. Auch Domherren und Salzburger Familien nahmen Studenten privat auf.

5. Welschtiroler Künstler waren in den Bereichen bildende Kunst, Theater und Musik in Salzburg tätig

Jacobo Zanusi (* 1679; † 1742), wahrscheinlich aus dem Fassa-Tal, war Hofmaler unter Fürsterzbischof Franz Anton Fürst Harrach und anschließend unter dessen Nachfolger Leopold Anton Freiherr von Firmian.

Peter Anton Lorenzoni (* 1721 in Cles (Nonstal); † 1782 in der Stadt Salzburg) war Schüler des großen österreichischen Barockmalers Paul Troger und wurde Hofmaler des Fürsterzbischofs Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach.

Johann Baptist Lampi der Ältere (Giovanni Battista, Giambattista, * 1751; † 1830), ebenfalls im Nonstal geboren, war Maler.

Johann Nepomuk della Croce (* 1736 in Pressano bei Trient; † 1819 in Burghausen, Oberbayern) war Schüler seines Onkels Peter Anton Lorenzoni, und Maler. Sein Bild der Familie Mozart von 1781 ist wohl sein bekanntestes Gemälde. Ein Selbstportrait findet sich in der Benediktinerabtei Michaelbeuern, ein Portrait des Abtes Dominikus Hagenauer im Benediktinerstift St. Peter.

Giuseppe Tomaselli (* 1758 in Rovereto; † 1836 in Würzburg, Bayern), Sänger und Begründer der Kaffeehaus-Dynastie Tomaselli, war gebürtiger Trentiner. Er wanderte nach Salzburg aus, wo er auch begraben liegt (Friedhof von St. Peter).

6. Beziehungen während der Zugehörigkeit des Fürstbistums Trient zur Salzburger Kirchenprovinz von 1826 bis 1920

1915 bis 1918

Das Salzburger Hausregiment Erzherzog Rainer Nr. 59 wurde im Frühjahr 1916 von seinem bisherigen Einsatzort in Galizien (Ostfront) an die Südfront in das Trentino verlegt. Nach der Mai-Offensive wurde der Monte Cimone nördlich Arsiero der Berg der Rainer. Von diesem heiß umkämpften und am 23. September 1916 gesprengten Berggipfel sah man bei klarem Wetter bis Vicenza im Veneto. In den Monaten des Stellungskriegs bauten die Rainer und ihr oberösterreichisches Nachbarregiment Nr. 14 (die "Hessen") den bisherigen Almweg Folga − Passo de la Vena zur "Hessen-Rainer-Straße" aus. Die Straße ist noch heute in Betrieb.

Nach einigen Wochen der Erholung im Mai 1917 in Levico (Terme), einem kurzen Aufenthalt im Herbst in Trient, ging es an die Isonzo-Front im Veneto[2]. Nach dem Zusammenbruch der Front 1918 marschierten die Überlebenden über das Gebiet der "Sieben Gemeinden" (Sette comuni), durch das Suganatal nach Cavalese und weiter nach Bozen. Mit der Bahn trafen sie dann am 12. November 1918 in der Stadt Salzburg ein.

In Folgaria gibt es einen Kriegerfriedhof des Salzburger Hausregiments Erzherzog Rainer Nr. 59 mit 1 760 namentlich bekannten und 640 unbekannten Österreichern. Nach einer Restaurierung des Friedhofs waren bei der Neueinweihung am 12. September 1971 Salzburgs Landeshauptmann DDr. Hans Lechner, Bürgermeister-Stellvertreter Dr. Franz Kläring und natürlich eine Abordnung der "Rainer" dabei.

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Salzburg und Trient

Die autonome Provinz Trient und das Land Salzburg haben am 2. Oktober 1981 ein Partnerschaftsabkommen zu gedeihlicher und freundschaftlicher Zusammenarbeit geschlossen. Dieses Abkommen wurde von Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer und dem Präsidenten der autonomen Provinz Trient, Dr. Flavio Mengoni, unterzeichnet.

Trentino und Salzburg im Vergleich

ThemaTrentinoSalzburg
Fläche6 207 qkm = 2,06 % der italienischen Staatsfläche7 156 qkm = 8,5 % der österreichischen Staatsfläche
Seen297 Seen, davon 257 zwischen 1 500 m ü. A. und 3 200 m ü. A. hoch gelegensechs größere Seen, mehrere größere Stauseen und viele Hochgebirgsseen
Einwohner538 600, das sind 87 Einwohner pro km² (2017)549.300, das sind 77 Einwohner pro km² (2017)

Weiterführend

Für Informationen zu Trentino, die über den Bezug zu Salzburg hinausgehen, siehe zum Beispiel den Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum selben Thema

Weblinks

Quelle

Einzelnachweise

  1. Eine italienische Region, aber auch eine autonome Provinz ist mit einem österreichischen Bundesland vergleichbar.
  2. Genauer gesagt gelang es den österreichisch-ungarischen und deutschen Truppen Ende Oktober 1917, die Front vom Isonzo (Julisch-Venetien) an den Piave (also in das Veneto) vorzuschieben.