Deserteur
"Deserteur" ist ein dokumentarischer Spielfilm der Salzburger Regisseurin Gabriele Neudecker. Mit Einladungen in die Wettbewerbe von 24 Filmfestivals rund um die Welt und der Auszeichnung mit fünf Awards avancierte der Film zu Salzburgs international erfolgreichstem Kinofilm 2012–2013. Als einziger Salzburger Kinofilm schafft es Deserteur in die österreichischen Kinocharts 2015–2016.
Allgemeines
Das Drehbuch schrieb Neudecker 2010, den Film drehte sie 2011 im Gemeindegebiet von Köstendorf, u. a. beim Pragerfischer am Wallersee. 2012 wurde Neudeckers Film vom französischen Frauenfilmfestival in Creteil (Paris) zur Weltpremiere eingeladen und zum Prix Anna Politkovskaja nominiert. Die Österreich-Premiere feierte der Film beim Crossing Europe Film Festival 2012, die Deutschland-Premiere beim Dok.Fest München 2012.
Im April 2013 wurde der Film beim 46. "Worldfest Houston International Film Festival" unter dem Titel "Glorious Deserter!" der englischsprachigen Fassung von der Jury in Houston mit dem Platinum-Award in der Kategorie "Best Docu-Drama Independent Theatrical Features" ausgezeichnet.[1] Es folgten noch weitere Auszeichnungen.
Inhalt
Junge Männer erzählen im Verlauf des eisigen Hungerwinters 1946 von ihrer Desertion aus der Wehrmacht. Diese Geschichten beruhen auf wahren Begebenheiten und schildern ergreifende Schicksale, die die Regisseurin akribisch recherchierte.
Vier junge Männer zwischen individueller Freiheit, traumatischen Erinnerungen und gesellschaftlicher Ausgrenzung im Hungerwinter 1946. Der Bauer, der Ministrant, der Koch und der Schweinemeister erzählen wahre Geschichten über Widerstand, Verweigerung und Desertion aus der Wehrmacht. Die Regisseurin trotzt der Wirrnis des Weltenlaufs eine wilde Poesie ab, sprengt die Grenzen zwischen Spiel- und Dokumentarfilm und entwirft ein intensives und eindrucksvolles Bild der letzten, vergessenen Opfer der Nazis.
Der auf realen Schicksalen und hundert Interviews mit Zeitzeugen basierenden Film greift ein letztes österreichisches Tabu-Thema auf. Erst 2009 wurden Deserteure in Österreich offiziell rehabilitiert.
Darsteller und Stab
Alle vier Hauptrollen sind mit jungen Salzburger Laiendarstellern (Franz Kranzinger, Alexander Kortoletzky, Markus Klampfer und Peter Neudecker) besetzt.
- Buch, Regie und Produktion: Gabriele Neudecker
- Musik: Doris Kirschhofer
- Casting: Wolfram Paulus junior
- Produktionsfirma: Pimp the Pony Productions
Drehorte
Alle Szenen wurden im Flachgau und im Innviertel gedreht.
Erfolge
24 Filmfestivals – fünf internationale Awards
Salzburgs international erfolgreichster Kinofilm 2012/2013
Salzburgs einziger Kinofilm in den österreichischen Kinocharts 2015/2016
Empfehlung des Landesschulrats
Kritiken
- Wahre Fiktionen – das Spiel mit der Wirklichkeit
- Mit Lob überschüttelt wird derzeit Gabriele Neudecker für ihren Film "Deserteur". Sie erzählt darin die Geschichten österreichischer Wehrmachts-Deserteure im Zweiten Weltkrieg. Der Film spielt im Jahr 1946, die wirklichen Deserteure hat Gabriele Neudecker aufwändig recherchiert und interviewt, danach jedoch Laiendarsteller für ihren Film gecastet. Diese spielen in einem pseudo-dokumentarischen Setting die Deserteure und sprechen direkt in die Kamera. Das Ergebnis ist ein
- Spannendes Doku-Fiktionsspiel mit der Geschichte. (Matthias Leitner, Bayrischer Rundfunk)
- Reality is broken!
- Deutlich stringenter ist die Inszenierung des österreichischen Doku-Fiction-Films "Deserteur" von Gabriele Neudecker. Der Film porträtiert vier junge Männer vom Land, die ihre persönlichen Geschichten über Widerstand, Verweigerung und Fahnenflucht im Zweiten Weltkrieg erzählen.
- Im Hungerwinter 1946 arbeiten sie ihre traumatischen Erinnerungen an den Krieg und ihre gesellschaftliche Ausgrenzung als Deserteure auf. Die Protagonisten sind fiktive Figuren, die von Laienschauspielern verkörpert werden, basieren aber auf wahren Schicksalen und zahlreichen Interviews mit Zeitzeugen. Das Ergebnis ist seltsam entrückt, assoziativ und poetisch
- Nie wird Archivmaterial verwendet – Regisseurin Gabriele Neudecker hält durchgehend an der offensiv pseudodokumentarischen Machart fest. Als wäre ein Kamerateam aus dem 21. Jahrhundert in das Jahr 1946 gereist um diese vier Männer zu porträtieren. Der Film behauptet nie "real" zu sein – aber er wirkt so. Und das ist eine große Leistung. (Ralph Glander, on3 Radio)
- "The subject remains a taboo. Almost 65 years had to pass before Austria finally overturned the Nazi judgements in 2009 and deserters from the Wehrmacht were vindicated. The film takes us back to 1946/7, the Winter of Starvation in Salzburg. Scarred by traumatic wartime experiences and confronted by social exclusion, four young deserters – a cook, a farmer, an altar boy and a pig keeper - reveal to us the reasons behind their desertion. Successfully walking a tightrope between fiction and documentary, Gabriele Neudecker reveals touching insights into the forgotten victims of National Socialism and their ostracism after the war. (Ludwig Sporrer, Dok-fest Munich)
Streamen
Die ORF-Plattform Flimmit sowie der Zusammenschluss der Arthousekinos Österreichs VOD bieten den Film auf ihren Streaming-Plattformen an:
Quellen
- www.pimptheponyproductions.com
- www.austrianfilms.com
- dorfzeitung.com, abgefragt am 16. Juli 2018
Einzelnachweis
- ↑ Quelle salzburg.orf.at, abgefragt am 16. Juli 2018