Franz Josef Anselm Lürzer von Zechenthal

Partezettel der Marie Lürzer von Zechenthal, geborene Spängler, Ehefrau des Franz Josef Anselm Lürzer von Zechenthal.

Franz Josef Anselm Lürzer von Zechenthal (* 18. April 1796 in Hallein; † 10. Oktober 1870 in der Stadt Salzburg) war Bergbeamter in Agordo, Venetien.

Familie

Sein Vater war Michael Johann Franz Lürzer von Zechenthal (* 10. Oktober 1768 in der Stadt Salzburg), Oberinspektor der Saline in Hall in Tirol[1]

Franz Josef Anselm Lürzer von Zechenthal war in erster Ehe mit Marie geborene Reisigl (* 15. September 1807 in Goldegg; † 30. Jänner 1850 in Agordo, Provinz Belluno, Venetien) verheiratet, in zweiter Ehe mit Maria [richtig: Anna = jüngere Schwester von Nr. 37 Maria Anthonia], geborene Spängler (* 16. April 1820 in der Stadt Salzburg; † 15. November 1880).

Kinder

Drei Kinder aus der ersten Ehe:

  • Josefa Lürzer von Zehendthal (* 19. Oktober 1834 Agordo; Venetien; † 7. Juni 1904 in der Stadt Salzburg), Stiftsdame in Hall (Tirol)
  • Anna Lürzer von Zehendthal (* 8. Oktober 1836 Agordo, Venetien; † 17. November 1866 in der Stadt Salzburg), begraben auf dem Friedhof von St. Peter
  • Otto Lürzer von Zehendthal (* 2. Juli 1843 Deutsch Bleiberg [Bad Bleiberg, Villach], Kärnten; † 9. September 1901), Jurist, Vizepräsident des Kreisgerichts St. Pölten, verheiratet mit Maria Müller (* ca. 1844 "Biala, Galizien" = Bielsko-Biała, Schlesien, Polen; † 27. November 1922 Salzburg)

Notizen aus dem Leben

Im September 1853 besucht Pater Albert Eder, Franz de Paula Albert Eder, der spätere Salzburger Erzbischof, als Reisebegleiter seines vierzehnjährigen Schülers Franz II. Xaver Gregor Spängler Agordo, wo im Bergwerk des Valle Imperina der Onkel von Franz Spängler, Franz Josef Anselm Lürzer von Zechenthal. Die Kobler-Spängler-Briefe vom 10. September 1853 berichten davon:

Brief vom 10. September 1853 von Franz Spängler an die Mutter in Salzburg

Brief von Franz II. Xaver Gregor Spängler auf einer Reise zusammen mit Pater Albert Eder, Franz de Paula Albert Eder, an seine Mutter Antonia Spängler in Salzburg; ein Bogen mit Prägestempel "Bath"; / = Seitenwechsel; // = Absatz; [?] = unsichere Lesung; XX = unlesbar[2]:
Theuerste Mutter! // Agordo 10/9 53. // Endlich am Mittwoch Abends sind wir hier, in unserer zweiten Heimath angelangt. Wir hatten erst am Mittwoch Morgens von Venedig abreisen wollen, aber das schlechte Wetter bewog uns schon Dienstags um 1/2 3 Uhr mit dem 2ten Train abzufahren. Dienstags Vormittags sahen wir die herrliche Kirche St. Maria ai Frari [Santa Maria Gloriosa dei Frari] an, wo die beiden großartigen Denkmäler des Bildhauers Canova u. des Malers Titian [Tizian] sind, u. S. Tomaso [Tommaso, San Tomà] , wo eine solche Menge Reliquien aufbewahrt sind, wie man sie nirgends beisammen findet. Wie wir zurück kehrten war der Markusplatz größten theils unter Wasser, indem einige Kanäle sehr angeschwollen waren. Bis Treviso ging es mit der Eisenbahn, u. von dort bei fürchterlichem Regen u. etwas Gewitter bis Ceneda mit dem Stellwagen, wo wir übernachteten. Am andern Morgen fuhren wir mit Extrapost bis Belluno, u. um 7 Uhr nach Agordo, wir trafen jedoch den H. Onkel schon in Val' Imperina bei den Rösten[3] ; wir stiegen daher aus, sahen das Werk etwas an, u. fuhren dann mit seinem Wagen nach Agordo, wo wir schon seit 14 Tagen erwartet worden waren. Der H. Onkel hatte uns gerade nach Belluno entgegenfahren wollen. /

Aus Ihrem werthen Schreiben entnehme ich zu meiner Freude, dß Sie sich wohl befinden, u. meiner oft gedenken; hingegen aber auch zu meiner großen Betrübniß, dß die theure Großmama in das bessere Jenseits hinübergegangen, u. daß so viele Erkrankungs u Todfälle in Salzburg vorkamen. Uebrigens hoffe ich wird es sich beim Onkel Franz u. bei den beiden Frau Tanten schon wieder bessern. Am Freitag las der H. Professor sogleich eine Hl. Messe für die Großmama, welcher die ganze Lürzerische Familie beiwohnte. Dann fuhren wir nach Val' Imperina, um in den Berg zu gehen. wir mußten uns ganz umkleiden, das Berggewand stand besonders dem Herrn Professor u. dem kleinen Otto[4] recht gut an. Wir gingen ziemlich tief hinein, stiegen auch über eine Leiter hinaus u. wieder hinauf; ich u. der Otto kehrten aber dann um, während der H. Professor mit dem H. Onkel u. mehrern Bergleuten noch weiter ging u. dann über viele Leitern durch einen neuen Stollen wieder an Tageslicht. In diesen Gängen ist [es] sehr naß, nicht allein am Boden, sondern das Wasser tropft auch von der Deke beständig herab. Otto u. ich hatten uns, während der H. Professor noch weiter ging, wieder umgekleidet, u. gingen mit der Frau Tante zu dem Stollen hin, wo wir die Herrn schon trafen. Indessen hatte der H. Onkel noch so viel zu thun, dß wir erst um 6 Uhr Abends in Agordo wieder ankamen, wo wir sogleich über das schon seit 3 Stunden bereitete Mittagessen herfielen. Den Otto hatte aber das / lange Fasten nicht ganz gut gethan, er bekam eine kleine Üblichkeit [!], die aber heute Morgens nach 13 stündigem Schlafe wieder verschwunden war. Auch der H. Professor u. ich laßen uns die Ruhe recht gut schmeken, wir schlafen wir [und wachen vor] 7 od. 1/2 8 Uhr nicht auf. Heute glaube ich, gehen wir nach Valle einem nahen Wallfahrtsorte; ich kann jedoch mit dem Schließen des Briefes nicht warten bis nach der Partie, weil Nachmittag die Post nach Belluno geht u wir den Brief mitschicken werden.

Am Montag den 12t. Sept. werden wir uns wieder auf den Weg machen, u. hoffe daher bis 15t. Abends nach Gastein zu kommen. Wir sind dann bis Montag den 19t. gegen Mittag in Golling, wohin Sie uns hoffentlich entgegen kommen werden. Uebrigens erhalten Sie jedenfalls noch von Gastein aus Nachricht[5], wo wir auch noch einen Brief von Ihnen zu erhalten hoffen. Sie müßen ihn aber nach Erhalt dieses Briefes sogleich mit umgehender Post abschicken, u. zwar mit dem Beisatze auf der Adresse "Abzugeben: im Pfarrhofe zu Hofgastein." Leben Sie indessen recht wohl; bis in 10 Tagen hofft Sie zu umarmen // Ihr // dankbarster Sohn // FXSpaengler. // Herzlichen Gruß von H. Onkel u Frau Tante, Handküße von Pepi, Anna und Otto an Sie u. alle Bekannten. // Ebenso von mir.


Dem Brief liegt eine Skizze bei auf einem Blatt, 14 x 15 cm, das (wohl aus Versehen) zertrennt wurde. Mit Tinte ist ein Oval mit den Himmelsrichtungen gezeichnet und in dem Oval, das von "Bergen" umgeben ist, steht: Rundschau der Hauptgebirge, die den 1933 P.T.[6] über das Meer erhobene venez. Marktflecken Agordo, mit seinem Kupfer, Vitriol- u. Schwefelwerk im Imperinathale umgeben. Mit Bleistift ist rundherum notiert, oben beginnend nach rechts [Ortsangaben mit Richtungspfeilen]: Allghe // M. Pelsa 7378 P.T. [Monte Alto di Pelsa, 2.417 m] // Zoldo [Forno di Zoldo, Val di Zoldo] // M. Framont [Mont Alt di Framont, Monte Framont, 2.294 m] // Zoldo // M. Duran 4800 P.T. [vgl. Passo Duran] // M. Celo 6386 P.T. // Belluno // M. Pegolezza // Pegdera // [unter "Süd" auf dem Kopf] Kupf Schw u. Vitr. Werk. Imperina // Canal del Mis. // M. Poi // Premiero // M. Agner 8800 P.T. [Monte Agnèr, 2.872 m] // S. Lugano // M. Ambrosogn // Cencenighe [Cencenighe Agordino] Vgl. Abbildung; Angaben in eckigen Klammern, soweit ich [O. H.] Ortsangaben genauer identifizieren kann. Auf der Rückseite sind Notizen mit Bleistift, die auch im Kontrastmodus kaum zu entziffern sind.


Brief vom 10. September 1853 von Pater Albert Eder an Antonia Spängler

Brief von Franz de Paula Albert Eder, dem späteren Salzburger Erzbischof, an Antonia Spängler in Salzburg; ein kleineres Blatt (vom Bogen abgerissen) mit Prägestempel "Bath":
Agordo, den 10. Aug. [1]853[7] // Verehrteste Frau Mutter! // Es that mir unendlich wohl, als ich hier mit Franz die heimatlichen Briefchen von Ihnen und Otto erhielt, wir beide aber hatten keine Ahnung, daß die Frau Großmutter[8] bereits ins bessere Leben hinübergeschieden sei, und so war die Freude unserer Ankunft dahier ziemlich mit Wehmuth gepaart, was uns unmittelbar denken mahnte, daß wir auch derjenigen uns treuherzig stets erinnern sollen, die den ewigen Wohnungen nach Gottes Rathschlüßen zugepilgert sind. Gestern habe ich für die sel. Frau Großmutter in der hiesigen Kirche das hl. Meßopfer dargebracht, wobei mein theuerster Reisegefährte ministrirte, u. Hr. Inspektor[9] samt Frau u. Familie beiwohnten. Hier fühlen wir uns so heimisch, als wie in der heimatlichen Behausung, nur möchte ich wünschen, daß von Salzburg nach Agordo eine Eisenbahn wäre, damit auch Sie mit Otto in einem Fluge hier bei uns sein könnten. Die naßkalte Witterung trieb uns von Venedig früher fort, als wir ursprünglich im Sinne hatten; wegen des fortwährenden Regens am Montag u. Dienstag konnten wir auf die Inseln nicht hinüber schiffen, und beschränkten daher unsere Gänge auf die eigentliche Stadt dieß- u. jenseits des Canal grande. Von Venedig aus schrieb ich Hrn. Inspektor, daß ich mit Franz am 6. Aug. [richtig: September] früh die Weiterreise nach Agordo antretten werde, wir fuhren aber schon am 5. Nachmittags 1/2 3 Uhr mit der Eisenbahn weg, und überraschten auf solche Weise Hrn. Inspektor, der aber auf dem Wege war, uns entgegen zu fahren. /

Zu unserer Freude trafen wir Hrn. Inspektor samt seinem ganzen Hause recht wohl und gesund an, und wie gut uns die Ruhe nach so vielen Märschen und Schlafabkürzungen hier anschlägt, dieß kann Ihnen insgesonders der Umstand erklären, daß wir erst um 7 Uhr oder 1/2 8 Uhr morgens von Schlafe erwachen. Gestern machte ich mit Hrn. Inspektor einen sehr interessanten unterirdischen Spaziergang[10], wir marschirten, nachdem Franz mit dem kleinen Otto[11] auf den Rückweg aus dem Schachte wieder unter Begleitung eines Bergmannes sich begeben hatten, immer tiefer und tiefer mit 4 Bergleuten herum, Hr. I. entdeckte ein großartiges Kieslager, und wir krachselten endlich, wie Katzen, über theils schiefe, theils senkrechte, theils selbst überhängende Leitern zu Tag empor, wo wir tief ins Thal abwärts schauend die Frau mit Otto und Franz in der Ferne heraufgehen sahen u. am Margereitunstien [?] auf sie warteten. Künftigen Montag gedenken wir zwei Pilgrime den Wanderstab wieder zu ergreifen, und mit unsern Berliner Koferln auf dem Rücken[12] durch Tirol (Pusterthal) und Kärnthen nach Gastein zu marschiren, wo wir zu Hofgastein im Pfarrhofe uns einlogirend Ihnen Tag und Stunde unserer Ankunft in Golling berichten werden. // Unterdessen Ihrer mütterlichen Erinnerung im Gebethe dankschuldigst mich mit Franz empfehlend grüßt Sie herzlichst // Ihr // ergebenster Sohn P. Albert // Viele Grüße von Hrn. Bruder, dessen Frau und Familie // ein Brief von ihnen wird nächste Woche folgen.


Brief vom 10. September 1853 von Pater Albert Eder an Otto Spängler

Brief von Franz de Paula Albert Eder, dem späteren Salzburger Erzbischof, an den zwölfjährigen Otto Spängler in Salzburg; ein kleineres Blatt (vom Bogen abgerissen) mit Prägestempel "Bath"; postalisch sicherlich mit dem vorigen Brief zusammen:
Agordo, den 10. September [1]853 // Liebster Bruder Otto! // Bevor ich dich von Angesicht zu Angesicht wieder sehen und begrüssen kann, muß ich noch brieflich mit dir aus der Ferne ein wenig plaudern. Du siehst, deine zwei reisenden Brüder führen ein wahres Zigeunerleben, indem wir heute da, morgen dorthin unsere Schritte lenken. Wie oft haben wir auf unserer Reise [?] dich und die theuerste Mutter in unsere Nähe gewünschet, aber es war halt nicht möglich, weil uns zu viele Berge und Thäler von einander trennten, doch jetzt wird der Zwischenraum immer kleiner, weil wir schnur gerade dem heimathlichen Salzburg zusteuern. Schön ists in fremden Landen, einen imposanten Anblick genossen wir auf den Thürmen zu Augsburg, Mailand und Venedig, so wie auf dem Berge Rigi am Vierwaldstätter-See, ein buntes Gemische von dem Leben und Treiben verschiedener Nationalitäten in bier- und weinerfüllten Regionen schauten und lebten wir theilweise mit, doch schöner ists und bleibts immer dort, von wo wir fortgezogen sind, und wohin wir mit gesteigerter Sehnsucht zurück verlangen. - Auch du hast die Vakanz zu Spaziergängen mit der guten Frau Mutter bisher fleissig benützt, Bewegung in freier Luft macht den Körper frisch, und erheitert das Gemüth. Wörnhart[13], den ich grüssen lasse, hat dir einen kleinen Schabernack gespielt, weil du einen Tintenklex aufs Papier bekamst; dergleichen Namensträger sehen wir hier auf dem Platze / in grosser Zahl grunzend herumspazieren. Gestern habe auch ich einer Schweinerei nicht ungleich gesehen, als ich mit Hrn. Onkel Lürzer aus dem Bergwerke wieder herauskam. Freilich war meine ganze Kleidung selbst das Hemd nicht ausgenommen, vom Bergherste [?] entliehen, und meine Hände waren dicht mit braunem Lehm überzogen, Franz sah etwas respektabler aus, weil er die schmutzigen Leitern nicht mit hinanstieg, sondern früher wieder das Weite suchte. Die umständlichere Beschreibung werde ich dir mündlich machen. Jetzt muß ich abbrechen, weil der kleine Otto fortwährend zur Seite mit mir plaudert. // Gott befohlen und herzlichst gegrüßt unterdessen bis aufs baldige fröhliche Wiedersehen // von // Deinem Bruder // P. Albert

Quellen

  • SALZBURGWIKI-Artikeln Venetien, Lürzer von Zechenthal und die Kobler-Spängler-Briefe und dortige Quellen

Einzelnachweise und Fußnoten

  1. www.coresno.com
  2. An einigen Stellen sind Wörter durchgestrichen und andere darübergeschrieben; das ist hier nicht markiert.
  3. "Rösten" und Schmelzen des Erzes
  4. Otto Lürzer von Zehendthal (* 1843; † 1901)
  5. liegt nicht in diesem Briefbündel
  6. Pegel Triest, [heute:] "Meter über Adria"
  7. Muss heißen 10. September 1853; vgl. vorangehenden Brief vom 27. und 29. August (geplant 6. September), siehe auch folgenden Brief.
  8. Maria Johanna (Anna) Grassl (Gräßlin); * 1778; † 7. August 1853 in Hall in Tirol; 1796 verheiratet mit Franz Lürzer von Zehendthal, Franz Lürzer von Zechenthal, * 1768; † 1830
  9. Franz Lürzer von Zehendthal / Franz Lürzer von Zechenthal, * 1796; † 1870, k.k. Bergwerksinspektor in Agordo, Venetien, der älteste Bruder der angeschriebenen Mutter Spängler. Er ist in zweiter Ehe 1851 verheiratet mit Marie Spängler (* 1820; † 1880); es gab drei Kinder aus der ersten Ehe, oben "Pepi, Anna und Otto" genannt. Marie Spängler ist eine Nichte vom Vater Franz Xaver Gregor Spängler, also eine Cousine zum Reisebegleiter Franz.
  10. Die "Miniere di Valle Imperina", Abbau von Silber und Kupfer, wurde 1866 italienisch.
  11. Otto Lürzer von Zehendthal (* 1843; † 1901)
  12. Das ist offenbar eine Art von Tornister. Vgl. Abbildung = Deckel "Großes Reisespiel", Berlin, um 1850. Lithographie, handkoloriert, 33,00 cm x 25,50 cm. Inv.-Nr.: G 0391 in der Sammlung Stiftung Stadtmuseum Berlin.
  13. vielleicht Lehrer und Chorleiter Josef Wörnhart