Hertha Firnberg

Hertha Firnberg, 1974

Hertha Firnberg (* 18. September 1909 in Wien, Österreich-Ungarn; † 14. Februar 1994 in Wien) war eine österreichische Politikerin und die erste sozialdemokratische Ministerin Österreichs.

Leben mit Salzburgbezügen

Als sozialdemokratische Ministerin Österreichs prägte sie durch tiefgreifende Reformen die österreichischen Universitäten. Die Tochter eines getauften jüdischen Gemeindearztes in der SPÖ, studierte Wirtschafts- und Sozialgeschichte und wurde mit einer Arbeit über Lohnarbeiter bei Alfons Dopsch promoviert. In Folge war sie als Nachhilfelehrerin, Wirtschaftsjournalistin und Bibliothekarin tätig, bevor sie in der Arbeiterkammer wechselte, wo ihre politische Karriere begann.

1970 beauftragte sie Bundeskanzler Bruno Kreisky mit der Bildung und Leitung des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung. In dieser Funktion hatte Firnberg vielfach mit der wiedergegründeten und sich noch im Aufbau befindlichen Universität Salzburg zu tun. Aufgrund ihrer Ausbildung als Bibliothekarin lag ihr die Förderung der Universitätsbibliothek besonders am Herzen. Daher unterstützte sie die Ausbaupläne – dazu zählte etwa der dreigeschossige Tiefspeicher unter dem Alten Studiengebäude – des damaligen Bibliotheksdirektors Karl Forster mit Nachdruck.

In ihre Amtszeit fiel ebenso der Baubeginn zum Gebäude der heutigen Natur- und Lebenswissenschaftlichen Fakultät. Drohende Demonstrationen von Studierenden beim Spatenstich versuchte Rektor Wolfgang Beilner im Vorfeld zu kalmieren: "Ich erklärte, dass ich der Frau Minister, einer Dame, alt wie meine Mutter, doch keine Aufregungen zumuten könnte." Um jede Eskalation zu vermeiden, bat der Rektor auch darum, ein Polizeiauto wieder abzuziehen. Während des Festakts zogen die Demonstrant mit Spruchbändern, Liedern und Gedichten auf. Zwar echauffierten sich manche Ehrengäste, doch die Demonstration verlief weitgehend friedlich. "Am geschicktesten begegnete der Demonstration die Frau Minister", schrieb der Rektor in seinen Erinnerungen: "Sie hielt eine überaus hörenswerte politische Rede. Als während dieser Rede die Demonstranten wieder abzogen, rief sie ihnen nach: Ich hätte Ihnen ja noch etwas zu sagen gehabt, aber das interessiert Sie ja nicht, nämlich, was das Ganze kostet!" Die Demonstrant zogen allerdings weiter zur Mensa, wo sie den für die Ehrengäste "bereitgestellten Wein austranken". Firnberg scherzte später in kleinem Kreis, man möge ihr das vorgetragene Gedicht beschaffen und senden, da sie "noch ein paar Strophen hinzudichten" wolle.

Hertha Firnberg ist eine der drei Frauen, der die Ehrenbürger der Stadt Salzburg verliehen wurde (1986). Die zweite Frau ist Kammersängerin Elisabeth Maria Kalisch, bekannt unter ihrem Künstlernamen Lilli Lehmann, die dritte die langjährige Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler.

Am 29. März 1979 übergab sie als Bundesministerin das neue Haus am Mirabellplatz seiner Bestimmung an die Universität Mozarteum Salzburg, der Ehrenmitglied sie wurde. Am selben Tag übergab sie auch die neugeschaffenen Räumlichkeiten in der Alten Universität an die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Salzburg.

Am 29. Mai 1985 wurde ihr die Ehrensenatorenwürde der Universität Salzburg verliehen.

Quellen


Frauen in der Geschichte der Salzburger Universität