Büste des österreichischen Feldherrn Josef Wenzel Radetzky
Eine geplante, knapp eineinhalb bis zwei Meter große Büste des österreichischen Feldherrn Josef Wenzel Radetzky erhitzte im Sommer 2025 die Gemüter in der Flachgauer Gemeinde Anthering.
Die Geschichte
Die Pläne
Johann Josef Wenzel Anton Franz Karl Graf Radetzky von Radetz war ein bedeutender Heerführer Österreichs in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Um sein Andenken kümmert sich der gemeinnützige Verein "Radetzky Orden (RO)". der Polizist und Politiker Helmut Naderer aus Seekirchen am Wallersee fungiert als Großmeister und oberstes Organ der Ordensregierung.
Unweit des Antheringer Bahnhofs plante der Verein die Errichtung eines Denkmals. Dieses soll den Feldherrn zeigen und an Kämpfe in Anthering erinnern, die am Rand der Schlacht auf dem Walserfeld im Dezember 1800 stattfanden, bei der Radetzky als Offizier gekämpft haben soll. Der Hergang der Ereignisse ist allerdings historisch nicht einwandfrei dokumentiert und wird von manchen Geschichtsgelehrten angezweifelt.
"Am 4. Dezember 2025 ist der 225. Jahrestag der siegreichen Verteidigung Österreichs durch Radetzky.[1] Das war ja ein französischer Angriffskrieg und Radetzky hat dort Österreich verteidigt", argumentiert Naderer. Konkret gehe es darum, dass Radetzky während dieses Krieges als Regimentskommandant in einer Schlacht bei Anthering kämpfte. "Die Büste ist in Arbeit und wird vom Seekirchner Künstler Richard Fenninger gestaltet."
Widerstand in der Gemeinde
Die Pläne einer Büste auf dem Park-and-Ride-Parkplatz erzeugten in der Gemeinde Widerstand. Die grüne Gemeindevertreterin Monika Wölflingseder ist strikt gegen ein Denkmal. "Wir erleben gerade eine Zeit, in der Kriege wieder mitten in Europa angekommen sindy[2] und autoritäre Machthaber weltweit erstarken. Gerade jetzt einen Feldmarschall aus der Kaiserzeit zu ehren, dessen militärisches Wirken unzählige Opfer forderte, ist das völlig falsche Signal." Sie habe zu Radetzky recherchiert, ein Heldenmythos sei nicht haltbar. Auch die Antheringer SPÖ äußerte sich ablehnend.
Bürgermeister Alois Mühlbacher (ÖVP) stand den vor rund einem Jahr erstmals an ihn herangetragenen Plänen anfänglich positiv gegenüber. Mangels eines passenden Grundstücks habe er die Initiatoren an die Salzburger Linien vermittelt. Der Salzburg-AG-Tochter gehört das Areal in der Nähe des Bahnhofs. "Ich war der Überzeugung, dass man Geschichte zeigen darf. Dass so eine Ablehnung gegenüber der Person Radetzky vorhanden ist, hat mich überrascht", sagt der Ortschef. Auch Privatpersonen hätten ihm Briefe geschrieben. "Das hat bei mir schon auch ein Umdenken bewirkt."
Am 22. Juli meldete sich auch Ingeborg Haller, Klubobfrau der Bürgerliste in der Stadt Salzburg, in einer Aussendung zu Wort. Sie lehnt das Denkmal ab und stellt die Frage in den Raum, wer die Zustimmung dafür erteilt habe. "Immerhin befindet sich die Tochtergesellschaft der Salzburg AG auch im Besitz der Stadt Salzburg. Wir fordern daher Transparenz und Aufklärung."
Historische Erinnerungstafeln als Alternative
Der Salzburger Militärhistoriker Kurt Mitterer betrachtet indessen die Idee, in Anthering ein Radetzky-Denkmal aufzustellen, mit gemischten Gefühlen. "Der Standort selbst ist der reale Einsatzort des damaligen Gefechts. Radetzky machte damals als kleiner Regimentskommandant durch sein taktisches Geschick auf sich aufmerksam. Es war in gewisser Weise der Beginn seiner Karriere", erklärt Mitterer. Eine so große Büste sei aus seiner Sicht aber etwas übertrieben.
"Radetzkys Aktionen boten einen großen Vorteil für den Rückzug der österreichischen Hauptarmee. Sie waren aber nicht kriegsentscheidend. Besser wäre es, wenn man den historischen Ort anderweitig hervorheben würde - zum Beispiel durch Erinnerungstafeln", sagt Mitterer. Als mögliches Vorbild dafür könnte seiner Meinung nach der Lieferinger Kulturwanderweg dienen. Trotz allem hält der Historiker die Diskussion um die Statue für überzogen. "Radetzky war eine schillernde militärische Persönlichkeit, die auch in ihrem damaligen Zeitgeist zu bewerten ist."
Gemeinde Anthering sprach sich gegen Radetzky-Büste aus
Am Mittwochabend, den 23. Juli, erteilte die Gemeindevertretung dem Projekt in geheimer Abstimmung eine klare Absage - mit 19 Gegenstimmen, für das Projekt gab es nur eine Stimme, abwesend war eine stimmberechtigte Person.
Quellen
- www.sn.at, 21. Juli 2025: "Pläne für Radetzky-Denkmal in Anthering spalten die Gemüter: Held oder Kriegstreiber?"
- www.sn.at, 23. Juli 2025: Diskussion um Radetzky-Statue in Anthering − "Er hat dort Österreich verteidigt"
- www.sn.at, 24. Juli 2025: "Gemeinde Anthering sprach sich gegen Radetzky-Büste aus"
Fußnoten
- ↑ Anmerkung: Österreich hatte 1900 die Schlacht auf dem Walserfeld verloren
- ↑ Gemeint ist wohl der Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine