Skitourengeher
Skitourengeher bleiben nach dem emotionialen Winter 2015/16 - Tourengeher verboten - weiter ein Aufreger.
Situation 2017
Im Winter 2017/18 erwog das Skigebiet in Zell am See ein Verbot für Skitourengeher, nachdem ein solches bereits im Skigebiet um Flachgau besteht. Die Disziplin mancher Skitoruengeher lässt zu wünschen übrig.
Erich Egger, Vorstand der Schmittenhöhebahn AG in Zell am See erzählte den Salzburger Nachrichten (Ausgabe vom 27. Dezember 2017), dass er kürzlich einen einheimischen Pistengeher gestoppt hatte, der auf der beliebten Speed-Piste (Geschwindigkeitspiste) für Kinder unterwegs gewesen sei. Diese Piste ist für Kinder reserviert, die gefahrene Geschwindigkeit wird auf einer Tafel angezeigt. Er habe den Mann zur Rede gestellt und wurde von diesem beschimpft.
Pistenraupenfahrer und andere Mitarbeiter von Bergbahnen beobachten immer wieder Gruppen von Tourengehern, die außerhalb der Betriebszeiten die gesperrten Pisten hinaufgehen. Das sei aber extrem gefährlich, da Pistengeräte und Seilwinden im Einsatz seien. Unbekannte hätten sogar zwei Verbotstafeln entfernt. Egger erzählt auch von einer Familie, die im Dezember 2017 mit Tourenskis auf der gesperrten und mit Toren ausgesteckten Trainingsstrecke des Skiclubs Zell am See auf dem Breiteck die Piste hinaufmarschierte.
2020: Tourengeher auf Abwegen: Mit Götz-Zitat durch den Garten
Der Skitourensport wurde längst zu einem Massensport und überall, wo es viele Menschen gibt, gibt es auch Probleme. Denn immer sind einige darunter, die von Regeln wenig halten. So ist es mit der Achtung von Grundstücksgrenzen manchmal nicht weit her. Es kursiert ja nicht umsonst der Spruch, dass ein guter Skitourengeher immer ein Zangerl dabeihaben muss, um die lästigen Stacheldrahtzäune durchzuzwicken.
Davon können etwa Viktoria und Michael Obinger ein leidvolles Lied singen. Im Vorjahr haben sie rund 50 Meter hinter dem elterlichen Zedernberghof am Ende der Alpendorfstraße in St. Johann im Pongau ein schickes, modernes Haus mit bodentiefen Fenstern gebaut. Die Freude am Haus ist aber seit Winterbeginn 2019/2020 getrübt. Denn direkt neben dem Haus, teilweise nicht einmal einen Meter vom Wohnzimmerfenster entfernt, zogen Skitourengeher quer durch den Garten ihre Spuren in den Schnee. "An einem schönen Wochenendtag sind es sicher über hundert. Wenn sie so dicht vorbeigehen, hat man das Gefühl, sie kommen direkt ins Wohnzimmer rein, sehr entspannend ist das nicht", so Viktoria Obinger.
Deshalb sprachen die Obingers die Tourengeher zunächst an und baten sie, eine Route links abseits ihres Hauses beim öffentlichen, präparierten Weg zu nehmen. Dies fruchtete bei vielen Tourengehern, aber bei Weitem nicht bei allen. "Manch einem habe ich das drei oder vier Mal gesagt, ohne Erfolg, am Tag darauf gingen sie wieder den gleichen Weg. Einige sagten mir, dass sie jetzt nicht eine andere Route nehmen wollten, nur weil wir hier ein Haus gebaut haben." Daraufhin wurden rund 100 Meter unterhalb des Hauses Schilder angebracht mit einem Pfeil in Richtung des öffentlichen Weges, auch wurde mit einer Pistenraupe ein Weg dorthin gelegt. Auch mit eher bescheidenem Erfolg.
Ende Jänner 2020 kam es zu einem Vorfall, der das Fass zum Überlaufen brachte. Obinger machte wieder einmal einen Skitourengeher darauf aufmerksam, dass er quer durch ihren Grund unterwegs sei. Die Antwort des Tourengehers: Zunächst einmal das derbe Götz-Zitat, gefolgt von: "Ich gehe, wo ich will."
Daraufhin errichten die Obingers einen provisorischen Zaun, dieser wurde teilweise niedergerissen. Nun wurde mitten im Winter ein fixer, stabiler Bretterzaun gebaut, dieser wurde bereits mehrfach überstiegen. Zwar halten sich die meisten Tourengeher an die Hinweisschilder und respektieren den Zaun, aber bei der großen Zahl an Wintersportlern sind immer wieder auch welche dabei, die die Hinweise ignorieren. Außerdem: Gibt es mal eine Spur, dann folgen ihr viele weitere Menschen, ein durchaus altbekanntes Phänomen.
Situation im Winter 2019/2020
Dann bleibt noch die andere Möglichkeit, den Skitourensport auszuüben, und zwar das Gehen auf der Piste. Auch hier waren mit der steigenden Anzahl der Tourengeher Konflikte vorprogrammiert. Vielerorts konnte man sich in der Zwischenzeit halbwegs arrangieren. Oft sind Liftbetreiber und Bergbahnen dazu übergegangen, Gebühren zu verlangen. Gratis ist es derzeit etwa noch am Hahnbaum, aber auch hier droht den Tourengehern rund um die Lift-Turbulenzen Ungemach, die Grundstücksbesitzer könnten dichtmachen[1].
Anderswo wurden - allerdings kostenpflichtige - Lösungen gefunden. In Mühlbach am Hochkönig etwa muss jeder, der eine Skitour von der Scheppal-Alm aus starten will, eine Gebühr von 14 Euro entrichten, sonst gibt es kein Durchkommen durch das dort installierte Drehkreuz. Dazu Angela Haslinger, die Geschäftsführerin der Hochkönig Bergbahnen GmbH: "Am Anfang gab es sehr viele Rückmeldungen, negative, aber durchaus auch positive. Wir musste Maßnahmen setzen, es gab zwei Probleme, die wir in den Griff kriegen mussten. Jenes der Sicherheit und die Parkplatzproblematik."
Für die 14 Euro gibt es nun auch eine eigene Aufstiegsspur. Als Gegenleistung, dafür habe man auch einigen Aufwand betrieben, so Haslinger. Man habe sich mit Grundstückseigentümern geeinigt, präpariere die Spur und habe die Route beschildert. Mit der neuen Aufstiegsspur wurde das Sicherheitsproblem gelöst. Es kam nämlich öfters vor, dass Gruppen von Tourengehern beim Aufstieg die Piste querten, regelmäßig kam es dabei zu höchst gefährlichen Situationen. Besser in den Griff bekommen habe man auch die Parkplatzsituation. Es sorgte nämlich bei Liftbetreibern und Alpinskifahrern für Unmut, dass Tourengeher, die keine Liftkarte lösten, mit ihren Autos die Parkplätze verstellten.
Durch die Einhebung der Gebühr wurde ein durchaus gewünschter Lenkungseffekt erzielt. Es gibt nämlich weiterhin zwei kostenlose Aufstiegsspuren für Tourengeher, diese werden - auch weil sich Tourengeher das Geld sparen wollen - gut frequentiert. Auf den dazugehörigen Parkplätzen - die von den TVBs und den Bergbahnen gemeinsam betreut werden - kommen sich Alpinskifahrer und Tourengeher nicht in die Quere. Haslinger ist jedenfalls mit den bisherigen Erfahrungen zufrieden.
Nichtsdestotrotz bleibt aber, dass Skitourengeher oft nicht einverstanden sind, dass ihr Sport zunehmend gebührenpflichtig ist. Dabei geht es nicht unbedingt nur ums eigene Geldbörsel, sondern auch um die prinzipielle Frage der Kommerzialisierung immer weiterer Lebensbereiche.
Quellen
- "Salzburger Nachrichten", 27. Dezember 2017
- "Salzburger Woche", Ausgabe "Pongauer Nachrichten", 13. Februar 2020
Einzelnachweis
- ↑ siehe "Salzburger Woche", Ausgabe "Pongauer Nachrichten", 9. Jänner 2020