Walter Lager

Aus SALZBURGWIKI
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Walter Lager (* 1946) arbeitet seit 50 Jahren (Stand 2022) bei den Salzburger Festspielen und ist heute Requistenmeister.

Leben

Begonnen hat Walter Lagers Karriere als Requisiteur am Wiener Burgtheater - durch Zufall. Ein Bekannter seiner Eltern hatte damals dort gearbeitet und gefragt, ob der damals 19-jährige Walter Lager und sein um ein Jahr jüngerer Bruder nicht auch dort arbeiten wollten. Walter Lager wollte - und blieb am Burgtheater hängen. Bis er dort nach 36 Jahren in Pension ging. Dort habe er alle Burgschauspieler dieser Zeit kennengelernt, darunter die gesamte Hörbiger-Dynastie. Sein Herz gehört seit 50 Jahren den Salzburger Festspielen. Sie hatten ihn parallel zu seiner Arbeit in Wien jeweils für die Zeit der Sommerfestspiele angeworben. Nach seiner Pensionierung am Burgtheater blieb er den Festspielen in Salzburg weiter treu. In manchen Jahren war er auch während der Mozartwoche, zu Ostern und zu Pfingsten in Salzburg. Rückblickend betrachtet sei das Burgtheater für ihn "das falsche Haus" gewesen, denn er liebe die Welt der Opern.

Als Requisitenmeister ist er mit seinem Team im Großen Festspielhaus und am Domplatz dafür verantwortlich, dass jeder Darsteller stets das zur Hand hat, was die Regie vorsieht: Das reicht in "Il trittico" zum Beispiel vom zerknüllten Testament, das im aufgedeckten Totenbett von Buoso Donati liegt, über einen Leierkasten und das Interieur eines Lastenkahns im zweiten Teil bis zur angegessenen Tafel Schokolade, von der eine Süßigkeiten liebende Nonne in der dritten Geschichte von "Il trittico" verbotenerweise genascht hat.

Walter Lager gehört zu jenen, die noch mit Herbert von Karajan zusammengearbeitet haben. Mit ihm habe er bei großen Opern wie "Aida", "Don Carlo" oder "Le Nozze di Figaro" zu tun gehabt. "Geschimpft hat er mich nie, aber er war stets sehr reserviert. Nur ein Mal habe ich von ihm größtes Lob erhalten. Das war, als ich für Plácido Domingo in ,Maskenball' eine Holzattrappe einer Waffe zu einer zweiläufigen Duellpistole umarbeiten ließ. Da war er sehr angetan." Das war kurz vor Karajans Tod, der den Großteil der Proben geleitet hatte, aber noch vor der Premiere verstarb.

Waffen seien generell ein in Opern häufig benötigtes Requisit. Und immer wieder habe er mit den mit Platzpatronen bestückten Waffen auch "geschossen", berichtet der Requisitenmeister. Etwa, um sie vorab zu testen. So wie einmal, als ein Statist in "Don Carlo" schießen sollte. Auf Wunsch des Regisseurs sollte dabei aus dem Lauf eine Stichflamme kommen. Als Walter Lager die gelieferten Platzpatronen auf der Seitenbühne ausprobierte und damit große Löcher in ein fünf Meter entfernt aufgehängtes Packpapier schoss, erklärte er das Ganze für zu gefährlich und bestellte neue, mit deutlich weniger Schießpulver bestückte Platzpatronen.

Ein anderes Mal wollte Jonas Kaufmann als Don José in "Carmen" (2012) den nötigen Schuss nicht selbst abfeuern. Also stand Walter Lager versteckt hinter der Bühnenwand und sorgte dort mit einer zweiten Pistole für den nötigen Knall.

Seit Walter Lager für die Festspiele arbeitet, war er jeden Sommer für drei Opern und für den "Jedermann" zuständig. Und er sah sich jede Vorstellung "seiner" Stücke an. Den "Jedermann" kennt er auswendig, theoretisch könnte er jede Rolle übernehmen. Von den Gipstischen (sechs pro Vorstellung), die unter Jedermann Tobias Moretti zu Bruch gehen mussten, hat Walter Lager als Andenken eine Miniaturausgabe für zu Hause bekommen. Der hat dort einen Ehrenplatz.

Walter Lagers erster Jedermann war Curd Jürgens. Dessen Premiere im Sommer 1973 war auch Walter Lagers Premiere als Requisitenmeister bei den Salzburger Festspielen. "Damals hatten wir Requisiten noch und nöcher. Früher war die Tafel übervoll gedeckt. Sogar ein ausgestopfter Hirsch ist einmal hereingetragen worden", erinnert er sich. Heuer ist der stets frisch von einem Gärtner gelieferte Blumenkranz für Jedermann Lars Eidinger eine der unzähligen Requisiten, die durch Walter Lagers Hände gehen.

Der Festspielsommer 2022 ist Walter Lagers letzter als Requisitenmeister. Er sei "wehmütig", aber "noch nicht traurig. Das kommt dann vielleicht nächsten Sommer, wenn ich am Domplatz vorbeigehe", meint er. Zwischen Ordnung und Improvisation

Aufgabe von Requisiteuren ist es, Theater- und Filmproduktionen mit Kleingegenständen und Dekorationen auszustatten. Sie organisieren die Gegenstände nicht nur, sondern sorgen auch dafür, dass sie zur richtigen Zeit griffbereit am richtigen Ort liegen. Für den Beruf des Requisiteurs gibt es in Österreich keine formal geregelte Ausbildung. Absolventinnen und Absolventen von Universitäten und Kunstakademien sind im Bereich der Requisite häufig als künstlerische und organisatorische Mitarbeitende tätig. Improvisationstalent, Ordnungssinn und Organisationsfähigkeit sowie Einfallsreichtum zählen zu den Anforderungen an Requisiteure.

Quelle