Domgrabungsmuseum
Das Domgrabungsmuseum liegt teilweise unter dem Domplatz und teilweise unter dem Residenzplatz in der Altstadt von Salzburg. Das Museum gehört zum Salzburg Museum.
Geschichte
Hermann Vetters hatte mit seinen Grabungen 1956 bis 1958, die dank intensiven Bemühungen von Hofrat Dr. Herbert Klein, dem langjährigen Vorstand der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, 1966 bis 1967 weitergeführt werden konnten, rund um den Salzburger Dom, die Vetters damals allein durchgeführt hatte, einen neuen Zweig der Archäologie begründet: Die Mittelalter-Archäologie.
Es war dies die erste große archäologische Forschung, also mit Krampen und Schaufel, die sich überwiegend dem Mittelalter gewidmet hatte. Vorher waren es lediglich vage Interpretationen von Architekten, Baumeistern und anderen "selbst ernannten Archäologen", die meinten, die Abfolge diverser Bauperioden zu kennen. Allerdings hatte eine Domgrabung etwa 40 Jahre später auch Kritiker gefunden und Neuinterpretationen der Tätigkeit von Dr. Vetters bewirkt.[1].
Ursprünglich war geplant, die Ausgrabungen nach Auswertung wieder zuzuschütten. Es war der Initiative von Landeshauptmann DDr. Hans Lechner zu verdanken, dass die freigelegte Grabungsstelle dann aber doch mit einer Stahlkonstruktion überdeckt wurde und der Zugang erhalten blieb. Baurat Dr. Robert Oedl, Geschäftsführer der Gartenauer Betonwerke stellte kostenlos die notwendigen Fertigteil-Deckenträger zur Verfügung. Ein von Dr. Oedl entwickeltes Deckensystem ermöglichte die Fertigstellung der Eindeckung und erstaunlich kurzer Zeit, sodass noch rechtzeitig mit der Aufstellung der "Jedermann"-Bühne für den Festspielsommer 1967 begonnen werden konnte.
Dann war von der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde geplant, dort ein Museum zu errichten, das dem damaligen Museum Carolino Augusteum (heute Salzburg Museum übergeben werden sollte. Doch diese Pläne verzögerten sich. Hofrat Dr. Franz Pagitz, der maßgeblich an den Ausgrabungen beteiligt war, bemühte sich um die Fortführung dieser Pläne. Unter seiner Leitung fanden zwischen 1968 und 1972 kleinere Grabungen im überdeckten Bereich statt. Da die Gesellschaft für Salzburger Landeskunde schließlich nicht die notwendigen Geldmittel für eine endgültige Museumsgestaltung aufbringen konnten, übergaben sie die Grabungen 1973 dem Museum Carolino Augusteum, das die Adaptierungsarbeiten zu Ende führte.
Zu diesen Arbeiten zählte eine leistungsfähige Be- und Entlüftungsanlage, die die Kondensation der Luftfeuchtigkeit verhindert. Frischluft wurde über einen aufgelassenen Kamin des Residenzgebäudes aus etwa 20 Meter Höhe angesaugt, in einer Heizanlage vorgewärmt und in das Grabungsmuseum eingeblasen. Ein eigenes Abluftsystem sorgte für die Ventilation. So war es dann möglich, unter dem Domplatz einen vollwertigen Ausstellungsraum zu schaffen, der keinerlei klimatischen Belastungen ausgesetzt ist.
Das Museum
Der Eingang und Abstieg zum etwa 400 Quadratmeter großen Domgrabungsmuseum liegt im nördlichen Dombogen in der südwestlichen Ecke auf dem Residenzplatz.
Das Domgrabungsmuseum führt hinunter zu den Fundamenten des Doms. Dort - etwa vier Meter unter dem heutigen Niveau - kann man insbesondere die alten Fundamente und das Mauerwerk der Vorgängerbauten des heutigen Doms sehen.
- Dom des Bischofs Virgil (764–774);
- Baureste aus karolingischer und ottonischer Zeit (9.–11. Jahrhundert);
- Fundamentmauerwerk vom Westwerk des sogenannten Hartwig-Doms, errichtet vor 1020;
- Der romanische Konradinischer Dom des Erzbischofs Konrad III. von Wittelsbach (1181-ca. 1200), abgetragen nach dem Brand 1598
- Fundamentmauerwerk des Nord- und des Südturmes auf der Westseite;
- Zubauten aus der Gotik;
- Zubauten aus dem 16. Jahrhundert;
- Fundamente für den großen Dombau unter Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau; dieser Bau kam nicht zur Ausführung;
- Fundament des heutigen Doms, erbaut durch die Fürsterzbischöfe Markus Sittikus und Paris Lodron;
Der zweite Teil der Ausstellung ist der Römerzeit widmet. Südlich der Alten Residenz - etwa vier Meter unter dem heutigen Niveau - liegt ein spätantikes großes rechtwinkeliges römisches Gebäude mit einem Peristyl-Hof (eine Villa oder Gericht) aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts. Darunter liegen römische Bauten aus dem 2. Jahrhundert nach Christus, bestehend aus Mauerwerk, Kanal, zahlreiche Kleinfunde, sowie eine Warmluftheizanlage (Hypokaustum) und mehrere Mosaikböden. Zu sehen sind auch mehrere römische Grabsteine und ein römischer Meilenstein.
Geleitet wird das Domgrabungsmuseum von Dr. Wilfried Kovacsovics.
Auszeichnungen
Das Museum ist mit dem Österreichischen Museumsgütesiegel ausgezeichnet.
Adresse
- Residenzplatz Dombogen
- Telefon: (06 62) 84 52 95 (nur Juli, August) oder (06 62) 62 08 08-131
- Telefax: (06 62) 62 08 08-120
Öffnungszeiten
- siehe Weblink "Besucherinfo" (April 2024 war es geschlossen)
Besucherzahlen
- 2015: 6 061 Besucher[2]
Literatur
- Vetters, Hermann: "Die Domgrabungen in Salzburg. Ein Führer durch das Grabungsmuseum mit einer kurzen Baugeschichte der Mittelalterlichen Domes", Salzburg, 1975
- Kovacsovics, Wilfried K.; Kastler, Raimund: Domgrabungsmuseum Salzburg, Salzburg 2004. 56 S., 52 Abb.
Weblink
Quellen
- Recherchen von Prof. Dr. Wolfgang Vetters, Sohn von Dr. Hermann Vetters
- Homepage SMCA
- Schautafeln, Lagepläne und Legenden im Domgrabungsmuseum
- www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 15. Juni 1975, Seite 33, "Grabungsmuseum unter dem Domplatz", ein Beitrag von Fritz Moosleitner
Einzelnachweise
- ↑ siehe Wilfried K. Kovacsovics, Fritz Moosleitner: Führer durch die Domgrabungen in Salzburg, Salzburg 1987. 48 S., 30 Abb. (dt./ital.-dt./engl.)
- ↑ "Salzburger Nachrichten", 21. Jänner 2016