EZA Fairer Handel

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Gesamtansicht der EZA Zentrale in Weng
EZA Zentrale in Weng, Eingang
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Zentrale in Weng (Köstendorf).
Datei:EZA-Zentrale von Westen
Die Photovoltaik-Anlage 2020.

Die EZA Fairer Handel GmbH ist ein Pionier im fairen Handel mit der Dritten Welt.

Allgemeines

Die EZA Fairer Handel GmbH wurde 1975 als EZA-Entwicklungszusammenarbeit mit der Dritten Welt GmbH als 100 %ige Tochter der niederländischen S.O.S., der ersten alternativen Handelsorganisation Europas, gegründet. Erster Geschäftsführer wird der damalige Sekretär der Katholischen Jugend Österreich, Anton Wintersteller. Wintersteller hatte 1972 als Sekretär der Katholischen Arbeiterjugend Weltläden auf einer Studienreise in den Niederlanden kennengelernt. Drei Jahre intensiver Bemühungen waren notwendig, bis die Idee auch in Österreich Realität wurde.

In einem Stall im Missionshaus Maria Sorg der St. Petrus Claver Sodalität in Maria Sorg in Bergheim befanden sich das erste Lager und Büro. Das Anfangskapital der GmbH betrug 500.000 Schilling, das Geld kam fast zur Gänze aus den Niederlanden von der Stiftung Wereldhandel. Die heimischen kirchlichen Organisationen seien anfangs noch zögerlich gewesen, viele stiegen aber rasch ein, als sie sahen, wie sehr das Unternehmen expandierte, so Wintersteller.

"Damals wurde vielen Menschen klar, dass die Unterentwicklung in den Ländern des Südens mit den ungerechten Handelsstrukturen zusammenhängt. Viele Pfarren wollten sich deshalb auch engagieren", berichtet der Pionier. Neben den ersten Weltläden seien vor allem diese Pfarren mit vielen Solidaritätsaktionen das Rückgrat der EZA gewesen. 1975 startete man mit Kunstgegenständen, Jutetaschen, Tonwaren und Ähnlichem. Fair gehandelter Kaffee kam erst im folgenden Jahr in das Programm und wurde rasch ein Erfolg. "Die Nachfrage war so stark, dass wir oft mit dem Liefern nicht nachkamen."

1977 erregt man mit der Aktion Jute statt Plastik österreichweit Aufregung. Im Jahr 1979 eröffnet der erste EZA-Laden in der Stadt Salzburg (heute: Linzer Gasse 64). Mitte der 1980er-Jahre kämpft die EZA erstmals, aber nicht letztmals, mit negativen Bilanzen, kann sich aber schnell wieder erholen und ihr Wachstum gezielt fortsetzen.

Mit dem Kaffee Orgánico wird 1988 das noch heute führende Spitzenprodukt auf den Markt gebracht: Kaffee aus kontrolliert-biologischem Anbau. Zwei Jahre später ist die EZA Gründungsmitglied der neu geschaffenen EFTA – European Fair Trade Association. 1995 werden die Dritte-Welt-Läden in Weltläden umbenannt und 1999 erobern die EZA-Produkte die Interspar-Märkte der SPAR Österreichische Warenhandels-AG.

1999 wurde Andrea Schlehuber Geschäftsführerin das Unternehmen.

Nachdem das Firmengebäude am Hauptsitz Bergheim aus allen Nähten platzt, erfolgt am 4. Oktober 2004 der Spatenstich für den Neubau im Köstendorfer Ortsteil Weng. Auf einem 7 300 m² großen Pachtgrundstück entstehen eine 2 400 m² Lagerhalle, ein Bürogebäude und ein Verkaufsraum in ökologischer Niedrig-Energie-Haus Bauweise. Das Investitionsvolumen beträgt zwei Millionen Euro. Mit der Übersiedlung im Juli 2005 wird die Firma in EZA Fairer Handel umbenannt. 2007 wird der Neubau nochmals auf nun insgesamt 3 568 m² Nutzfläche erweitert.

Der Neubau heimst drei Preise ein: Landesenergiepreis Salzburg 2005, Energy Globe Salzburg 2005, Energy Globe Austria 2005 in der Kategorie Erde.

Der heutige Geschäftsführer Michael Scherndl (2025) sagt: "Wir setzen uns dafür ein, dass Handelssysteme nicht auf Ausbeutung aufgebaut sind. Wir schrauben unsere Ziele stetig nach oben und können jedes Jahr Verbesserungen erreichen. Wir zeigen, dass fairer Handel wirtschaftlich möglich ist." Klimawandel und Nachhaltigkeit seien große Themen. "So verschiebt sich zum Beispiel der Anbau von Kaffee in höhere Lagen, wo er gut wächst." Bei Ernteausfällen fehlen aber die Alternativen. "Da ist unsere Aufgabe, zu unterstützen und aufzuklären - z. B. mit Aufforstung, Artenvielfalt und Züchtung neuer Sorten, die temperatur- und schädlingsresistenter sind." Im Herbst werden zwei Frauen einer kaffeeproduzierenden Kooperative aus Peru erwartet. Es sind Veranstaltungen in Weltläden und Schulen geplant.

Sortiment

Das Sortiment der EZA umfasst Lebensmittelprodukte, Handwerksartikel, Bekleidung und Naturkosmetik. Zu den beliebtesten Produkten gehören Kaffee, Tee, Kakao, Schokolade und Gewürze. Tücher, Schals, Tragetücher und Taschen sowie Schmuck erfreuen vor allem weibliche Kundschaft.

Beliefert wird die EZA von rund 140 Partnerorganisationen aus 40 Ländern in Afrika, Asien, Lateinamerika und dem Nahen Osten. Zumeist handelt es sich dabei um Kleinbauernvereinigungen und Zusammenschlüsse von Handwerkern.

Verkauft werden die Produkte der EZA über die knapp 90 Weltläden, die Fachgeschäfte für Fairen Handel. Zusätzlich beliefert die EZA Lebensmittelketten, den Naturkostfachhandel, Aktionsgruppen und Institutionen. Insgesamt sind heute in ganz Österreich EZA-Produkte an rund 3 500 Verkaufsstellen erhältlich.

Photovoltaik-Anlage

Die 2020 montierte Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Firmengebäudes ist die erste Anlage mit Bürgerbeteiligung auf dem Dach eines Gewerbegebäudes. 26 Bürger haben sich mit einem Anteilsschein beteiligt und das Vorhaben ermöglicht. Die Solarmodule erzeugen im Vollbetrieb 28,8 Kilowattpeak, damit wird mehr als ein Viertel des Eigenstromverbrauchs gedeckt, der Rest läuft – wie in der Vergangenheit – über Ökostrom. Insgesamt sparte die Anlage im Premierenjahr rund 17,5 Tonnen CO2 ein. Um diese Menge zu binden, braucht es sonst 450 Bäume. Dazu kommen 90 Tonnen Ersparnis durch das Niedrigstenergiehaus-Konzept.

Siehe auch

Bilder

  EZA Fairer Handel – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI

Quellen