Felsbilder
Höhlenmalerei und Felskunst kommen weltweit vor. Auch im Bundesland Salzburg sind Felsritzbilder und Schalensteine bekannt.
Einführung
Seit mindestens 40 000 Jahren haben Menschen weltweit Steinplatten, Felsformationen und Höhlen benutzt, um ihre "Botschaften" zu hinterlassen. "Bevor der Mensch an verschiedenen Orten des Planeten die Schrift erfunden hat, war die bildende Kunst seine hauptsächliche Methode, um etwas im Gedächtnis zu behalten, um Kenntnisse und Botschaften zu übermitteln, und bis heute ist sie für die schriftlosen Völker das wichtigste Mittel zur Aufzeichnung ihrer Geschichte geblieben."
Im alpinen Gebiet Europas gibt es laut Anati (siehe Quelle) hauptsächlich drei Typen von Felskunst:
- A. Eine stark symbolisch-abstrakte Kunst (die manche gar nicht für Kunst halten), die aus cupules und fließenden Linien besteht. Sie zeigt repetitive Merkmale und enthält vermutlich auch wichtige Konstanten.
- B. Eine figurative – oder uns zumindest so erscheinende – Kunst, die Elemente wie anthropomorphe Figuren, Tiere, räumliche Strukturen, Hütten, Waffen und Werkzeuge erkennen lässt und sich auf Felsen befindet.
- C. Schließlich gibt es Monumente und Statuen, verzierte Stelen oder Menhire, häufig auf beweglichen Steinen, mit symbolischem Charakter.
Man geht heute davon aus, dass es sich um drei verschiedene Ausdrucksformen handelt, die parallel zueinander entstanden sind.
Felsritzbilder
- Hauptartikel Felsritzbilder
In Österreich gibt es rund 20 Fundgebiete prähistorischer Felsbilder, die vorwiegend in Niederösterreich, in den Nördlichen Kalkalpen, im Salzburger Seenland, entlang der Traun in Oberösterreich, der Steiermark und nahe der Stadt Salzburg liegen. Nicht wenige Felsritzbilder könnten aus vorgeschichtlicher Zeit stammen, besonders aus den Jahrtausenden der Pfahlbaukulturen an den Salzburger- und Salzkammergutseen, die in einem Tal am Wolfgangsee offenbar einen religiösen Rückzugsraum besuchten und Spuren ihrer religiösen Vorstellungen hinterließen. Im Felsbildermuseum in Spital am Pyhrn (OÖ.) befand sich die erste umfangreiche Dokumentation über die bisher entdeckten Felsritzungen, die aber längst nicht mehr zur Verfügung steht. Die inländischen Experten für Felsritzbilder der österreichischen Kalkalpen sind heute Franz Mandl[1][2] (Fundstellen Ostösterreich), Andreas Kopf (Fundstellen Wolfgangsee), Josef Irnberger (Fundstellen Scheffau am Tennengebirge), Erich Urbanek (Fundstellen Golling an der Salzach) und Wolfgang Kauer (Fundstellen im gesamten Alpenraum und Interpretation gemäß der Methode des internationalen Vergleichs von Petroglyphen und Artefakten).
Das untere Saalachtal, die Berge um Golling und Strobl am Wolfgangsee sind die hauptsächlichen Salzburger Vorkommen von Felsritzungen, die aus allen Zeitaltern stammen können. Einer der populärsten Fundorte ist die postglaziale Lenzenklamm, Teilstrecke eines ehemaligen Pilgerweges. Viele Fundstellen wurden von Helmut Adler (* 1919; † 2002), ehemals Tierarzt in Lofer, entdeckt und dokumentiert. Auf der Festung Kniepass befand sich in den 1990er-Jahren die Dauerausstellung "Felsritzbilder im unteren Saalachtal". Heute noch einsehbar ist der Felsbilderkataster auf der Burg Golling.
Schalensteine
- Hauptartikel Schalensteine
Schalen auf Felsoberflächen können künstlich hergestellte halbrunde Vertiefungen von wenigen bis zu 30 cm Durchmesser sein. Sie wurden oft ausgerieben oder ausgepickelt. Bedeutung und zeitliche Zuordnung der Schalen (cupules) sind umstritten. Im für seine Felskunst weltberühmten italienischen Valcamonica finden sich die "Felsen mit cupules häufig am Rand von Arealen mit figurativen Bebilderungen und entlang der Pfade, die zu ihnen hinführen. Sie könnten also als Wegzeichen oder Stationen fungiert haben, die zu den geweihten Orten führen." Für Archäologen sind Schalensteine bis heute eine Herausforderung, die häufig umgangen wird, da die archäologische Deutung und zeitliche Zuordnung der cupules ohne Fundkontext selbst dort schwer fällt, wo frühe Besiedlungen bereits nachgewiesen sind. Schalensteine können aber auch als Resultat der Tafoni-Verwitterung natürlich entstanden sein. Vom vorgeschichtlichen Menschen wurden sie weltweit kultisch-religiös oder als einfacher Speicher genutzt, gelegentlich auch als Lichtquelle.
Schalensteine umgrenzen in bemerkenswerter Anzahl und Lage das Gebiet um den Oberen Bockhartsee, wo sie in (vor-)römischer Zeit zur Erzaufbereitung verwendet wurden, wobei das Gelände von den Römern nicht vom Gasteiner Tal aus, sondern von Süden her erschlossen worden war. Sie finden sich aber auch an möglichen ehemaligen Kultplätzen wie z. B. auf dem Danielsberg im oberen Mölltal, auf dem nachweislich ein römischen Tempel, der Hercules geweiht war, stand, der wahrscheinlich eine vorrömische Kultstätte abgelöst hat. Flache Schalen in senkrechten Wänden wurden auch als Heilmittel gegen Kopfschmerzen eingesetzt, wie nahe dem Fagerstein in St. Koloman, auf dem Schwarzer Berg und auf dem Falkenstein in St. Gilgen am Wolfgangsee.
Liste der Fundorte
- Hexenwand von Dürrnberg (750 m ü. A.) in Hallein; unmittelbar über dem Gräberfeld; Reste anthropomorpher Gestalten, Radkreuz u. a.
- Ofenauer Berg (Wasserpalfen), nördlich der Salzachöfen im Tennengau (680 m ü. A.); der Steinbruch hat große Teile der Ritzungen auf den hohen glatten Felswänden von kleinen Tobeln zerstört: Drudenfuß, Kreuze, Leiter, Mühlebrett;
- Bluntautal-Wald (500 m ü. A.) im Hagengebirge
- Bachfels: fragmentierte Tierdarstellungen, Rad, Rillen und Näpfchen, Sexualsymbole;
- Phallusstein: Kreuz, Mühlebrett, Pentagramm, Phallus, Rad;
- Siebendreieck: geometrische Motive, Pentagramm, Sexualsymbole;
- Hohlenrand: geometrische Zeichen, Gämse, Hirsch, Sexualsymbole, u. a.
- Oberstes Band: achtzackiger Stern
- Bluntautal-Bachfeld (500 m ü. A.) im Hagengebirge: Kreuz, Leiter, geometrische Zeichen, tierische Motive;
- Bluntautal-Quellwände (520 m ü. A.), Belegstelle II mit Quellaustritt (Quellheiligtum?) am Fuß der Felswände: geometrische Zeichen, Hirsch, Kreuz, Mühlebrett, Pentagramm, Reiter mit Faltenröckchen, Sexualsymbole, Steinbockjagd mit Hund;
- Pass Lueg (580 m ü. A.): Kreuz, menschliche und tierische Motive, Sexualsymbol;
- Wilhelmskapelle (1 060 m ü. A.), Waldpfad Richtung Wilhelmskapelle am Fuß der Fagerwand; Ritzzeichnungen auf Blöcken um die Kapelle; ursprünglich befand sich hier ein Teich, für den die Pollenanalyse eine Datierung ins 2. und 1. Jahrtausend v. Chr. ergibt; die älteren Felsritzungen waren vermutlich um die Wasserfläche angeordnet: Dreiecke, Gitter, Jahreszahlen, Kreuze, Leiter und Linien mit Näpfchen an den Enden, Liniengewirr;
- Zimmereckwände (ca. 1 000 m ü. A.) im Zimmereckwald westlich der Wilhelmskapelle, auf einer Felsrampe aus Riffkalk zeigt ein an eine überhängende Felswand gelehnter Block Kreuze, Mühlebrett, Netze, Pentagramm u. a.
- Helmut-Adler-Felsen (1 350 m ü. A.), Loferer und Leoganger Steinberge. Auf der Forststraße zur Kallbrunnalm bei Weißbach. Inmitten von Bergstürzen Felsblöcke mit Gravierungen: Gitter, Drei- und Vierecke, Netze, verschlungene Linien.
- Schmiederer Felsen (900 m ü. A.), oberhalb der Lamprechtshöhle im Bergsturzgebiet: konzentrische Dreiecke mit Strahlen, Sexualsymbolik wie Dreiecke und Phallus;
- Lenzenklamm (609 m ü. A.); Südlich von Lofer, parallel zum heutigen Flussbett; heute wasserlose Enge, stark verfallene, düstere Schlucht, schwer zugänglich: Zauberer mit großen, langfingrigen Händen, Strich- und Kreuzmotive mit Näpfchen an den Enden, Rauten und andere geometrische Zeichen; auch Darstellungen der Neuzeit;
- Kniepass (560 m ü. A.); geometrische Motive, Rad;
Quellen
- Anati, Emanuel: Höhlenmalerei, Patmos Verlag GmbH & Co. KG, Benziger Verlag, Düsseldorf und Zürich, 1997
- Kauer, Wolfgang: Felsbilder der Alpen. Motive im internationalen Vergleich. Sachbuch, 269 Seiten mit 500 Abbildungen. Verlag Anton Pustet, Salzburg 2019. ISBN 978-3-7025-0932-3
- Kauer, Wolfgang: Felsbilder der Ostalpen. Das Erbe der Mondfrau. Verlag Anton Pustet, Salzburg, 2017 ISBN 978-3-7025-8045-2
- Kauer, Wolfgang: Kult- und Schalensteine. Zeugen der Vorgeschichte in Maurenmassiv, Alpen und Granit-Hochland. Sachbuch. 286 Seiten mit 400 Abbildungen. Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra Herbst 2021. ISBN 978-3-9912-60-42-4
- Kauer, Wolfgang: Wohin Seelen reisen. Inspirative Jenseits-Modelle weltweit und in Petroglyphen. Bibliothek der Provinz, Weitra 2024, 336 Seiten, 420 Abbildungen. ISBN 978-3-9912-62-40-4
- SALZBURGWIKI-Artikel Festung Kniepass
- Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "Felsbilder"
Fußnoten
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Franz Mandl junior
- ↑ Verlinkung(en) mit "enns:" beginnend führ(t)en zu Artikeln, meist mit mehreren Bildern, im EnnstalWiki, einem Schwesterwiki des SALZBURGWIKIs