Salzachöfen

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Eingang zu den Salzachöfen am Pass Lueg
Karte
Blick in die Salzachöfen
Zeitgenössischer Bericht mit Bildern von Carl Jurischek, 1934.

Die Salzachöfen sind ein imposanter Durchbruch der Salzach zwischen Tennen- und Hagengebirge im Dachsteinkalk im Süden von Golling an der Salzach im Tennengau.

Geografie

Vom nahe gelegenen Pass Lueg aus sind es nur wenige Schritte bis zum Eingang zu diesem Naturdenkmal. Die Felswände weisen zahlreiche, durch Wirbelbildung des fließenden Wassers entstandene riesige Erosionskolke auf. An der sehenswertesten Stelle, dem "Dom", scheinen sich die Felswände völlig zu schließen.

Die Salzachöfen weisen hauptsächlich wissenschaftlichen Wert auf. Aber Funde aus der Römerzeit machen sie auch kulturgeschichtlich interessant.

An der geologischen Bruchlinie zwischen Tennen- und Hagengebirge hat sich die Salzach über die Jahrtausende auf einer Länge von ungefähr zwei Kilometern ca. 60 bis 70 Meter tief eingegraben. Ein großer Teil dieser wildromantischen Schlucht ist durch einen Wanderweg erschlossen.

Geschichtliche Notiz

Christoph Perner unternahm kurz vor seinem Tod einen Versuch der Salzachschifffahrt im Bereich vom Pass Lueg und der Salzachöfen. Nach umfangreichen Sprengungen wurden dann aber 1565 die Arbeiten wieder eingestellt, da Christoph Perner starb.

Freizeitnutzung

Als extremes Wildwasser (bei einer Fließgeschwindigkeit von bis zu 30 km/h) ist die Schlucht bei Kanusportlern beliebt, wobei allerdings schon einige Kanufahrer ihr Leben ließen. Die erfolgreiche Erstbefahrung der Salzachöfen schaffte am 6. September 1931 der Österreicher Adolf Anderle mit seinem selbsterbauten Eskimokajak, einem Faltkajak, das er selbst "Fram" nannte. Zeugen dieser historischen Befahrung waren Walter Bezecny und Wilhelm Örley, beide aus Wien. Bei dieser Befahrung betrug der Pegelstand Salzburg 121. Adolf Anderle war damals Mitglied beim Akademischen Kajakklub in Wien, er dokumentierte seine Erstbefahrung auch und wies hier u. a. auch auf die großen Gefahren in den Salzachöfen hin.[1][2][3]

Bis 1950 erfolgten insgesamt etwa knapp dreißig Befahrungen. Sowohl erfolgreiche als auch nicht erfolgreiche, darunter auch tödliche Unfälle.[4] Eine erfolgreiche Befahrung unternahm beispielsweise Kurt Blanke aus Eßlingen (D) vierundzwanzig Jahre nach der Erstbefahrung, er war der dreißigste Kanute, der die Salzachöfen befuhr. Darüber wurde auch in den "Kanusport-Nachrichten" 1956 berichtet.[5][6]

Am 30. Oktober 1971 wurden von österreichischen Kanuten nach Ende der Wettkampfsaison die Salzachöfen bei sehr schwierigen Bedingungen befahren. Kanuten aus dem Wettkampfsport, von den österreichischen Traditionsvereinen im Kanusport Forelle Steyr (Kurt Presslmayr, Franz Zeilner), Kajakverein Klagenfurt (Heinz Dopsch, Manfred Pock, Norbert Sattler, Helmar Steindl, Heimo Müllneritsch, Erich Wilhelmer) und Union Kanu Klub Wien (Michael Neudecker), trafen sich nahe dem Pass Lueg für Vorbereitungen zur Befahrung der legendären Salzachöfen.

Der Einstieg mit den Slalomrennbooten erfolgte etwa 500 Meter oberhalb der Schlucht. Schlüsselstellen waren bereits der Eingangsschwall in die Salzachöfen, folgend dann Flusspassagen mit massiven Felsblöcken und schwierigen Durchfahrten. Besonders die Einfahrt in den sogenannten "Dom", einer schwer verblockten Gefällsstufe. Der Dom, ein imposantes Naturschauspiel, stellte einen Höhepunkt der Befahrung dar. Etwa fünfzig Meter hoch über dem Fluss wölben sich hier das Hagen- und Tennengebirge zu einer Kuppel von gewaltigen Ausmaßen zusammen, die durch riesige Klemmblöcke nach oben abgeschlossen ist (von einer durch einen Weg zugänglichen Felsöffnung, der sogenannten "Kanzel", ist ein Einblick von außen in den Dom möglich). Der Ausfahrt aus dem Dom folgten sehr schwierige Flusspassagen, wovon die schwierigste das sogenannte "Hufeisen" war. Von großen Felsen zusammengepresst strömt hier der Fluss frontal auf einen riesigen Felsblock zu und bildet dort eine schwere Widerwelle, einen massiven Trichterwirbel und "ausgewaschene" Felswände. Mit der Ausfahrt aus dem Hufeisen waren die Anstrengungen beendet. Den österreichischen Kanuten gelang damit eine erfolgreiche Befahrung der Salzachöfen.[7]

Heute können die Salzachöfen im Zuge einer geführten Wanderung auch bis zum "Dom" begangen und im Anschluss mit einem 900 Meter langen Stahlseilrutsche, einem sogenannten "Flying Fox", zur Salzachbrücke bei Ofenau verlassen werden.[8]

Öffnungszeiten

Zu begehen ist die Klamm täglich von Anfang Mai bis Ende Oktober.
Gehzeit vom Parkplatz: fünf Minuten bis zum Eingang, vom Ortszentrum Golling an der Salzach: ca. 60 min.

Bilder

 Salzachöfen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Quellen

Einzelnachweise

  1. Adolf Anderle: Kanu Sport. 13. Jahrgang, Heft 9/1932, S. 93 f.
  2. Österreichischer Kajaksport 1931.
  3. ANNO, Wiener Sporttagblatt, Ausgabe vom 18. Februar 1932, Seite 5: Adolf Anderle †. Bei einer Skitour tödlich verunglückt. Der Tod hat einen der Besten, der Tüchtigsten aus den Reihen der Wiener Paddler gerissen: Adolf Anderle ver­unglückte bei einer Skitour auf dem Wege zur Gamperingalpe bei Liezen; Anderle wollte nachsehen, ob der Träger mit dem Gepäck nachkomme, verirrte sich, stürzte an einer vereisten Stelle über eine Felswand 60 Meter tief ab und war sofort tot. Anderle gehörte dem Wiener Akademischen Kajakklub an und war einer der hervorragendsten Wildwasserfahrer Oesterreichs, sicherlich aber auch der Tollkühnsten einer. Seine Erstbefahrung der Salzachöfen im Spätsommer 1931 erregte nicht nur in Sport-, sondern auch in Laienkreisen allgemein Bewunderung. Anderle, der Hörer der Technischen Hochschule in Wien war, war ein Talent. Er lernte ohne Anleitung, ohne Hilfe das Eskimokunststück, baute sich seine, den Eskimokajaks ähnlichen Boote selbst und war überhaupt ein Paddler, wie es wenige gibt. Ein ruhiges, bescheidenes und aufrechtes Wesen warb ihm viele Freunde, die sein tragisches Geschick tief bedauern.
  4. Kanugeschichte.net. Abgerufen am 23. Oktober 2021.
  5. Salzachöfen, Erstbefahrung – Faltbootwiki. Abgerufen am 23. Oktober 2021.
  6. Kanusport-Nachrichten 15/1956, S. 270.
  7. Dopsch Heinz, Ausklang der Paddelsaison in den Salzachöfen, Österreichs Kanuelite traf sich in Salzburg, in: Österreichs Paddelsport, Nr. 8/9, 1971, S. 2-3.
  8. Erlebnisschlucht.at