Gekieltes Zweizeilblattmoos
Das Gekielte Zweizeilblattmoos (Distichophyllum carinatum Dixon & W.E.Nicholson) ist ein Laubmoos aus der – ansonsten tropischen – Familie der Hookeriaceae, das auch im Land Salzburg vorkommt.
Erscheinungsbild
Das Gekielte Zweizeilblattmoos bildet lebhaft grüne bis bleichgrüne Rasen.[1]
Die Stämmchen wachsen schräg und haben eine Länge von rund 2 cm; sie sind locker verzweigt, unregelmäßig ästig sowie im feuchten Zustand schlaff, im trockenen hingegen brüchig.[1]
Die Blätter sind breit oval zugespitzt und gesäumt. Der Blattrand ist zum Teil ungerollt. Die Blattrippen sind dünn; sie enden vor der Spitze. Die Blattflächezellen sind locker und oval sechsseitig.[1]
Lebensraum
Das Gekielte Zweizeilblattmoos stellt äußerst spezifische Ansprüche an seinen Lebensraum. Es besiedelt tief eingeschnittene Schluchten der Montanstufe, wo es an treppenartigen Absätzen und in Nischen an sickerfeuchten und zugleich vom Regen geschützten, basenreichen Felsschrofen zu finden ist. Die Art benötigt außerdem eine spezifische Kombination aus einem spezifischen Grundgestein, diffuser Lichteinstrahlung, feuchtem Lokalklima und konstanten Sickerwässern, die in Summe den Standorten einen gewissen „tropischen“ Charakter mit gleichmäßig hoher Luftfeuchtigkeit verleiht. Als gegenüber anderen Pflanzen extrem konkurrenzschwache Art wird sie bei einem Wasserüberschuss ebenso verdrängt wie an zu schattigen Wuchsorten.
Vorkommen
Das Gekielte Zweizeilblattmoos ist weltweit nur von 15 Standorten in den Nordalpen (einem in der Schweiz und je fünf in Deutschland und Österreich: Land Salzburg, Vorarlberg) und in Ostasien (China, Japan, Thailand) bekannt. Genetische Untersuchungen konnten keine signifikanten genetischen Unterschiede zwischen Pflanzen aus Deutschland und solchen aus Asien feststellen. Somit scheint es sich um eine vergleichsweise junge Einwanderung zu handeln.
Im Land Salzburg kommt das Gekielte Zweizeilblattmoos
- im Zinkenbachtal in der Flachgauer Gemeinde Strobl und
- in der Seisenbergklamm in der Mitterpinzgauer Gemeinde Weißbach bei Lofer
vor. Im Zinkenbachtal nutzt es Nischen und exponierte, regengeschützte kleinere Felsrippen an einer beschatteten und dauerfeuchten Dolomitfelsschrofe, in der Seisenbergklamm eine Neigungsfläche unterhalb eines Vorsprungs im Schluchtbereich.
Diese Moosart wurde von dem irischen Botaniker Henry Horatio Dixon (1909) während eines Aufenthalts im Wolfgangseegebiet als für die Wissenschaft neu in der Zinkenbachklamm entdeckt und beschrieben. Das Vorkommen wurde von anderen Wissenschaftern bestätigt, dann aber über Jahrzehnte trotz intensiver Suche nicht mehr gefunden.
Gefährdung und Schutz
Wegen der sehr geringen Zahl und Umfänge der Einzelpopulationen, die starken jahreszeitlichen, witterungsbedingten Schwankungen unterworfen sind, gilt das Gekielte Zweizeilblattmoos europaweit als vom Aussterben bedroht. Es ist auch in Anhang II (Arten, für deren Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen) der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen) der Europäischen Union aufgelistet.
Das Europaschutzgebiet Königsbachtal dient insbesondere dem Schutz des erwähnten Zinkenbachtaler Vorkommens.[2] Dem Pflanzenartenschutz untersteht die Moosart im Land Salzburg nicht.
Weblink
- Wikipedia (englisch): Distichophyllum carinatum
Quelle
- Kleesadl G[erhard] & Schröck C[hristian] (Eds.): Floristische Kurzmitteilungen 03 (2023), In: Stapfia 116 (2023), 100–146 (128 f)
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 WWF-Merkblatt Gekieltes Zweizeilblattmoos - Distichophyllum carinatum (2012) Steckbrief: Elisabeth Ris
- ↑ § 2 der Königsbachtal-Europaschutzgebietsverordnung, LGBl. Nr. 44/2017