Pumpspeicherkraftwerk Limberg III

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Bau der Turbine des Pumpspeicherkraftwerks Limberg III im Berg, in dem im Herbst 2024 der Rotor eingesetzt wurde.
Pumpspeicherkraftwerk Limberg III Baufortschritt Ende 2022.
Die Baustelle im Kapruner Tal für die Errichtung des Pumpspeicherkraftwerks Limberg III im Berg.
Die Einfahrt zur unterirdischen Baustelle des Pumpspeicherkraftwerks Limberg III im Berg unterhalb der Limbergsperre des Stausees Wasserfallboden.

Das in Bau befindliche (Stand Herbst 2024) Pumpspeicherkraftwerk Limberg III wird das modernste Pumpspeicherkraftwerk Österreichs. Es wird von der Verbund AG in Kaprun errichtet.

Geschichte

Am 6. April 2021 wurde mit den Arbeiten an Limberg III begonnen. 2025 soll es Strom erzeugen, zwei Jahre früher als ursprünglich geplant. Eine halbe Milliarde Euro wird es kosten. Das Kavernenkraftwerk wird - wie Limberg II - eine Leistung von insgesamt 480 Megawatt haben. Errichtet wird es tief in einem Berginneren.

2,2 Kilometer fehlen noch bis zum steilen Druckstollen. Der ist fertig, sauber und warm, weil der Beton beim Trocknen Wärme abgibt, wie Redakteurin Monika Graf von den SN bei einem Lokalaugenschein im Jänner 2023 feststellte. 100 Kilometer umfasst das Netzwerk aus Tunneln rund um die Speicherseen Mooserboden und Wasserfallboden, viele davon aus den 1950er-Jahren, die Hälfte davon ist befahrbar. Die anderen Tunnels dienen dazu, Wasser von den Speicherseen mit hohem Druck hinunter durch die beiden hochleistungsfähigen Turbinen zu jagen oder wieder hinaufzupumpen. Die Rohre, von denen jeder Teil vier Tonnen wiegt, müssen beim Transport hydraulisch ovalisiert werden, um durch Tunnel oder unter Straßenbrücken durchzupassen.

Das Herzstück des Kraftwerks sind zwei Kavernen. Die größere ist 62 Meter lang, 42 Meter hoch, 25 Meter breit, groß genug, um das Mittelschiff des Stephansdoms zu fassen, erzählt der Projektleiter Christian Rieder. In der Kraftwerks-Kathedrale wird emsig gebaut, der Lärm ist ohrenbetäubend. Widerstand gegen das Großprojekt, wie etwa bei großen Wind- oder Solarparks, gibt es hier nicht. Der Kraftwerksbau hat in Kaprun Tradition. Schon sein Großvater habe beim Bau des Speichers mitgearbeitet, erzählt Rieder, und sei sogar Statist in der 1950er-Jahre-Schmonzette "Das Lied von Kaprun" gewesen. Wegen der guten Voraussetzungen in Österreich gebe es bereits weitere Pläne.

12. September 2024: Der 355 Tonnen schwere Rotor von Maschine 1 wurde im Spätsommer eingebaut. Mit einem speziell ausgerichteten Deckenkran wurde der gigantische Bauteil millimetergenau in den Stator eingefügt. Dieser Rotor ist der schwerste Teil auf der Baustelle und wurde direkt in der 17 Meter hohen Kaverne gefertigt. Fast ein Jahr dauerte die Herstellung im Berg. Beim Einsetzen war dann das Zusammenspiel zwischen Kranfahrer und Einweiser entscheidend. Der Rotor wurde mit nur vier bis fünf Millimeter Spielraum auf den Stator gesetzt, ein Prozess, der Fingerspitzengefühl, Nervenstärke und Präzision erforderte. Nach drei Stunden war der schwierigste Hub des gesamten Projekts abgeschlossen.​

Daten des Rotors

  • Masse Rippenwelle: ca. 90t
  • Masse Blechpaket: ca. 185t
  • Masse Rotor zum Einheben: 372t
  • Nennwirkleistung 240 MW
Beschreibung

Die Drehbewegung des Rotors macht aus Wasserkraft elektrischen Strom im Ausmaß von 240 Megawatt (MW) Leistung. Der Rotor muss erst fertig geschichtet werden und hat dann eine Masse von 355 Tonnen, was dem schwersten Einzelhub der gesamten Baustelle entspricht. Entsprechend robust muss die Welle gebaut sein, um diese gigantischen Belastungen standhalten zu können. Mit atemberaubenden 450-550 Umdrehungen pro Minute ist die Maschine schneller als jedes Rennauto. Das muss sie auch, denn das Pumpspeicherkraftwerk soll nicht nur überschüssigen Strom für den Winter speichern, sondern bei Netzschwankungen in minutenschnelle zum Ausgleich von Spannungsschwankungen einspringen.

Die Grundkonstruktion des Rotors ist die sogenannte Rippenwelle. Diese zehn Meter lange Schmiedewelle mit aufgeschweißten Stahlrippen, wurde bereits im Oktober auf einem Spezialtransporter zur Baustelle in den Berg transportiert und anschließend rückwärts bergauf in die Kraftwerkskaverne gefahren. Dabei wurden beeindruckende 5,5 Kilometer an Tunneln zurückgelegt. Danach wurde die Generatorwelle mit einer speziell dafür konstruierten und angefertigten Kipp- und Hebevorrichtung mithilfe von zwei Hallenkränen millimetergenau aufgerichtet und am Rotor-Montageplatz positioniert.

Auf diese Rippenwelle wird das sogenannte Blechpaket aus unzähligen 0,5 mm dicken Dynamoblechen überlappt geschichtet. Nach mehrmaligen Zwischenpressungen und kontinuierlicher Qualitätsüberwachung wird das Blechpaket abschließend auf 150°C erhitzt um eine Voralterung/Setzvorgang zu erreichen. Nach abschließender finaler Pressung gemeinsam mit beidseitigen Endplatten, wird das fertige Blechpaket auf die Rippenwelle geschrumpft. Dabei wird das Blechpaket auf bis zu 180 °C erwärmt, somit radial aufgeweitet und über Schrumpfleisten auf die Rippenwelle fixiert. Nach diesem Vorgang werden die Wicklungsstäbe in die Rotornuten eingebaut und miteinander hart verlötet. Abschließend werden die beiden äußeren Kappenringe, welche die beiden axialen Enden der Rotorwicklung abstützen, montiert bzw. aufgeschrumpft. Nach einer genauen elektrischen Prüfung ist der Rotor bereit zum Einheben.

Weblinks

  • www.verbund.com, Bilder und Videos über den Bau des Kraftwerks
  • Lage des Kraftwerks auf AMap, aktualisierter Datenlink 24. September 2024

Quellen

  • www.sn.at, 16. Jänner 2023: "Kathedralen bauen für die Wasserkraft", ein Beitrag von Monika Graf
  • facebook Verbund AG, September 2024
  • www.verbund.com, Presse, 13. September 2024: "355 Tonnen schwerer Rotor in Limberg 3 wurde erfolgreich eingehoben"