Schmetterling-Besonderheiten im Land Salzburg
Es gibt mindestens zwei Schmetterling-Besonderheiten im Land Salzburg.
Weltweit einzigartige Falterart kommt ausschließlich in den Salzburger Kalkalpen vor
Ein waschechter Salzburger mit Wohnmobil betitelte die Salzburger Landeskorrespondenz ihre Mitteilung Anfang Jänner 2016.
Warum eine Schmetterlingsart wahrscheinlich zu den seltensten Bewohnern Salzburgs gehört, was Falter in Schneckenhäusern zu suchen haben und wie der Flachgauer Marktgemeinde Thalgau zum Namenspatron für eine Schmetterlingsart wurde, von der es weltweit nur eine Handvoll Exemplare gibt und das nur in Salzburg, entspinnt ein neuer "Salzburger Grenzfall".
Das kleine Falterchen ist eher unscheinbar und verblasst in der Schönheitskonkurrenz mit Schwalbenschwanz und Admiral. Doch haben die weltweit an den Fingern zweier Hände abzuzählenden Exemplare von "siederia talagovensis" mit etwa 15 Millimetern Flügelspannweite ein Alleinstellungsmerkmal: Sie gibt es nur im Bundesland Salzburg. Der Vertreter der Schmetterlinge aus der Gruppe der Sackträger wurde von Forschern bislang nur ein einziges Mal in der Nähe des Fuschlsees auf Thalgauer Gemeindegebiet gefunden und mit dem historischen Namenszusatz "talagovensis" bedacht.
Solche "Endemiten", also Arten, die weltweit nur in einem ganz bestimmten Gebiet vorkommen, werden in Forscherkreisen als Raritäten geschätzt, belegen sie schließlich die Einzigartigkeit der Natur auch in kleinsten Lebensräumen. Eine österreichweite Endemitenstudie weist keine ausschließlich Salzburger Art aus, was den Falter vom Fuschlsee umso besonderer macht.
Blattsackmotten, einmal und nie wieder gesehen
Apropos selten: Ein Experte für Blattsackmotten - ja, so etwas gibt es - namens Beckmann fing im Gasteinertal eine unscheinbare Motte, die im Jahr 1870 mit dem nicht gerade aufmunternden Namen Depressaria beckmanni neu beschrieben wurde. Die Art wurde seither in Salzburg nicht wieder gefunden und gilt als verschollen.
Es vergingen mehr als hundert Jahre, bis 1989 für Salzburg wieder eine Neuentdeckung gelang. Entdeckt wurden allerdings vorerst nicht die Tiere, sondern deren Behausungen, die wegen ihrer länglichen Form keiner bekannten Art zugeordnet werden konnten. So spielten die Schmetterlingsforscher Prometheus und züchteten einige Exemplare, was tatsächlich gelang. Die Schmetterlingsraupen dieser Sackträger, in Fachkreisen Psychidae genannt, schützen sich so vor zu viel oder zu wenig Feuchtigkeit und vor Fressfeinden, müssen allerdings ihr etwas unhandliches "Wohnmobil" mit sich herumschleppen. Der aus Seide, Sandkörnern und Pflanzenteilchen bestehende Köcher wird laufend erweitert und dient weiters als Tarnung.
Ganze 24 Jahre vergingen, in denen zwar viele abgewrackte Wohnmobile, aber nur ein einziges Weibchen dieser Art gefunden wurden, weshalb sich die Salzburger Schmetterlingsforscher Marion und Michael Kurz sowie Christof Zeller 2013 entschlossen, den seltenen Fund als eigene Art wissenschaftlich zu beschreiben. Wer sich zum Entomologen, zum Schmetterlingsforscher, berufen fühlt, kann mit der beim Haus der Natur in Salzburg angesiedelten Arbeitsgruppe Kontakt aufnehmen[1].
Quelle
- Salzburger Landeskorrespondenz vom 7. Jänner 2016