Georg Jung (Kommerzialrat)
Kommerzialrat Georg Jung (* 20. Dezember 1866; † 25. November 1934 in Karlsbad, Böhmen[1]) war Besitzer des Grand Hôtels de l'Europe in der Stadt Salzburg.
Leben
Georg Jung hatte das von seinem Vater 1863, kurz nach Eröffnung der Westbahnstrecke erbaute Hotel, das von Anfang an als erstrangig gedacht war, 1897 übernommen, nachdem es von 1884 an von seiner Schwester[2] geführt worden war. Er verstand es, nicht nur das große Unternehmen, das im Sommer der Mittelpunkt der vornehmen und vornehmsten Welt war und ist, auf seiner Höhe zu erhalten, sondern es auch durch Zubauten 1903 und 1908 zu vergrößern. Insbesondere der letzte Umbau, der unter dem Architekten Prof. Fabiani geschah, gab den Innenräumen ihre heutige großzügige Gestalt.
Die umsichtige Lettung Georg Jungs, der einen großen Bekanntenkreis besaß und der von seinen Gästen als umsichtiger, eleganter Repräsentant seines Unternehmens sehr geschätzt war, vermochte das Hotel de l'Europe auch durch wirtschaftlich schwierige Perioden, wie sie die Nachkriegszeit brachte, glücklich hindurchzubringen. Das internationale Ansehen des Hotels ist heute ein ebenso ungeschmälertes wie in der Vergangenheit,
In der am Freitag, den 21. November 1924 stattgefundenen gründenden Versammlung der Fusionierung des Salzburger Automobil-Club mit dem Gau XIV. Oesterreich, des Allgemeinen Deutschen Automobil-Club wurde Jung in den Ausschuss gewählt.
Am Samstagvormittag, den 3. Dezember 1934 fand auf dem Kommunalfriedhof in der Familiengruft die feierliche Beerdigung statt.[3]
Er war von 1917 bis 1925 Mitglied der Direktion der Salzburger Festspielgemeinde.[4]
Nachruf im Salzburger Volksblatt
Der Tod des Besitzers des Hotel de l'Europe, der in Karlsbad an den Folgen eines Gallenleidens gestorben ist, erregt über Salzburg hinaus allgemeine Teilnahme. Georg Jung hat nicht nur sein Hotel in anerkannt vorzüglicher Weise geführt, sondern sich auch um die Hebung des Wirtschaftslebens intensiv angenommen. Mit Hofrat Friedrich Gehmacher und Professor Damisch zusammen war er nach dem Zusammenbruch bestrebt, durch Festspiele auswärtiges Publikum nach Salzburg zu ziehen. In unermüdlichen langwierigen Verhandlungen gelang es den drei genannten Herren, Reinhardt für den Plan zu gewinnen, den "Jedermann" auf dem Domplatze aufzuführen. In der Halle des Hotel de l'Europa fanden zahlreiche Konferenzen statt. Georg Jung erwies sich hiebei als treibendes Element, das nicht nur den Plan im Großen verfolgte, sondern sich auch bis in die kleinsten Details um die projektierte Aufführung bekümmerte. Den Herren stand ein Kunstrat beiseite, der aus Hofmannsthal, Reinhardt, Schalk und Roller bestand. Georg Jung war es auch, der Dr. Kerber sozusagen entdeckte und ihn in das Sekretariat der Festspielhaus-Gemeinde brachte. Als es später zum Bau des Festspielhauses kam, der bekanntlich in seiner ersten Phase in finanzielle Schwierigkeiten geriet, spendete Georg Jung einen Betrag von 50.000 S.
Mit großer Ausdauer verfolgte Georg Jung auch den Plan der Errichtung eines Golfplatzes in Kleßheim. Er ließ hiezu auf feine Kosten den französischen Fachmann für Anlage solcher Plätze, Architekt Noskowsky, kommen, der über die Eignung von Kleßheim ein sehr günstiges Urteil abgab. Der Plan ging nach und nach weiter, es sollten in Kleßheim Räumlichkeiten und Plätze für die Betätigung eines Country Clubs geschaffen werden, also einer gesellschaftlichen Vereinigung, die sich auch mit Reitsport, Tennis usw. beschäftigt. Man dachte auch an die Anlage einer Rennbahn, für die insbesondere in Wiener Sportkreisen großes Interesse bestand. Die Pläne waren schon weit vorgeschritten, mußten aber infolge der wirtschaftlichen Krise zurückgelegt werden.
In letzter Zeit standen die Pläne wieder im Mittelpunkt zahlreicher Beratungen, an denen auch Wiener Stellen teilnahmen. Es war gedacht, das kleine Hoyos-Schlösschen im Kleßheimer Park für gesellschaftliche Zwecke des Klubs auszubauen, aber vorläufig auf eine Benützung des Sommer- sowie des Winterschlosses zu verzichten und sich auf die Verwendung der Parkanlagen zu beschränken. Noch während seiner letzten schweren Krankheit hat sich Georg Jung mit diesen Plänen intensiv beschäftigt.
Georg Jung ist etwa vor fünf Wochen erkrankt. Die Erkrankung hing nicht mit einem Leiden zusammen, das vor etwa drei Jahren durch eine Operation behoben worden war. Man nahm die jetzige Erkrankung anfangs nicht schwer, es ergab sich aber im Laufe derselben, daß ein Gallenstein die Ursache der Beschwerden sein müsse, über ärztlichen Rat wurde ein Versuch gemacht, durch eine Kur in Karlsbad das Leiden zu beheben. Im Laufe dieser Kur nahmen jedoch die Krankheitserscheinungen in besorgniserregender Weise zu. Es traten wiederholt Schüttelfrostanfälle ein, die, mit hohem Fieber verbunden, den Patienten sehr schwächten. Man entschloß sich daher doch, eine Operation, die man mit Rücksicht auf das Herz des Patienten anfangs vermieden sehen wollte, vorzunehmen. Die Operation ist auch gelungen und brachte einen sehr großen Gallenstein zutage. Wenige Stunden später traten aber neuerliche bedenkliche Erscheinungen ein, die von einem Nichtfunktionieren der Leber ihren Ausgang nahmen und zu tiefer Bewußtlosigkeit führten. Wenige Stunden später ist Jung ruhig verschieden.
Familie
Georg Jung war verheiratet mit Frau Ach, geborene Matt, und hinterließ eine bereits verheiratete Tochter und einen Sohn, den bekannten Kunstmaler gleichen Namens.[5]
Quelle
- ANNO, Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 29. November 1934, Seite 10
Einzelnachweise
- ↑ ANNO, Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 1. Dezember 1934, Seite 5
- ↑ Marie, verheiratet mit Cousin Georg Jung
- ↑ ANNO, Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 3. Dezember 1934, Seite 8
- ↑ Die Kraft einer Vision. 100 Jahre Salzburger Festspiele: Motor für Kultur und Wirtschaft
- ↑ ANNO, Salzburger Chronik, Ausgabe vom 27. November 1934, Seite 8
Vorgänger |
Besitzer des Grand Hôtels de l'Europe in der Stadt Salzburg 1897–1934 |
Nachfolger Georg Jung (Maler), Sohn des Vorgängers |