Kavalierhaus

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Das Kavalierhaus im Kleßheimer Schlosspark.
Einer der beiden linken Seitenräume im Kavalierhaus.
Blick auf Terrasse und Garten beim Kavalierhaus.
Detail eines Lusters im großen Saal im Kavalierhaus.
Das Kavalierhaus.

Das Kavalierhaus ist ein Gebäude im Park des Schlosses Kleßheim in der Flachgauer Gemeinde Wals-Siezenheim.

Geschichte

Erzherzog Ludwig Viktor von Österreich ließ das so genannte "Winterhaus", auch "Winterschloss", von 1881 bis 1882 vom Wiener Architekten Heinrich Ferstel errichten. Nach seinem Tod verkauften die Erben das Schloss 1921 an das Land Salzburg, das es im November 1941 an das Deutsche Reich verkaufte. Vorher, in der Zwischenkriegszeit, war im Gebäude eine Tanzschule. Als "unschöner Fremdkörper im Gesamtkomplex" sollte es einem Neubau als "Kavalierhaus" für internationalen Besuch weichen. Die Planung des Neubaus erfolgt durch das Architektenbüro Reitter & Strohmayr. Die insgesamt 27 Kavalierzimmer wurden mit Damast ausgekleidet. Ab November 1940 wurde das Winterschloss in Kleßheim weisungsgemäß nur noch als "Kavalierhaus" tituliert, das Sommerschloss Kleßheim als "Gästehaus des Führers".

1941 wurden die Architekten Reitter & Strohmayr mit der Anlage zweier Luftschutzbunkerbauten beauftragt. Einer sollte unterhalb des Kavalierhauses entstehen, der andere an der Rückseite unterhalb des Sommerschlosses. Dafür mussten viele der fast fertig gestellten Neubauarbeiten wieder abgetragen werden. So beispielsweise neue Terrasse des Kavalierhauses samt Marmormauerwerk und -stiegen, sowie der halb neu angelegte Garten.

Nach dem Krieg wurde das Schloss 1945 als Reichsbesitz von den Amerikanern beschlagnahmt und zunächst als Hauptquartier genutzt.

Seit 1962 wird das jetzt wieder in Besitz des Landes Salzburg befindliche Kavalierhaus von den Tourismusschulen Salzburg-Kleßheim als Ausbildungsstätte genutzt. Hier wurde auch ein Teil des Internatsbetriebes der Tourismusschulen untergebracht.

Das Haus kann für Veranstaltungen wie Bankette, Empfänge, Seminare oder Hochzeiten gemietet werden. Unter den zahlreichen Gästen und Stars, die im Kavalierhaus auftraten war auch einmal der Schweizer Sänger Vico Torriani (zwischen 1972 und 1977). Das Catering wird dabei von den Tourismusschulen übernommen. Die Räumlichkeiten bieten 350, bei Stehempfängen bis zu 600 Gästen Platz.

Nutzung als Kinderheim Anfang der 1920er-Jahre

Dem Salzburger Volksblatt im Jahr 1921 ist zu entnehmen:[1]

Britisches Kinderheim im Schlosse Kleßjeim.

Heller Kinderjubel erschallt von der großen Wiese, die sich inmitten des weiten Parkes vor der Terrasse des Sommerschlosses bis gegen die weiße Mauer hinzieht, die einen einstigen Fürstensitz umschließt. Bei jeder nur einigermaßen erträglichen Witterung tummeln sich da im Spiele Mädel und Buben von sechs bis höchstens vierzehn Jahren in einfacher, aber dauerhafter und praktischer Heimtracht unter Führung zweier Schwestern und des Leiters des Heimes, Mac Callum. Und der Professor hat den Universitätsdozenten abgelegt, er spielt mit! Nein, er hat wirklich gar nichts Dozentenhaftes an sich, der schottische Gelehrte aus Werdern, dem österreichisches Wesen vertraut ist durch sein langjähriges Wirken an der Wiener Universität und der Exportakademie: er erscheint uns nicht als der Typus der Briten, wie er oft genug geschildert wird. Kinderliebe lacht aus seinen hellen Augen, Güte und Fürsorge sprechen aus seinen Worten. Er liebt die Kinder, sie sind jetzt seine Welt, und die Kinder wiederum lieben ihn, sie hängen an ihm, nicht allein bildlich gesprochen, sondern buchstäblich wie Kletten, wenn er unter ihnen weilt.

Noch ist das Salzburger Kinderheim, das einen Teil des Liebeswerkes der britischen Berkshire Branch of the Save the Children bildet, deren Gründer der anglikanische Pfarrer Dr. Harrison in Reading (Berkshire) ist, und dem Wiener Hilfskomitee mit dessen Präsidenten, Militärattachee Sir Thomas Cuninghame, untersteht, in bescheidenen Anfängen. Derzeit befinden sich nur noch 24 Salzburger Kinder in Kleßheim, die Wiener Kinder sind, neugekräftigt und gesundet, in die Heimat zurückgekehrt. Und auch die Salzburger werden nun nach über viermonatigem Aufenthalte — ach, wie ungern — scheiden, da nach der Herrichtung des Winterschlosses etwa hundert Wiener und Salzburger Kinder gegen Mitte Mai einziehen. Bis jetzt sind die Kleinen in den sehr beschränkten Räumen des Wirtschaftshauses untergebracht, es stehen dort nur fünf Schlafzimmer, ein Spielzimmer und ein Eßzimmer zur Verfügung, das auch als Schulzimmer dienen muß, in welchem ein Salzburger Lehrer Unterricht erteilt; in den Zimmern herrscht bei großer Einfachheit peinlichste Sauberkeit. Der bisherigen Beschränkung soll aber Abhilfe gebracht werden, nicht nur durch die Hinzunahme des Winterschlosses, sondern auch durch Umbau des Marstalles und der Magazinsgebäude zu Beherbergungszwecken, denn leider ist das Sommerschloß, das fast nur große Säle enthält, wegen der Unmöglichkeit, es zu beheizen, in der rauhen Jahreszeit unbenutzbar. Außerdem will Mc Callum in einem Nebengebäude eine Krankenstation einrichten, obwohl er befriedigt erklärt, daß sich bisher bei den schwächlichen Kleinen nur ein nennenswerter Krankheitsfall ereignete. Denn sie gedeihen in der frischen Lust und bei der Ernährungsweise nach dem Pirquetschen System ersichtlich und die Gewichtszunahme bei den Salzburger Kindern von 8 bis 12 Jahren betragen 2 bis 6½ Kilo; einige sehen wie Posaunenengel aus. Zwang und Strafen gibt es nicht, mit Güte werden die Kinder gesittet erzogen: und der Professor rühmte die musterhafte Haltung der Salzburger, die zum größten Teile Arbeiterkinder sind.

Alle Unkosten bestreitet die Mission aus britischen Sammelgeldern, die Landesregierungen Salzburgs und Niederösterreichs — «s kommen nur Kinder dieser Länder in das Heim — geben keine Zuschüsse, die auch nicht verlangt werden, nur die Bettlager sind leihweise beigestellt.

Im selben Jahr inserierte das britische Heim auf der Suche nach Kinderpflegerinnen, Lehrerin, eine musikalische Kinderpflegerin oder Kindergärtnerin u. a. freie Stellen.[2].

Innenausstattung

Im Erdgeschoss in der Mitte des Gebäudes befindet sich ein zentrale großer Raum, der in Blickrichtung zum Garten links von zwei gleichgroßen rechteckigen Räumen und rechts einer kleinen Bar flankiert wird. Rechts gibt es auch eine breite Verbindungstüre in den Ostteil des Gebäudes, wo eine breite Treppenanlage die Geschosse verbindet. Im Kellergeschoss befindet sich die Küche mit Nebenräumen. In einem der Nebenräume war bis in die 1970er-Jahre der Eingang in die Bunkerräume noch zugänglich.

Literatur

Quellen

Einzelnachweise

  1. ANNO, Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 23. April 1921, Seite 3
  2. ANNO, Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 19. April 1921, Seite 8