Judenhof (Goldegg)
Der Ansitz Judenhof ist ein denkmalgeschütztes historisches Gebäude in der Ortschaft March in der Pongauer Gemeinde Goldegg.
Geschichte
Als erster Besitzer nachweisbar ist 1441 Konrad der alte Bründlinger, dem sein Sohn nachfolgt. Es folgten durch Einheirat Mitglieder der Familie Aman von Hundsdorf. Der berchtesgadnische Propst Veit Stöckl zu Schwarzegg erwarb dann 1598 den Ansitz. Veit Stöckl dürfte der Meinung gewesen sein, dass es sich um ein freies Eigen handelte oder zumindest dachte er, er könne es in ein solches umwandeln. Doch 1619, nach einem langen Verfahren um Zuerkennung des freien Eigens, wird entschieden, dass "dieses Judenhof khain gefreyter adeliger Sitz nit" sei. Daraufhin verkaufte Veit Stöckls Sohn Adam 1632 den Hof an Absalom Mayrhofer. Mit Absalom Mayrhofer begann die Reihe der bäuerlichen und bürgerlichen Besitzer (Hans Schattauer, Rupert Mayr, Zwaylinger, Johann Pauer usw.).
Um 1930 kam es zu einer Versteigerung des Gebäudes, die Salzburger Landes-Hypothekenbank bekam den Zuschlag. Unter Hermann v. Rautenberg aus Berlin erhielt der Hof 1938 kurzfristig den Namen "Sonnhof".
Beschreibung des Gebäudes
Der Bau ist im Inneren mit Gewölben und Erkern von hoher Qualität ausgestattet. Von der einst reichen Ausstattung existiert nur mehr ein kläglicher Rest. Ein Teil seiner Inneneinrichtung wurde bei einem Brand 1878 vernichtet. Beim Wiederaufbau verschwanden die beiden Kegeldächer der Eckerker. Der gesamte Baukörper verschwand unter einem hohen, abgewalmten Satteldach. Der beste Teil der Inneneinrichtung, die sogenannte "Goldegger Stube", kam 1883 an das Museum Carolino Augusteum in der Stadt Salzburg. Diese Zirbenholzstube ist 1606 entstanden und wurde unter Veit Stoß in den Judenhof eingebaut.
Verkehrsanbindung
Der Judenhof gilt aus heutiger Sicht als abgelegen, d. h. als verkehrsfern. Vor 1553, als die Straße zwischen Schwarzach und Lend (damals Hirschfurt) durch das Salzachtal gebaut wurde, führte der Weg in mehreren Strängen über die Terassen von St. Veit im Pongau und Goldegg und damit in nächster Nähe am Judendorf / Judenhof vorbei. Der ursprüngliche Weg verlief weiter nach Embach hinauf, von wo er einerseits flussaufwärts über Taxenbach in das Raurisertal hinein und andererseits weiter in den Pinzgau hinauf führte. Der Weg über das Raurisertal ist die Verbindung zum viel benutzten Saumweg über den Rauriser Tauern, auch Heiligenbluter Tauern genannt. Der Saumweg führte weiter zur Straße über den Plöckenpass. Diese Straße wurde im Mittelalter als "obere Straße" bezeichnet, die parallel zum Weg über den Radstädter Tauern, "untere Straße" genannt, eine wichtige Verbindung zwischen Salzburg und Italien - vor allem Friaul und Venedig – war. Die "obere Straße" teilte sich bei der "Fuscher Wegscheide" in zwei Stränge. Der Weg über das Seidlwinkltal, das Raurisertal, Embach, Goldegg und St. Veit im Pongau führt über den Pass Lueg nach Salzburg. Der andere Strang geht westlich davon in das Fuscher Tal hinab und weiter über Zell am See und Bad Reichenhall ebenfalls nach Salzburg.
Nahe Märkte und römische Funde
Nicht weit von diesem Judendorf–Judenhof liegt der wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhundert gegründete Markt St. Veit im Pongau. Noch näher befindet sich das Dorf Goldegg, früher >Goldeggerhof< genannt. Goldegg ist kein Markt, hatte aber als ehemalige Hofmark einen marktähnlichen Charakter. Darüber hinaus liegen mit römischen Funden in Goldegg-Weng im Umkreis des Judendorfes /Judenhofes Hinweise auf die Bedeutung als uralter Verkehrsweg vor.
Bilder
- Judenhof (Goldegg) – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI
Quellen
- Zaisberger, Friederike; Schlegel, Walter: "Burgen und Schlösser in Salzburg", Band "Pongau, Pinzgau, Lungau", 1978, Birken-Verlag, Wien, Seite 29f
- Absatz Verkehrsanbindung umkopiert aus dem SALZBURGWIKI-Artikel Judendorf und dortige Quellen