755.000 Euro für Badehütte am Wolfgangsee

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Eine Badehütte am Wolfgangsee wurde am 1. Dezember 2020 um 755.000 Euro am Bezirksgericht Thalgau von einer Rumänin ersteigert.

Die Geschichte

Für eine nur zwölf Quadratmeter große, baufällige Badehütte an der Luegerstraße in St. Gilgen kamen rund 20 Bietern zur Versteigerung, darunter Rechtsanwälte sowie Bankenvertreter, aber auch der frühere Landesrat Wolfgang Eisl (nunmehr Wirtschaftsprüfer und Steuerberater, im Auftrag einer Klientin bei dieser Versteigerung anwesend und hatte anfangs auch mitgeboten)[1] sowie die Familie eines bekannten Salzburger Berufsfußballers.

Neben dem exorbitanten Preis zeichnet das Objekt der Begierde jedoch zahlreiche Besonderheiten aus: Die Zwölf-Quadratmeter-Hütte steht auf Holzpfählen im Wolfgangsee, dazu ist eine knapp 20 Quadratmeter große Holzterrasse sowie ein kleiner Steg angebaut. In Summe sind es 40,68 Quadratmeter. Die Hütte stellt ein sogenanntes Superädifikat dar, ein Bauwerk, das mit Zustimmung des Grundeigentümers errichtet werden durfte. Grundeigentümer des Wolfgangsees sind die Bundesforste.

Seit 1937 gibt es laut einem Gutachten einen Nutzungsvertrag für die ursprüngliche Fischerhütte. Der verhandelnde Richter am Bezirksgericht klärte die Bieter zuvor auf, dass ein im Jahr 2005 dafür errichteter Nutzungsvertrag 2024 ausläuft. Rein rechtlich könnten die Bundesforste den Vertrag nicht mehr verlängern.

Doch nicht nur dieser Umstand ist speziell: Die Hütte verfügt weder über Strom- noch Wasser- oder Kanalanschluss. Erreichen kann man sie über einen Gehweg sowie eine Böschung im Besitz der Gemeinde.

Peter Egger, Sprecher des Salzburger Landesgerichts, bestätigte auf SN-Anfrage den 755.000 Euro-Zuschlag an die Rumänin, merkte jedoch an, dass letztlich ein Erwerb nur nach den Bestimmungen des Salzburger Grundverkehrsgesetzes erfolgen kann.

Die Immobilien-Treuhänder Schnellinger und Schmidt haben in einem ausführlichen Langgutachten einen Schätzwert für dieses Objekt errechnet: Demnach kamen sie auf 148.700 Euro. Da für den Nutzungsvertrag zusätzlich pro Jahr Miete an die Bundesforste zu zahlen sei, errechneten die Immo-Experten bei einer 100-jährigen Vertragsdauer eine Kapitalisierung von 95.953,07 Euro.

Nicht unerwähnt blieb in dem Gutachten, dass für die baufällige Badehütte seit dem Jahr 2017 eine positive Baubewilligung für einen Abbruch und Neuerrichtung der bestehenden Badehütte in gleicher Größe besteht. Zugestimmt haben dem auch der Naturschutz für das Projekt im Landschaftsschutzgebiet.

Der Verlauf der Versteigerung am Bezirksgericht, bei der anfangs in 1.000er-Schritten, später in 5.000er- und dann in 10.000er-Schritten und höher geboten worden ist, sorgte für Gesprächsstoff in St. Gilgen. Es sei unglaublich, wie viel Geld nur für den Zugang zum See bezahlt werde, auch wenn dabei kein Eigentum erworben werde, lauteten die meisten Aussagen. Rund um den See hätten sich im Laufe der Jahre viele Industrielle, Banker und vermögende Erben herrliche private Anwesen geschaffen.

Im Schätzgutachten der Immobilienexperten beschrieben diese auch die Bandbreiten bei Grundstückskosten rund um den Wolfgangsee: So sind für bebaubare Seeparzellen in St. Wolfgang bis zu 3.000 Euro pro Quadratmeter zu bezahlen, in St. Gilgen bis zu 2.500 Euro. Für Badeplätze werden zwischen 400 und 530 Euro pro Quadratmeter bezahlt. Weiter vom See entfernt kosten Grundstücke bis zu 600 Euro pro Quadratmeter, wobei es in Einzelfällen bis zum Dreifachen des Preises gehen könne.

In einer ersten Reaktion bezeichnete St. Gilgens Bürgermeister Otto Kloiber junior das Ergebnis der Versteigerung als unglaublich. Das Objekt sei es nicht wert, man könne nichts verändern. An den Seegrundstücken habe es in den 1980er-Jahren die letzte Baugenehmigung gegeben, seitdem nur Bewilligungen für die Sanierung von bestehenden Bootshütten. Und bezüglich eines "freien Zutritts zum See" antwortete Kloiber: "Wir haben in St. Gilgen sieben Badeplätze, die für die Öffentlichkeit kostenlos zugänglich sind. Solange ich Bürgermeister bin, wird sich nichts ändern."

Weblink

  • www.sn.at 8. Dezember 2020, Für Seegrundstücke werden Millionen geboten

Quelle

Einzelnachweis

  1. www.sn.at, 4. Dezember 2020