Benutzer:Archiv/Touristische Entwicklung der Wallersee-Ostbucht
Das Kapitel "2021: Ein Hotelneubau erregt die Gemüter" des Artikels Touristische Entwicklung der Wallersee-Ostbucht im Original. Aufgrund der Entwicklungen wurde der Absatz vom Urheber Peter Krackowizer im Mai 2022 überarbeitet und der besseren Übersicht wegen gekürzt.
2021: Ein Hotelneubau erregt die Gemüter

Ende Mai 2021 wurden bei einem Infoabend für Grundbesitzer neue Pläne für ein geplantes Hotel in der Wallersee-Ostbucht bekannt. Hintergrund ist die laufende Überarbeitung des Räumlichen Entwicklungskonzepts (REK): Dieses soll künftig eine größere Fläche für ein Hotel vorsehen.
Diese Pläne haben nun die Anrainer mobilisiert: Sie haben binnen nur vier Tagen 663 Unterschriften gegen ein Hotel gesammelt und der Gemeinde übergeben. Zudem haben sie eine Stellungnahme zur geplanten REK-Änderung erarbeitet. Konkret befürworten die Anrainer eine Revitalisierung des Strandbads in der Ostbucht. "Wir verstehen darunter allerdings nicht naturzerstörende Maßnahmen bei der Errichtung und dem Betrieb einer kommerziell genutzten Hotelanlage mit einem Restaurant auf einer Mole, großflächigen Aufschüttungen im See, Errichtung von Fußball-, Park- und Umkehrplätzen für Busse", heißt es in dem Papier. Vielmehr fordern sie die Wiederherstellung von Biotopen und die Erhaltung der Artenvielfalt. Zudem fürchten sie, dass durch ein Hotel der Seezugang eingeschränkt werden und die Aufschüttung einer Mole zu Algenwachstum und Geruchsbelästigung führen könnte. Auch die Wirtschaftlichkeit des Projekts wird bezweifelt: "Besteht nicht die Gefahr, dass bei fehlender Auslastung das Hotel in Zweitwohnungen umgewidmet wird?"
Auch Landesumweltanwältin (LUA) Gishild Schaufler übt in ihrer Stellungnahme zum REK Kritik: "Der Schutzzweck des dortigen Landschaftsschutzgebiets ist mit einem großen Hotelbetrieb nicht vereinbar. Die Aufschüttung des Sees finde ich aber noch ärger. Das ist nicht bewilligungsfähig, weil dadurch Lebensraum verloren geht." Sie wünscht sich, ebenso wie die Anrainer, mehr Transparenz: "Es wäre gescheit, wenn die Gemeinde mit uns vorher darüber redet, weil man sich vielleicht Enttäuschungen, Kosten und Ärger spart."
Auch der Neumarkter SPÖ-Vizebürgemeister David Egger stellt sich hinter die Anrainer: "Die 660 Unterschriften sind über zehn Prozent unserer 6 200 Einwohner. Das ist eine starke Stimme, der sollte man Gewicht schenken." Statt für ein Hotel tritt Egger für eine Revitalisierung des veralteten Strandbads ein: "Dazu braucht es ein ordentliches Bistro, Spielplätze, eine Sportanlage." Er befürchtet durch ein Hotel zudem Kosten für einen Kreisverkehr, die Aufschließung und eine Kanalerweiterung von mehreren Millionen Euro für die Gemeinde.
Bürgermeister Adi Rieger (ÖVP) tritt offen für ein Hotel ein. Er betont aber, dass es noch kein konkretes Projekt gäbe und daher die Aufregung verfrüht sei: "Wir nehmen die Kritik der Anrainer und der LUA aber sehr ernst." Er hält aber fest, dass schon im derzeitigen REK ein Hotel möglich sei, und hofft auf bis zu 100 Jobs: "Und es gibt noch die anderen 90 Prozent der Bürger, die nicht gegen ein Hotel sind." Dass die Mehrheit eines wolle, habe sich im Agenda-21-Prozess gezeigt. Zudem sei fix, dass durch ein Hotel das Strandbad nicht kleiner werden solle; der Campingplatz müsse aber weichen: "Wir prüfen, ob im neuen REK ein kleinerer Camping-Standort möglich ist."
Auf SN-Anfrage präzisiert der Projektentwickler, Andreas Gruber (40), seine Hotelpläne: "249 Betten auf 4-Stern-Niveau wären eine mögliche Größenordnung; darüber braucht man eine UVP. Wunsch wäre auch ein eigener Seezugang. Zweitwohnsitze sind ausgeschlossen." Der Stadt-Salzburger, der Inhaber der Firma AG Consulting ist, sagt, dass dazu 20 000 m² Grund und ein Investment von 20 Millionen Euro nötig seien. Als möglicher Betreiber sei die Marriott-Gruppe interessiert. Gruber sagt, dass ein Hotel auch einen Mehrwert für die Einheimischen habe: "Die Gemeinde will einen Platz, wo man Hochzeiten und Familienfeiern machen kann - und wo Jobs und Praktikumsplätze für die 2&nsp;000 Schüler im Ort entstehen. Es bringt auch Einnahmen für die Gemeinde."
Gruber bestätigt, dass neben dem Campingplatz auch der Waldkindergarten für das Hotel weichen müsse: "Der könnte aber weiter in den Wald hineinverlegt werden." Der Zeitplan? "Wenn es optimal läuft, könnten wir in fünf Jahren zu bauen beginnen."
Im neuen Neumarkter REK soll auf einer Waldfläche, die dem Land gehört, in der Südostecke der Bucht, ein Areal ausgewiesen werden, in dem ein Hotel möglich sein soll, sagt Bgm. Adi Rieger (ÖVP): "Wenn, dann sollen es aber mehrere Gebäude werden."
Weichenstellung für die touristische Entwicklung in der Wallersee-Ostbucht
Nach Bekanntwerden der Veranstaltung Ende Mai 2021 befragte der Neumarkter Stadtschreiber Bürgermeister Adi Rieger zu diesem Thema und veröffentlichte am 22. Juni 2021 folgenden Beitrag:
Salzburg | Flachgau | Neumarkt am Wallersee | 22. Juni 2021| Ein neues Hotel in der Wallersee-Ostbucht? Keinen Campingplatz mehr? Kein oder ein kleineres Strandbad für die Neumarkter? Nach einer Anrainer-Informationsveranstaltung Ende Mai über die mögliche zukünftige Entwicklung in der Wallersee-Ostbucht brodelt es in der Gerüchteküche. Der Neumarkter Stadtschrei(b)er sprach darüber mit Bürgermeister DI Adi Rieger.
Ein Gesetz ist der Auslöser für Planungen
Das Salzburger Raumordnungsgesetz (ROG) stellt die rechtliche Grundlage für die Salzburger Raumplanung im Bundesland Salzburg dar. Darin heißt es im § 2 Abs. 6, etwas sperrig "Der Tourismus ist unter Berücksichtigung der ökologischen Belastbarkeit und der wirtschaftlichen Tragfähigkeit des Raums, der Erfordernisse des Landschafts- und Naturschutzes sowie der vorrangigen Beteiligung der einheimischen Bevölkerung an der Entwicklung und der Vielfalt der Freizeit- und Erholungsbedürfnisse der Gäste auch durch die Sicherung geeigneter Flächen zu entwickeln und konkurrenzfähig zu erhalten."
Nach dem ROG obliegt der Gemeinde die räumliche Ordnung und Planung des Gemeindegebietes mit den drei Planungsinstrumenten des Räumlichen Entwicklungskonzeptes (REK), der Grundlage für die Aufstellung des Flächenwidmungsplans und der Bebauungspläne. Das REK musste bisher spätestens alle 15 Jahre überarbeitet werden. Das letzte REK für Neumarkt am Wallersee stammt aus dem Jahr 2008.
Die "Agenda 21" klärte die Bedürfnisse
2015 begannen die Gemeinden der PlusRegion – Köstendorf, Neumarkt am Wallersee und Straßwalchen – mit den Erhebungen der Bedürfnisse ihrer Bürger im Rahmen eines "Agenda 21"-Prozesses. Das war ein Prozess, in denen örtliche Arbeitsgruppen über die Entwicklung von langfristigen Veränderungen in ihren Gemeinden diskutierten. Von den fünf Projektwerkstätten in Neumarkt am Wallersee beschäftigte sich eine mit der Freizeitgestaltung für Einheimische und Besucher in der Wallersee-Ostbucht. "In der Ostbucht steppt der Bär – oder chillt"
Diesem Zitat (aus der Broschüre "Zukunftsprofil Neumarkt: Leitthemen – Entwicklung – Ausblick") folgen grundsätzliche Bekenntnisse der Bürger und der Stadtgemeinde zu einem öffentlichen Seezugang (ggf. gegen Parkgebühr), zur Erweiterung des Sport- und Spielangebots mit frei zugänglichen Sportanlagen, zur Erarbeitung eines Konzepts, das den See für Open-Air-Veranstaltungen attraktiver machen soll, zur Gestaltung des Campingplatzes (runderneuern oder auflassen) sowie zur Ansiedlung eines Hotels mit Wellness-Schwerpunkt.
Die im Mai stattgefundene Informationsveranstaltung wurde von Bürgermeister DI Adi Rieger, Mag. (FH) Andreas Gruber (Immobilienentwicklung "Gepflegtes Wohnen Immobilien GmbH"), Architekt Univ.-Ass. Mag. Florian Medicus (Dacuna, Büro für Architektur und Stadtplanung, Salzburg) und Dipl.-Ing. Georg Zeller (staatlich befugter und beeideter Ziviltechniker und Ingenieurkonsulent für Raumplanung und Raumordnung) geleitet. Dabei wurden aufgrund der Ergebnisse der Projektwerkstätte mögliche Ausbaupläne sowie das Projekt eines Wellness-Hotels einer inländischen Hotelentwicklungsfirma den Anrainern im Grundsatz vorgestellt.
"Im Falle der Realisierung dieses Hotelprojektes wird besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass das bestehende Freizeitangebot in Neumarkt ideal ergänzt wird und es insgesamt zu einer qualitativen Verbesserung in diesem Bereich kommt, von dem alle Neumarkterinnen und Neumarkter profitieren sollen" sagt Bürgermeister Rieger.
"Im Grundsatz" heißt: Die Stadtgemeinde muss einerseits ihrer rechtlichen Verpflichtung nachkommen ein neues REK beim Land Salzburg einzureichen, und andererseits darin die mögliche touristische Entwicklung bis 25 Jahre nach in Rechtskraftreten des neuen REK in Grundzügen festlegen.
"Dazu darf angemerkt werden, dass bereits im aktuellen REK aus dem Jahr 2008 eine touristische Entwicklung in der Wallersee-Ostbucht mit dem Ziel der Neuordnung, Gestaltung und Aufwertung inklusive der Errichtung eines Hotels vorgesehen war. Alle Maßnahmen sind unter dem Aspekt der naturräumlichen Wertigkeit des Landschaftsraumes auf Grundlage eines naturraumbezogenen Gesamtnutzungs- und Gestaltungskonzeptes zu setzen. Das neue REK soll 2023 in Rechtskraft treten." erläutert Rieger.
Vereinfacht ausgedrückt: Wird in dem neuen REK kein mögliches Hotel, keine Neugestaltung der Sportanlagen usw. eingeplant kann über diese Entwicklung dann frühestens erst wieder in 25 Jahren diskutiert werden. Das ist auch der Grund, weshalb die Stadtgemeinde alle denkbaren Veränderungen in die vorgestellten Pläne einfließen hatte lassen. Welche dieser Pläne dann aber tatsächlich realisiert werden (können), wird sich erst weisen und mit deren Umsetzung kann auch erst frühestens voraussichtlich 2023 begonnen werden.
Blick von Nordosten über den Wallersee: In der linken Bildhälfte am Wallerseeufer der Bereich, der im neuen REK neu geordnet wird. Bildquelle Stadtgemeinde Neumarkt am Wallersee, Urheber nicht bekannt.
Was also könnte sich in den nächsten Jahren in der Wallersee-Ostbucht ändern?
Unter der Annahme, dass der Hotelinvestor seine Pläne tatsächlich realisiert
… käme dieses Hotel an den Standort des Waldkindergartens unter Nutzung der angrenzenden Flächen (z. B. des Minigolfplatzes und des Strandbades); der Durchgang zur Uferpromenade muss für alle offen bleiben. Das Hotel, die Wellness-Einrichtungen und die Hotelgastronomie sollen nicht nur Hotelgästen, sondern ebenso Einheimischen und anderen Tagesgästen zur Verfügung stehen;
… würde das Strandbad in seiner Größe erhalten bleiben oder sogar vergrößert werden; etwaige neue Flächen könnten durch Aufschüttungen im Strandbadgelände geschaffen werden;
… würde der Campingplatz aufgelöst werden und anstelle käme ein zentraler "Marktplatz" mit Busumkehrplatz und einem größeren Parkplatz sowie die sportlichen Freizeiteinrichtungen wie Minigolf- und Beach-Volleyball-Platz. Zum neuen Standort des Eingangs ins Strandbad, der Toiletten und einem kleinen Restaurant gibt es noch keine Überlegungen.
… würde eine neue Umfahrungsstraße an der östlichen Seite des Campingplatzes (Wiesenrand) errichtet werden, die bis zur Verbindungsstraße nach Thalham beim Fisch- und Schneckenrestaurant Seehotel Winkler geführt werden könnte;
Wie oben erwähnt, handelt es sich derzeit nur um grobe Planungen. Laut Bürgermeister Rieger gibt es noch kein Detailkonzept.
Kommt kein Hotel, bliebe wohl vieles beim Alten, bis auf das derzeitige Strandbad-Campinggebäude, das abgerissen und in verkleinerter Form neu errichtet werden würde. Und da rund um den See ein Streifen dem Land Salzburg gehört, muss dieses ja auch noch seine Zustimmung für z. B. die Aufschüttung geben. Auch der Naturschutz könnte noch ein Wörtchen bei den für den Hotelbau notwendigen Bewilligungen mitreden.
Rieger unterstrich, dass sich alle Fraktionen in der Gemeindevertretung einig sind, dass es sich bei diesen Planungen um eine Aufwertung der Wallersee-Ostbucht handeln würde. Wie es die Camper sehen, die dann nicht mehr ihren Sommer hier verbringen können und die Neumarkter, die eine wohl völlig neu gestaltete Landschaft vorfänden, könnten ja noch zu Veranstaltungsthemen in den nächsten Jahren werden.
Quellen
- www.sn.at "Anrainer sammelten 660 Unterschriften gegen Hotel in der Wallersee-Ostbucht", 12. Juli 2021
- Neumarkter Stadtschreiber vom 22. Juni 2021 "Weichenstellung für die touristische Entwicklung in der Wallersee-Ostbucht"