Birgit Schmid
Birgit Schmid (* 21. August 1974 in Mühlbach am Hochkönig) ist Falknerin.
Nach der HAK-Matura in St. Johann im Pongau machte sie eine Ausbildung im Bereich Kunsthandwerk und Design und arbeitete in einer Kunstglaserei in Villach. 1997 machte Schmid den Jagd- und den Falknerschein. Seitdem arbeitet sie als Falknerin am Historischen Landesfalkenhof Burg Hohenwerfen in Werfen, wo sie auch einige Jahre wohnte. Überdies ist sie begeisterte Fliegenfischerin.
Vorgestellt ist eine Beitragsreihe in den "Salzburger Nachrichten". Das SALZBURGWIKI hat hier den Originaltext übernommen. Dieser kann wiederholende Teile zu obigem Lebenslauf enthalten, sollte aber im Sinne eines Zeitdokuments nicht korrigiert werden.
Mit dem Zwerghuhn ihres Vaters hat vor vielen Jahren alles angefangen: Nach einigen Dressur-Einheiten hüpfte es endlich vom Boden auf die Hand von Birgit Schmid, wo ein Maiskorn als Belohnung wartete.
"Damals erkannte ich, dass man nicht nur Hunde abrichten kann", sagt die 32-jährige Pongauerin, die seit zehn Jahren auf der Burg Hohenwerfen als Falknerin beschäftigt ist. Statt mit Zwerghühnern arbeitet sie heute mit Greifvögeln zusammen. "Angst vor den Tieren darf man natürlich keine haben und auch Unsicherheiten nicht zeigen. Sie spüren alles, die Gefühle werden auf sie übertragen. Sehe ich einen Falken an, weiß ich, wie es ihm geht. Ist sein Kopfgefieder gesträubt, ist er schlecht drauf. Dann lass ich ihn lieber erst einmal in Ruhe."
Die Falknerei bedeute, einen Vogel an sich zu binden, indem man ihm immer wieder die Freiheit schenkt. "Etwa während der täglichen Flugshow könnten unsere insgesamt 25 Vögel für immer davonfliegen. Aber sie wissen, bei uns geht es ihnen gut." Zu einem gewissen Grad seien die Tiere aber trotzdem noch wild. "Sie haben Temperament. Da bekommt man als Falknerin schon hin und wieder ein paar Kratzer ab."
Falken, Bussarde, Milane, Eulen, ein Weißkopfseeadler (das Wappentier der USA), einige Adler und ein Geier, mit 2,80 m Spannweite das größte Tier in der Zucht, leben auf der Burg Hohenwerfen. Schmid mag den Steinadler am liebsten, "weil er sehr intelligent ist". Die Falken bewundere sie "für ihren Mut beim Fliegen".
Schmid sagt, sie liebe den Rhythmus der Jahreszeiten. "Im Frühling kümmere ich mich um die Aufzucht, im Sommer helfe ich den Jungvögeln beim Fliegenlernen, im Herbst geht es auf die Beizjagd." Skadi, ihr eigener Falke, brüte derzeit vier Eier aus.
Falken zu züchten, sei keine einfache Sache, "weil diese Tiere monogam und bei der Partnerwahl sehr heikel sind. Außerdem sind die Weibchen um ein Drittel größer als die Männchen. Da kann es auch vorkommen, dass sie ihre bessere Hälfte tötet."
Bis zu 40 Jahre alt könne ein Greifvogel in Gefangenschaft werden, maximal 25 seien es in der Natur, sagt Schmid. "Als vor einiger Zeit eines der Tiere starb, ging mir das sehr zu Herzen. Ich baue zu jedem eine Beziehung auf. Das ist nicht anders als mit einem Hund."
Mehrere Wochen nach dem Schlüpfen, "sobald das Gefieder fertig entwickelt ist", seien die Vögel fähig zu fliegen. "Anfangs sind sie noch unsicher und tollpatschig, aber irgendwann funktioniert es. Es ist faszinierend, wenn sie nach ihrem ersten Ausflug wieder heimkommen. Wenn das Wetter passt, beneide ich sie richtig: Dann würde ich auch gerne fliegen und so weit wie sie sehen können."
O-Ton
- "Mein Beruf ist ungewöhnlich. Die meisten Leute wissen, was ich mache, und interessieren sich dafür. Mein Freund ist selbst Falkner, das macht vieles leichter."
- "Sollte ich irgendwann nicht mehr in der Falknerei arbeiten, werde ich mir auf jeden Fall zu Hause einen Vogel halten."
- "Ich habe jahrelang in der Burg gewohnt. Falkner ist kein Acht-Stunden-Job. In der Zuchtzeit bin ich oft in der Nacht aufgestanden und zu den Tieren gegangen."
Quellen
- Salzburger Nachrichten vom 19. April 2007: Falknerin aus Leidenschaft