Dachsteingebirge



Das Dachsteingebirge gilt als einer der berühmtesten und am besten erforschten Gebirge des gesamten Alpenraumes.
Geografie
Das Dachsteingebirge[1][2] besteht aus dem Dachsteinmassiv[3], seinen westlichen Ausläufern mit Bischofsmützen und Gosaukamm, seinen östlichen Ausläufern Kemetgebirge[4] und Grimmingstock[5] sowie die Berge um den Hohen Sarstein[6] im Norden im Ausseerland[7]
Als mächtiger Grenzwall stellt das zentrale Dachsteinmassiv gleichsam die Verbindung zwischen den Bundesländern Salzburg, Oberösterreich und Steiermark dar. Von den westlichen Ausläufern des Dachsteingebirges entfällt jedoch nur ein kleiner Teil auf das Bundesland Salzburg. Der weitaus größere Teil befindet sich auf oberösterreichischem und ein weiterer Teil auf steirischem Territorium. Der Gipfel des höchsten Berges dieses Massivs ist der Hohe Dachstein mit 2 995 m ü. A., der sich nach neuesten Vermessungen knapp an der Grenze Oberösterreichs - Steiermark auf oberösterreichischem Gebiet.[8]
Im Bundesland Salzburg befinden sich westliche Ausläufer in den Tennengauer Gemeinden Rußbach am Paß Gschütt und Annaberg-Lungötz sowie in der Pongauer Gemeinde Filzmoos.
Charakteristik
Geografisch wird der mächtige Stock des Dachstein noch dem Salzkammergut zugerechnet. Seine Ausdehnung ist eine durchaus beträchtliche und reicht im Westen vom Fritztal bis weit östlich in das Tal der oberen Enns hinein, welche den Gebirgsstock im Süden und Südosten umgrenzt. Im nordöstlichen Teil schließt sich das Ausseerland[9] und im Norden die Hallstätter Gegend an. Beide Regionen umfassen eine Anzahl von Alpenseen, worunter die im Nordwesten des Gebietes gelegenen Gosauseen sowie der Hallstätter See am Nordabfall des Gebirges nicht zuletzt aufgrund der zahlreichen Postkartenmotive die bekanntesten sind. Das Dachsteinmassiv besitzt im Hohen Dachstein den zweithöchsten Gipfel der Nördlichen Kalkalpen und bildet ein Plateau, das mehrere Gletscher trägt. Der Gebirgsstock erreicht im berühmten "Dreigestirn" Torstein[10] (2 948 m ü. A.), Mitterspitz[11] (2 925 m ü. A.) und Hoher Dachstein (2 995 m ü. A.) seine Kulminationspunkte. Weiter östlich davon türmt sich der Großer Koppenkarstein[12] (2 863 m ü. A.) noch einmal zu einem isolierten Kulminationspunkt empor. Weitere bekannte Gipfel des Dachsteinmassivs sind der Hoher Gjaidstein[13] (2 794 m ü. A.) und das Hohe Kreuz[14] (2 837 m ü. A.), welche mit ihren Gratausläufern die Gletschermulden voneinander trennen. Im westlichen Teil läuft das Gebirge im wild zerklüfteten Gosaukamm mit der Großen Bischofsmütze (2 459 m ü. A.) aus. Der östliche Teil bildet ein ausgedehntes Karstplateau mit dem passenden Namen Auf dem Stein[15].
Geognosie
Das Dachsteingebirge besteht zur Gänze aus Karbonatgesteinen und führt seine Genese auf das Erdmittelalter zurück (vgl. Hagengebirge). Die charakteristische Kalkart des Dachsteingmassivs wirkte namengebend auf die gesamte Region der Nördlichen Kalkalpen (Dachsteinkalk). Die äußeren Schichten des Dachsteinkalkes, die namentlich in den steil abfallenden Wandpartien zutage treten, bezeichnen wir als Dachsteinriffkalk, während der Kern des Gebirges aus härterem Gesteinsmaterial, dem so genannten Ramsaudolomit, besteht. Der Grad der Verkarstung erreicht im Dachsteinmassiv seine wohl größte Ausprägung.
Gletscher
Im Dachsteinmassiv befinden sich die größten Gletscher der Nördlichen Kalkalpen, die Dachsteingletscher[16]. Die äußere Morphologie des Gebirges zusammen mit seiner geografischen Lage als Wetterscheide, die häufige Niederschläge begünstigt, sind als die Hauptursachen zu nennen, weshalb sich hier im Gegensatze zu anderen Regionen der Nördlichen Kalkalpen ausgedehntere Gletschergebiete zu bilden und zu erhalten vermochten.
Die größten Gletscher des Dachsteines sind der Reihe nach:
- Der Hallstätter Gletscher[17], der mit einer Fläche von über drei Quadratkilometer zugleich auch der größte Gletscher der Nördlichen Kalkalpen ist. Seine Mächtigkeit ist mit etwa 90 Metern im zentralen Teil noch durchaus beachtlich.
- Der Große Gosaugletscher[18] mit einer Fläche von 1,2 km² und einer Mächtigkeit von etwa 80 Meter im zentralen Teil
- Der Schladminger Gletscher[19] (95 ha) sowie der kleinere Schneelochgletscher[20] (22 ha), der deutlich niedriger im Schatten der Wände des Hohen Kreuzes gelegen ist und hauptsächlich von Lawinen ernährt wird.
Darüber hinaus existieren am Dachstein noch kleinere Eisfelder, die allerdings die Bezeichnung "Gletscher" kaum verdienen; so etwa der Kleine Gosaugletscher, der Nördliche Torsteingletscher[21] und Südliche Torsteingletscher[22] und der einzige Gletscher auf steirischem Gebiet, der kleine Edelgrießgletscher[23], wobei der Erstgenannte sowohl aufgrund seiner Größe wie durch seine äußere Gliederung in Nährgebiet, mit Spaltenbildung im mittleren Bereich und kleiner Zunge im Ablationsbereich noch am ehesten die Kriterien eines wahren Gletschers erfüllt.
Der Hallstätter Gletscher wird zuweilen auch als Karls Eisfeld bezeichnet; er verdankt diesen Beinamen einem Besuch des abenteuerlustigen Erzherzogs Karl von Österreich, der im Jahre 1812 bis zum damals noch weit hinabreichenden Gletscherrand vordrang.
Höhlen
Neben den Gletschern verdienen noch die zahlreichen Höhlen des Dachsteingebirges, nördlich des Dachsteinmassivs, Erwähnung, deren berühmteste die Mammuthöhle und die Rieseneishöhle nahe dem Krippenstein sind.
Tier- und Pflanzenwelt
Der Dachstein gilt in seinem zentralen Teil rings um die Hauptgipfel als eines der am besten erschlossenen Gebiete des gesamten Alpenraumes. Dieser Umstand, zusammen mit dem Sommerskilauf auf dem Gletscher sowie der leichten Erreichbarkeit diverser Gebiete mittels mehrerer Seilbahnen sind die Ursache, weshalb diese viel besuchten Gegenden von sehr vielen Wildtierarten gemieden werden. Auch die nivale Zone rings um die höchsten Gipfel lässt kaum einen üppigeren Pflanzenwuchs zu. Dennoch gibt es auch am Dachstein noch jede Menge stiller Winkel, wo man die einzigartige Gelegenheit erhält, die allerwärts bekannten, alpinen Vertreter unserer heimischen Tier- und Pflanzenwelt zu beobachten. Namentlich der östliche, weniger erschlossene Gebirgsteil birgt einen reichen Fundus an Naturerscheinungen, und besonders die zahlreichen, in die Hochfläche eingebetteten, kleinen Bergseen verleihen dem gesamten Gebiet einen malerischen Reiz. Letzterer Umstand führte zur Deklaration des Steirischen Dachsteinplateaus als Naturschutzgebiet.
Geschichte
Die Region um das Dachsteingebirge ist sehr geschichtsträchtig; ihre Zeugnisse reichen bis in die mittlere Bronzezeit (etwa 1 500 v. Chr.) zurück. Besonders die Gegend um den Hallstätter See hat durch ihre große Bedeutung als Stätte der Salzgewinnung und durch zahlreiche, historische Gräberfunde Weltgeltung erlangt. So bezeichnen wir jene geschichtliche Epoche von 800 bis 400 vor Christus noch heute als Hallstattzeit. Die große historische Bedeutung des Ortes sowie die Einzigartigkeit seiner Landschaft führten 1997 zur Aufnahme von Hallstatt in die Reihe des Weltkultur- und Naturerbes durch die UNESCO.
Wir wissen heute, dass es bereits während der Bronzezeit temporäre Siedlungen auf der Hochfläche des Dachsteinsgebirges gab. Jene Form der Almwirtschaft, wie wir sie heute kennen, entstand allerdings erst während des 12. und 13. Jahrhunderts. Die darauf folgende Klimaverschlechterung, die unter Wissenschaftlern als Kleine Eiszeit oder Neoglazial bekannt ist und etwa bis 1850 andauerte, führte zu einem Rückgang der Almwirtschaft sowie zu einem signifikanten Vorstoß der Gletscher. In jene Zeit um die Mitte des 19. Jahrhunderts fallen auch die Anfänge des modernen Alpinismus und die damit verbundene Erschließertätigkeit in den Alpen.
Die Erstbesteigung des Hohen Dachsteins erfolgte 1835 durch den Alpinisten und Theologieprofessor Peter Karl Thurwieser erfolgt. Jüngste Forschungsergebnisse besagen, dass der danebenliegende, etwas niedrige Torstein schon im August 1819 durch den Salzburger Waldjäger Jakob Buchsteiner im Auftrag Erzherzogs Johann erfolgt war. Lange Zeit meinte man mit dem Torstein den Hohen Dachstein erklommen zu haben. Die eigentliche Erforschung des Dachsteinmassivs und des Dachsteingebirges ist fast ausschließlich das Verdienst eines einzelnen Mannes: des großen Gelehrten und Naturforschers Friedrich Simony[24] (* 1813; † 1896). Dem Dachstein weihte er sein Leben, und Großes hat er im Dienste der Wissenschaft um die Erforschung und Erschließung des Berges geleistet. Wir begegnen seinem Namen auf nahezu allen Wegen der Erschließungsgeschichte, und mit völligem Rechte werden wir durch viele Orte rund um das Dachsteinmassiv und -gebirge, mit denen sein Name verknüpft ist, an diesen vortrefflichen Mann erinnert.
Heute hat sich das Dachsteinmassiv unter den Alpinisten als Wander- und Kletterberg gleichermaßen einen vorzüglichen Ruf erworben. Besonders die berühmt-berüchtigte, 800 Meter hohe Dachstein Südwand[25] des Berges gilt unter Kletterern nach wie vor als bedeutende alpinistische Herausforderung.
Wege und Unterkünfte
Im Nahbereich des Dachsteinsmassivs gibt es ein dichtes Netz von Wanderwegen in allen Schwierigkeitsgraden, welche den zentralen Teil des Gebirges wie ein Lebensnerv durchziehen. Unterkünfte und Hütten aller Art stehen den Besuchern in ausreichender Anzahl zur Verfügung, und die vortrefflichen infrastrukturellen Einrichtungen am Berg gestatten es mittlerweile, die meisten bedeutenden Ziele der Umgebung entweder per Fahrzeug oder Seilbahn zu erreichen. Das Gebiet um den Dachstein darf als ein eigenständiger, in sich geschlossener Lebensraum betrachtet werden und bietet zahlreiche Möglichkeiten für jedermann, der, auf welche Weise auch immer, an der Einmaligkeit dieses Landstriches partizipieren will. Die bekanntesten Hütten der Dachsteinregion sind:
- Adamekhütte [26]
- Austriahütte [27]
- Dachstein-Südwand-Hütte[28]
- Seethalerhütte [29] (Dachsteinwartehütte)
Nördlich des Dachsteinmassivs im Dachsteingebirge
- Krippenstein Schutzhütten
- Dachstein Südwand[30]Simonyhütte
Im Bereich westlich des Dachsteinmassivs entlang des Gosaumkamms
- Gablonzer Hütte[31]
- Hofpürglhütte
Bilder
Dachsteingebirge – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
Weiterführend
Für Informationen zum Thema Dachsteingebirge, die über den Bezug zu Salzburg hinausgehen, siehe zum Beispiel auch den Eintrag im Ennstalwiki zum selben Thema
Literatur
- Begleitheft zur Kompass-Wanderkarte Nr. 20. Kompass-Karten GmbH Rum/Innsbruck, Auflage A4, ISBN 3-85491-022-3
Weblinks
Quellen
- Beiträge im Salzburgwiki sowie die Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Dachsteingebirge
- ↑ Verlinkung(en) mit "enns:" beginnend führ(t)en zu Artikeln, meist mit mehreren Bildern, im EnnstalWiki, einem Schwesterwiki des Salzburgwikis
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Dachsteinmassiv
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Kemtegebirge
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Grimmingstock
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Hoher Sarstein
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Ausseerland
- ↑ Abfrage Österreichische Karte (AMAp)
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Ausseerland
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Torstein
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Mitterspitz
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Große Koppenkarstein
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Hohe Gjaidstein
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Hohes Kreuz
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Auf dem Stein
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Dachsteingletscher
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Hallstätter Gletscher
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Großer Gosaugletscher
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Schladminger Gletscher
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Schneelochgletscher
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Nördlicher Torsteingletscher
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Südlicher Torsteingletscher
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Edelgrießgletscher
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Friedrich Simony
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Dachstein Südwand
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Adamekhütte
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Austriahütte
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Dachstein-Südwand-Hütte
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Seethalerhütte
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Dachstein Südwand
- ↑ siehe Ennstalwiki → enns:Gablonzer Hütte