Kanusport auf der Saalach

Kanusport auf der Saalach wird vor allem im Mittellauf des Flusses im Unterpinzgau betrieben.

Allgemeines

Die Saalach ist mit ihren Klammen und Schluchten ein begehrter Fluss für den Kanusport, sowohl im Freizeit- und Breitensport als auch im Wettkampfsport. Sie zählt im Wettkampfsport (national und international) zu den klassischen Strecken für den Kanuslalom und die WW-Abfahrt (Regatta). Die Slalomstrecke beginnt etwa mit der legendären Hubertuswalze und reicht etwa bis zum Beginn der Teufelsschlucht (Lofer). Bei der WW-Abfahrt ist die St. Martin Schlucht (St. Martin bei Lofer) eine Schlüsselstelle.

Neben international bedeutenden Regatten in den 1970er-Jahren wurden auf der Saalach im Bereich von Lofer auch bereits Weltmeisterschaften im Wildwassersport ausgetragen. Beispielsweise fanden 1998, 2004 und 2013 Junioren Weltmeisterschaften im Kanuslalom statt. Die Wettkampfstrecke begann beim Hubertussteg und endete vor dem Teufelssteg. Seit den 1990er-Jahren findet auf der Wettkampfstrecke für den Kanuslalom auch das Lofer Rodeo statt.

Die Obere Saalach ist für Kanuten ein relativ einfacher Flussabschnitt, der Schwierigkeitsgrad liegt hier bei WW I-II. Die Mittlere Saalach verläuft von der Wildentalbrücke in St. Martin bei Lofer bis zum Hubertussteg in Lofer. Die Strecke verläuft mit mässigem Schwierigkeitsgrad (II) vorbei am Camping Grubhof. Am Ende dieses Abschnitts mündet der Strubbach links in die Saalach. Es beginnt dann die nationale und internationale Wettkampfstrecke für den Kanuslalom bzw. die WM-Slalomstrecke (WW III-IV). Das ist ein sehr interessanter Flussabschnitt mit scharfem Kehrwasser und unterschiedlichen Fahrlinien. Das Ende dieses Abschnitts liegt bei der sogenannten Zielkurve, kurz vor Beginn der Teufelsschlucht. Vor der Teufelsschlucht sollten Hobbysportler unbedingt aussteigen bzw. die Kanufahrt beenden. Der letzte Flussabschnitt der Saalach verläuft von Au grenzüberschreitend bis nach Fronau, Gemeinde Schneizlreuth in Bayern. Die ersten zwei Kilometer nach Au weist die Saalach Gefälle und Verblockungen auf. Es wird dann bis zur Ausstiegsstelle in Fronau zunehmend ruhiger, der Schwierigkeitsgrad liegt hier bei I-III. Die hier angegebenen Schwierigkeitsgrade beziehen sich auf Mittelwasserstand und können sich bei geändertem Wasserstand erheblich ändern. Kanuten im Freizeitsportbereich sollten niemals alleine einen Wildfluss befahren, sondern zumindest zu zweit, idealerweise aber in einer Gruppe mit erfahrenen Kanuten. Unbekannte und schwierige Flussabschnitte der Saalach müssen vor der Befahrung immer besichtigt werden. Das betrifft vor allem die St. Martin Schlucht und den Streckenteil ab Beginn des Teufelsstegs.

Die Flussabschnitte bzw. die Teilstrecken sind sehr unterschiedlich zu bewerten:

  • Schwierigkeitsgrade WW I-III (Obere, Mittlere und Untere Saalach)
  • Schwierigkeitsgrad WW III+ (z. B. die St. Martin Schlucht, hier kann der Schwierigkeitsgrad bei hohem Wasserstand aber auch darüber liegen)
  • Schwierigkeitsgrad WW III-IV+ (z. B. Slalomstrecke)
  • Schwierigkeitsgrad WW V+ (z. B. Teufelsschlucht).

Die sogenannte Teufelsschlucht ist berüchtigt und galt lange Zeit als unfahrbar. Hier passierten bereits schwere – auch tödliche – Unfälle von Kanuten. Ab dem Teufelssteg steigern sich die Schwierigkeiten beinahe kontinuierlich. Besonders schwierige Flussabschnitte sind in der Teufelsschlucht beispielsweise die "Schanze" und die "Dreierkombination". Sonst sind hier hohe Gefällsstufen, große schwierige Walzen und Wellen vorhanden, die großes Können notwendig machen. Sehr große Gefahren sind auch durch "Syphone" vorhanden. Das veranlasst vielfach auch sehr gute Kanuten zum Umtragen dieses Flussabschnitts. Eine sehr gute Besichtigung vor der Befahrung ist für alle Kanuten eine notwendige Bedingung. Das betrifft die gesamte Strecke der Teufelsschlucht. die etwa 300 Meter lang ist. Im Zweifelsfall sollte immer von einer Befahrung Abstand genommen werden.

Wettkampfsport auf der Saalach

Der Kanu Club Braunau am Inn veranstaltete im Herbst 1965 auf der Saalach die erste Wildwasserregatta im Kanusport mit Start bei der Brücke in Au, unmittelbar unterhalb der Wehranlage in Au. Das Ziel befand sich bei der Brücke beim Sportplatz in Unken. Bereits 1965 waren prominente Kanuten im K1 am Start wie beispielsweise Lothar Zentgraf, der Mannschaftsweltmeister in der WW-Abfahrt (3xK1 Herren) von 1965 (D), Hermann Knittel und Siegi Gunzenberger (beide Deutschland). Lothar Zentgraf gewann auch die erste WW-Abfahrt auf der Saalach 1965 im K1.

Die ca vier Kilometer lange Wettkampfstrecke von Au bis Unken war bis zum Jahr 1969 relevant und kam auch noch später zum Einsatz. Diese Veranstaltung im Kanusport entwickelte sich zu einer internationalen Großveranstaltung.

1970 wurde die WW-Abfahrt nach Lofer verlegt und auch der erste Kanuslalom ausgetragen.

Am 8. und 9. August 1970 wurden die 6. internationale Kanuregatta (WW-Abfahrt) und der 1. internationale Kanuslalom auf der Saalach, im heutigen Wildwasserzentrum Lofer (St.Martin bei Lofer), durchgeführt. Neben der internationalen WW-Abfahrt wurde erstmals auch ein internationaler Kanuslalom ausgetragen. Bei dieser Sportveranstaltung waren insgesamt mehr als 150 Wettkämpfer aus verschiedenen Nationen und Vereinen am Start. Im Rahmen der Organisation und der Durchführung waren zudem mehr als einhundert Personen im Einsatz. Die Organisatoren, der ÖPV und der Kanuklub Braunau am Inn, und die Wettkämpfer waren mit einem rasch ansteigenden Wasserstand konfrontiert. Es wurde letztendlich deshalb entschieden den Streckenabschnitt St. Martin Schlucht mit dem sogenannten "Korkenzieher" nicht zu fahren. Der hohe Wasserstand veranlasste einige Kanuten auch auf den Start zu verzichten. Es blieb aber ein hochkarätiges Starterfeld, sowohl beim Kanuslalom als auch bei der WW-Abfahrt über. Ein hoher Sicherheitsmaßstab wurde damals von den Vertretern des ÖPV und des Bayerischen Kanuverbandes (BKV) angewendet und zeigte von einer guten Kooperation zwischen diesen beiden Verbänden. Während des Kanuslaloms betrug die Durchflussmenge 60 m³ pro Sekunde, während der WW-Abfahrt waren es dann 200 m³ pro Sekunde.

Ergebnis Kanuslalom 1970

Den Sieg beim Kanuslalom im MK1 Herren in der Meisterklasse holte sich Kurt Presslmayr (Österreich, Forelle Steyr) mit Tagesbestzeit. Den Sieg in der Jugend B (MK1 Slalom) erreichte Gerhard Peinhaupt (Österreich, , GFC Graz), die weiteren Plätze von Österreichern im MK1 waren: 3. Platz Peter Haas (ÖAV-Tulln), 4. Platz Franz Zeilner (Forelle Steyr), 5. Platz Peter Fauster (KVK-Klagenfurt).

Bei den Damen im WK1 siegte Barbara Sattler (Österreich, KVK-Klagenfurt), im C1 Herren Franz Tutschka (Österreich, UKK-Wien) und im C2 Herren Helmar Steindl, Haimo Müllneritsch (Österreich, KVK-Klagenfurt). Im Teambewerb (3xMK1 Slalom) siegte die Mannschaft vom TSV-München vor Schwaben Augsburg (Langer, Trojowski P., Trojowski H.) und der Mannschaft von Österreich, Forelle Steyr (Kurt Presslmayr, Günter Tremba, Franz Zeilner).

Ergebnis Regatta (WW-Abfahrt) 1970

Im Teambewerb (3 x MK1 WW-Abfahrt) siegte die Mannschaft von CMK München vor den österreichischen Mannschaften Forelle Steyr (Kurt Presslmayr, Günter Tremba, Franz Zeilner) und Union Wien. Im MK1 Meisterklasse siegte Gerhard Peinhaupt (Österreich, GFC-Graz) vor Kurt Presslmayr (Österreich, Forelle Steyr) und Mafred Pock (Österreich, KVK-Klagenfurt). Gerhard Peinhaupt war bereits ein Kanute der Extraklasse, er wurde dann auch dreifacher Weltmeister in der WW-Abfahrt (1 x Einzel, 1977 und 2 x im Teambewerb, 1975 und 1977).

Im MK1 Jugend B siegte Albert Bayer (Deutschland, BKV), vor Franz Zeilner (Österreich, Forelle Steyr), Norbert Sattler (Österreich, KVK-Klagenfurt), Alois Riedl (Österreich, ÖAV Tulln) und Degenhart Pfeiffer (Deutschland, BKV). Im C1 Herren siegte Franz Tutschka (Österreich, UKK-Wien), im C2 Herren Helmar Steindl, Haimo Müllneritsch (Österreich, KVK-Klagenfurt), im C2 Mix Hannelore Spitz, Helmut Ramelow (Österreich, TVN, SWW-Wien), bei den Damen im WK1 Barbara Sattler (Österreich, KVK Klagenfurt) vor Annemie Amslinger (BRD, SV Gendorf) und Gerda Aumayr (Österreich, KC Braunau, Inn). Den Jugendvergleichskampf (Kanuslalom, WW-Abfahrt) Österreich gegen Bayern gewannen die Kanuten aus Österreich.[1]

Vorolympischer Kanuslalom und internationale Kanuregatta (WW-Abfahrt) 1972

Am 5. und 6. August 1972 wurde ein vorolympischer Kanuslalom und eine internationale Kanuregatta (WW-Abfahrt) auf der Saalach im Bereich St. Martin bei Lofer ausgetragen. Im Kanuslalom MK1 Junioren siegte Horst Woppowa (BRD, TSV Schwaben Augsburg vor Wolfgang Dowe (BRD, TV Passau) und Heini Ott (BRD, 1860 München). Im Kanuslalom MK1 Meisterklasse siegte Dieter Loos (BRD, SVGW Frankfurt) vor Norbert Sattler (Österreich, KVK Klagenfurt) und Hans Schlecht (Österreich, ATSV Steyr), Kurt Presslmayr (Österreich, Forelle Steyr) belegte hinter den beiden deutschen Kanuten Volker Trach (BRD, KK Mühlheim) und Ulrich Raysz (BRD, KC Bietigheim) den sechsten Platz.

Im Kanuslalom MK1 Jugend männlich siegte Peter Fauster (Österreich, KVK Klagenfurt) vor Allen Edge (Great Britain) und Nick Wain (Great Britain). Franz Zeilner (Österreich, Forelle Steyr) belegte hinter Steffen Trach (BRD, KK Mühlheim) den fünften Platz. Im Kanuslalom siegten in den Bewerben WK1 Damen Barbara Sattler (Österreich, KVK Klagenfurt), C2 Herren Helmar Steindl, Haimo Müllneritsch (Österreich, KVK Klagenfurt) und C1 Herren Jan Karel (Schweizer Kanuverband).[2][3]

Weltmeisterschaften auf der Saalach im WW-Sport

Auf der Saalach wurden im Bereich von Lofer auch bereits Weltmeisterschaften im Wildwassersport ausgetragen. Beispielsweise fanden 1998, 2004 und 2013 Junioren Weltmeisterschaften im Kanuslalom statt. Die Wettkampfstrecke begann beim Hubertussteg und endete vor dem Teufelssteg.[4]

Weitere internationale Bewerbe und nationale Meisterschaften

Die internationalen Bewerbe auf der Saalach fanden bis 1981 regelmäßig Anfang August statt. 1979 wurde in Lofer die WM-Qualifikation gefahren, vom 16. bis 18. Juli 1982 fand das Europacupfinale hier statt. Deutsche und Österreichische Meisterschaften waren zu Gast, der Deutschlandcup und sein Nachwuchscup sind es bis heute beinahe jährlich.

Vom 23. bis 25. Juli 1993 und 15. bis 16. Juli 1995 war die Strecke Austragungsort von Weltcuprennen.[5]

Das Lofer Rodeo

Auf der Wettkampfstrecke für den Kanuslalom wird auch das Lofer Rodeo seit den 1990er-Jahren ausgetragen. Es dauert zwei Tage und wird jährlich veranstaltet. Die head-to-head Rennen beim Boatercross sind hier sehr attraktiv. Nach Qualifikationsläufen für alle Teilnehmer, innen kommen dann die besten Kanuten ins Boatercross Finale, hier kämpfen vier Wettkämpfer gleichzeitig um die Plätze bzw. um den Sieg.[6]

Quellen

  • Franz Zeilner: Kanusport Wettkampf- und Freizeitsport. Universitätslehrbuch Universität Salzburg, Linz 2007
  • Franz Zeilner: Kanusport Wettkampf- und Freitsport. Möglichkeiten des Kanusports historisch und aktuell. München 2019

Einzelnachweise